Reform der Pflegeberufe Aus drei mach eins
Der Weg bis dahin war lang - jetzt hat der Bundestag die Reform der Pflegeberufe verabschiedet. Damit sollen die Ausbildungen in den einzelnen Bereichen vereinheitlicht und der Beruf attraktiver werden. Was genau ändert sich?
Was ändert sich zukünftig bei der Ausbildung?
Aus drei mach eins - das ist der zentrale Punkt. Bislang gibt es getrennte Ausbildungen für Krankenpflege, Altenpflege und Kinderkrankenpflege. Ab 2020 soll damit Schluss sein: Dann gibt es in den ersten beiden Jahren eine gemeinsame Ausbildung mit Unterricht und praktischem Teil.
Danach besteht die Möglichkeit, sich entweder zu spezialisieren, einen generalistischen Abschluss zu machen oder als Pflegeassistent in den Beruf einzusteigen. Außerdem fällt künftig das Schulgeld weg, das noch immer in manchen Bundesländern für die Ausbildung gezahlt werden muss. Und: Geplant ist ein Pflegestudium, das bessere Karrierechancen bieten soll.
Was verspricht sich die Politik von der Reform?
Zweierlei: Zum einen sollen die künftigen Pflegefachfrauen und -männer fit für die Zukunft gemacht werden. Die Aufgaben von Alten- und Krankenpflegern überschneiden sich zunehmend. In Heimen brauchen die Mitarbeiter mehr Wissen über Akutpflege, im Krankenhaus Spezialkenntnisse von Altenpflegern.
Zum anderen soll der Beruf attraktiver werden: Schon heute fehlen Zehntausende Fachkräfte - künftig werden es deutlich mehr sein, weil die Gesellschaft altert.
Hilft die Reform gegen den Pflegenotstand?
Das ist umstritten. Dafür spricht, dass das Schulgeld wegfällt. Außerdem werden die Jobmöglichkeiten vielfältiger: Der Wechsel vom Altenheim ins Krankenhaus oder umgekehrt wird einfacher - allerdings nicht so, wie ursprünglich geplant. Eigentlich wollte die Bundesregierung, dass alle Pflegekräfte drei Jahre gemeinsam lernen und nur einen Schwerpunkt wählen. Dieses Konzept ist jedoch vom Tisch. Es gibt weiterhin unterschiedliche Abschlüsse und Hürden beim Wechsel.
Und ein zentrales Problem bleibt: Pflegeberufe sind vergleichsweise schlecht bezahlt. Daran ändert die Reform nichts - die Politik verweist auf die Tarifparteien.
Wie mühsam war der Weg zur Reform?
Fast ein Jahr hat die große Koalition um das Gesetz gerungen. Mehrfach stand das Projekt, das schon vor fast zehn Jahren angeschoben wurde, vor dem Aus. Die Union hat den eigenen Gesundheitsminister massiv ausgebremst. Die geplante einheitliche Ausbildung sei zu anspruchsvoll für Hauptschüler, hieß es. Sie arbeiten bislang vor allem in der Altenpflege. Die Betreiber der Heime argumentierten ähnlich - wohl auch aus der Sorge, dass sie bei einer einheitlichen Ausbildung genauso viel zahlen müssten wie in der Krankenpflege. Die SPD sagt, sie könne mit dem Kompromiss leben - begeistert aber scheint niemand von der Reform.
Wie sieht die Pflegeausbildung in anderen Ländern aus?
Eines ist klar: Kein anderes EU-Land hat so niedrige Zugangsvoraussetzungen in die Berufe. Hierzulande reicht ein Realschulabschluss. Alle anderen EU-Länder schreiben eine zwölfjährige Schulausbildung vor. Zudem gibt es hier mehrheitlich eine generalisierte Grundausbildung für alle, die Spezialisierung kommt erst danach. Auch das war ein Grund für die ursprünglich geplante Reform - der Wechsel in andere EU-Länder zum Arbeiten sollte einfacher werden. Der Gesundheitsminister Hermann Gröhe konnte sich damit aber nicht durchsetzten.