Ein Nest mit jungen Amseln.

Hamburg Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen NABU-Aktion: Immer weniger Vögel bevölkern unsere Gärten

Stand: 26.05.2025 14:07 Uhr

"Amsel, Drossel, Fink und Star - alle sind nicht mehr da": So beschreibt der NABU die Situation der Gartenvögel nach der Zählaktion "Stunde der Gartenvögel". Im Norden geht es vor allem den Amseln schlecht.

Über 57.000 Menschen haben an der diesjährigen "Stunde der Gartenvögel" am Wochenende vom 9. bis 11. Mai teilgenommen und dem Naturschutzbund Vögel aus mehr als 39.000 Gärten und Parks in ganz Deutschland gemeldet. Das Ergebnis: Es wurden weniger Vögel gesichtet - im Schnitt nur noch 28,45 pro Garten. Im vergangenen Jahr waren es noch knapp 30, vor zehn Jahren sogar 36 Vögel pro Garten.

Krankheiten, Trockenheit, fehlender Lebensraum

Für den NABU-Vogelschutzexperten Martin Rümmler ist der Rückgang keine Überraschung: "Neben Krankheiten bei bestimmten Arten haben viele Populationen mit fehlender Nahrung, Hitze, Trockenheit und anderen Problemen zu kämpfen“, sagt Rümmler. "Wenn es weniger Biodiversität auf unseren Äckern, am Waldrand, in Gärten gibt, fehlt immer mehr Vögeln die Nahrung, der Nistplatz, der Lebensraum."

In Norddeutschland deutlich weniger Amseln

Besonderes Augenmerk lag bei der diesjährigen Zählung auf den Amseln. Hier gab es bereits die Vermutung, dass sich vor allem in Norddeutschland das tropische Usutu-Virus wieder stärker ausgebreitet hat. "Das scheint sich leider zu bewahrheiten. Dort wurden deutlich weniger Amseln pro Garten gemeldet", so Rümmler.

Eine Infektion mit dem tropischen Virus verläuft bei Amseln häufig tödlich, was den Bruterfolg im Vorjahr deutlich beeinflusst haben kann. Negativer Spitzenreiter mit 31 Prozent weniger Sichtungen von Amseln im Vergleich zum Vorjahr ist Schleswig-Holstein. In Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern wurden jeweils 27 Prozent weniger Amseln gemeldet.

Der Spatz hat den Schnabel bundesweit vorn

Auf Platz eins der am häufigsten gesichteten Vögel landete bundesweit, wie schon sehr häufig in den vergangenen Jahren, der Hausperling - auch Spatz genannt. Es folgen Amsel, Kohlmeise und Star. So ist es auch in Schleswig-Holstein. In Niedersachsen liegt der Haussperling ebenfalls auf Platz eins, gefolgt von Star und Kohlmeise. Die Amsel belegt dort dieses Jahr nur Platz vier. In Mecklenburg-Vorpommern liegt der Haussperling auf Platz eins, gefolgt vom Feldsperling. Auf den Plätzen drei und vier folgen Amsel und Kohlmeise.

Ein Haussperling sitzt auf einem Topfrand.

Der Haussperling belegt seit vielen Jahren den ersten Platz bei der Vogelzählung.

Anders sieht es in Hamburg aus: Dort war die Amsel der am häufigsten beobachtete Gartenvogel. Auf Platz zwei folgt die Kohlmeise vor dem Star und der Blaumeise. Doch auch in Hamburg wurden insgesamt acht Prozent weniger Amseln als im Vorjahr gesichtet. Auffällig in Hamburg ist laut NABU auch der Rückgang bei den Haussperlingen mit minus 21 Prozent.

Langfristige Entwicklungstrends

Eine Analyse des NABU zeigt die Trends in der Entwicklung der 18 häufigsten Gartenvögel zwischen 2006 und 2023 auf. Demnach haben die Sichtungen bei Waldvögeln wie Buntspecht, Eichelhäher und Ringeltaube zugenommen, bei Grünfink, Amsel und Hausrotschwanz immer weiter abgenommen. Damit haben typische Waldvögel den Siedlungsraum erobert, weil sie offenbar in Gärten und Parks gute Bedingungen vorfinden. Gründe für die starken Rückgänge bei insektenfressenden und gebäudebrütenden Arten dürften das Insektensterben und fehlenden Nistmöglichkeiten sein.

NABU setzt sich für besseren Schutz von Vögeln ein

Mit der "Stunde der Gartenvögel" und der Schwesteraktion "Stunde der Wintervögel" (nächste Aktion vom 9. bis 11. Januar 2026) will der NABU herausfinden, welche Vogelarten in Städten und Dörfern am häufigsten vorkommen. Aus den Ergebnissen leiten die Experten Trends zur Entwicklung der verschiedenen Populationen ab und die Tiere können besser geschützt werden, etwa indem geeignete Lebensräume geschaffen werden. Die erste "Stunde der Gartenvögel" fand 2005 statt.

Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | 26.05.2025 | 17:00 Uhr