
Hamburg Fünfeinhalb Jahre Haft für Überfall auf Seniorin in Blankenese
Wegen eines nächtlichen Überfalls auf eine 88-Jährige im Hamburger Stadtteil Blankenese hat das Landgericht am Freitag einen Angeklagten zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Der 29-Jährige habe sich des schweren Raubes in Tateinheit mit vorsätzlicher Körperverletzung schuldig gemacht, erklärte die Vorsitzende Richterin.
Nach Feststellung der Strafkammer waren der Angeklagte und ein unbekannter Mittäter am 29. Februar vergangenen Jahres gegen 3 Uhr morgens in das Haus der Seniorin eingedrungen und hatten sie beraubt. Der 29-Jährige legte über eine Erklärung seiner Verteidigerin ein Geständnis ab und bekundete Reue.
2.500 Euro erbeutet
Die 88-Jährige schlief in jener Winternacht allein in ihrem Ehebett. Ihr Mann war wenige Wochen zuvor gestorben. Dem Angeklagten und seinem Komplizen war das alleinstehende Haus am Rande eines Parks angeblich bei einem Spaziergang am Vortag aufgefallen. Es wirkte unbewohnt, hieß es im Geständnis des Angeklagten. Er schlug ein Fenster ein und gelangte ins Wohnzimmer. Im Schlafzimmer überraschten die beiden Männer die Frau. Der Mittäter sei bei ihr geblieben, damit sie keine Hilfe rufen konnte, sagte die Richterin. Der Angeklagte durchsuchte die Wohnung nach Wertsachen. Die Täter erbeuteten rund 2.500 Euro Bargeld.
88-Jährige gefesselt zurückgelassen
Vor ihrer Flucht fesselten die Täter die Frau an Hand- und Fußgelenken mit Kabeln und einem Bademantelgürtel. Damit hätten sie die Seniorin daran hindern wollen, schnell Hilfe zu rufen, hieß es. Die Frau konnte sich nach einiger Zeit selbst befreien und die Polizei rufen.
"Frau litt unter Todesangst"
Die Strafkammer hielt dem Angeklagten sein Geständnis zugute, mit dem er der 88-Jährigen eine Aussage vor Gericht ersparte. Allerdings sei der Eindruck entstanden, dass er seinen Tatbeitrag kleinreden wollte. Auch wenn er nicht mit der Anwesenheit einer Bewohnerin gerechnet habe, hätte er die Tat jederzeit abbrechen können. "Die Frau erwachte aus dem Schlaf, litt unter Todesangst. Das ist das, was diese Tat so schwerwiegend macht", sagte die Richterin. Strafverschärfend sei auch, dass die Täter die Seniorin gefesselt zurückließen. "Ihnen war es egal, was weiter mit ihr passierte."
Angeklagter mehrfach vorbestraft
Der Angeklagte war durch eine DNA-Spur überführt und im Dezember vergangenen Jahres in Norwegen verhaftet worden. Er ist nach Angaben des Gerichts vielfach vorbestraft. In seiner Heimat Litauen und in Dänemark wurde er bereits acht Mal verurteilt, unter anderem wegen Diebstahl mit Gewaltanwendung und wegen Hehlerei. Die Staatsanwältin hatte sechs Jahre Haft beantragt. Die Verteidigerin sprach sich für weniger als vier Jahre Haft aus.
Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 05.06.2025 | 17:00 Uhr