Sanierungsarbeiten Dauerbaustelle Bundestag
Der Bundestag ist nicht nur das politische Zentrum Deutschlands, sondern auch Dauerbaustelle. In den Gebäuden wird ständig gebaut, renoviert und modernisiert. Was passiert hinter den Kulissen? Warum dauert es so lange?
Glas, Beton, gerade Linien - die Bundestagsbauten rund um das Reichstagsgebäude sehen eigentlich aus wie neu. Von innen wirkt das etwas anders, erzählt der CDU-Abgeordnete Hermann Gröhe: "Mich ärgert, wenn ich durch ein modernes Bürogebäude des Deutschen Bundestages gehe und da steht ein Eimer, weil es reinregnet."
Immerhin sind inzwischen viele Löcher dicht. Trotzdem findet Gröhes Fraktionskollegin Mechthild Heil noch immer Spuren von Nässe, etwa an den Wänden des Jakob-Kaiser-Hauses, dem mit mehr als 1.700 Büros größten Parlamentsneubau.
Heil ist Architektin. Für sie ist klar, warum das Dach des erst 2002 fertiggestellten Gebäudes undicht wurde: "Das ist ein konstruktives Problem - sehr viel Hitze, sehr viel Kälte und irgendwann fängt an, eine Fuge zu reißen. Dann läuft es ins Gebäude und man muss es auffangen."
Undichte Dächer und übelriechende Büros
Alle Bau- und Sanierungsmaßnahmen gehen über den Schreibtisch von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki. Der FDP-Politiker ist auch Vorsitzender der Kommission des Ältestenrates für Bau und Raumangelegenheiten. Neben undichten Dächern muss er sich auch um übelriechende Büros kümmern.
"Was ein großes Problem ist, ist, dass die Abwasserrohre seit 25 Jahren im Gebäudebestand sind und es mittlerweile so kleine Löcher gibt überall, die dann gestopft werden müssen", sagt Kubicki.
Der Betrieb muss weitergehen
Bevor grundlegend saniert werden kann, müssen die Betroffenen raus. Aber Abgeordnete, Mitarbeiter und Verwaltung müssen weiterarbeiten, denn der Parlamentsbetrieb darf nicht unterbrochen werden. Rund 400 Büros zusätzlich sind nötig. Und dass, obwohl der Bundestag eigentlich schrumpfen soll. Dafür gibt es seit 2022 ein buntes Gebäude aus Fertigbauteilen - der Luisenblock West. Andere Bauvorhaben verzögern sich.
"Das Problem haben wir gerade beim Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, dass 2015 eigentlich schon fertig sein sollte", erklärt Kubicki. "Dann gab es einen Wasserschaden und dann gab es lange Streitigkeiten. Und jetzt haben wir Schwierigkeiten, für die Restarbeiten die Firmen zu bekommen, weil eben am Markt alles platt ist."
Auch das erst in den 1990er-Jahren erst komplett umgebaute Reichstagsgebäude wird wieder zur Baustelle, erklärt Kubicki. Unter anderem steht ein energetischer Umbau an: "Erstens hat vor dreißig Jahren keiner wirklich mit dem Klimawandel in der Größenordnung gerechnet, den wir jetzt haben. Zweitens ist es so, dass auch keiner mit dem Erfolg der IT- Technik gerechnet hat. Die ganzen Geräte haben Wärmeabstrahlungen, die irgendwo aufgefangen werden müssen. Das heißt, unser bisheriges Kältekonzept reicht nicht mehr aus, um angenehme Arbeitsplätze zu garantieren."
Zweieinhalb Meter tiefer Sicherheitsgraben
Bagger und Erdhaufen mitten im Parlamentsviertel - die Vorarbeiten für eine neue Kühlung haben begonnen. Und das ist längst nicht alles. Ein neues Besucher- und Informationszentrum soll die provisorischen Container vor dem Reichstagsgebäude ersetzen.
"Und dann kommt hinzu, dass wir das Reichstagsgebäude sichern müssen. Auf die Idee ist eben vor zwanzig Jahren auch noch keiner gekommen, weil eben noch vor zwanzig Jahren keiner auf die Idee kam, mit einem LKW irgendwo reinzufahren", so Kubicki. Ein zweieinhalb Meter tiefer Sicherheitsgraben soll vor dem Reichstag ausgebaggert werden.
Ein Ende der Bauarbeiten des Bundestages ist nicht abzusehen. Das weiß auch Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, SPD: "Manches ist bis heute noch nicht fertig, was hätte fertig sein sollen. Aber da sind wir bei den Unbilden des Baugeschehens. Und das ist nun wieder eine eigene große Welt."