Kandidatur bekanntgegeben Brantner und Banaszak wollen den Grünen-Parteivorsitz
Für den Parteivorsitz der Grünen haben sich die ersten beiden Kandidaten aufgetan: Staatssekretärin Franziska Brantner und Ex-NRW-Parteichef Felix Banaszak wollen gemeinsam antreten.
In die Neuformation der Grünen-Spitze kommt Bewegung. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, Franziska Brantner, und ihr Fraktionskollege Felix Banaszak gaben via Instagram ihre Kandidatur für den Parteivorsitz bekannt.
Brantner ist eine enge Vertraute von Wirtschaftsminister Robert Habeck, der für die Grünen als Spitzen- oder Kanzlerkandidat in die Bundestagswahl ziehen will. Die Frage nach einer "Robert-Habeck-Linie" bei den Grünen beantwortete sie in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Banaszak aber deutlich mit: "Ich kandidiere als Franziska Brantner, und wenn ich gewählt werde, bekommen alle Franziska Brantner." Weiter erklärte Banaszak im Verlauf der Pressekonferenz: "Es ist kein Geheimnis, dass Robert Habeck eine zentrale Rolle für die Grünen spielt und weiter spielen wird."
Brantner kandidiert "mit Demut"
Die 45-Jährige Brantner ist Realpolitikerin und kommt aus dem einflussreichen Grünen-Verband im grün-schwarz regierten Baden-Württemberg. Sie kandiere mit Demut und "wohlwissend, dass es nicht die einfachste Aufgabe ist", sagte sie. Das Land und die Partei würden in schwierigen Zeiten stecken. "Ich mache das, weil ich der festen Überzeugung bin, dass wir dieses Land voranbringen können, dass wir es zusammenbringen müssen."
Sie habe einen klaren Kompass, betont sie - sei aber offen in den Wegen, die zu den Zielen führen. Es ginge nur mit den Bürgern, nicht gegen sie. Brantner räumte zugleich ein: "Regierungsbeteiligung hat ihren Preis. Das bekommen wir Grüne deutlich zu spüren"
"Braucht uns Grüne mehr denn je"
Felix Banaszak schrieb zur Bekanntgabe seiner Kandidatur: "Manchmal muss man all in gehen." Banaszak gilt als wichtiger Drahtzieher des linken Flügels und hat als einstiger Parteichef in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2022 die Koalitionsverhandlungen mit der CDU zur Bildung der schwarz-grünen Landesregierung in Düsseldorf mitgestaltet. Brantner und Banaszak könnten somit auch ein Signal für eine mögliche Machtoption der Grünen nach der Bundestagswahl 2025 senden - eine Koalition mit der Union.
Als er den Landesvorsitz übernahm, seien es ebenfalls "keine rosigen Zeiten" gewesen, sagte Banaszak. Er wisse deshalb, was in der aktuellen Situation gebraucht werde. In 15 Jahren bei den Grünen habe er aber auch erlebt, dass es nach einem Tal wieder bergauf gehen kann. Die Grünen seien eine Partei, die Hoffnung verbreiten wolle - und nicht "den Kopf in den Sand steckt."
Trotz unterschiedlicher Flügel: Grüne wollen geschlossen auftreten
Auf ihre Zugehörigkeiten zu unterschiedlichen Flügeln der Partei ließen sich die beiden Kandidaten für den Parteivorsitz nicht festnageln. "Wir haben zwei Flügel - und fliegen kann man nur mit beiden", so Brandner. Sie habe es an den Grünen immer geschätzt, dass auch mal strittig diskutiert, aber am Ende immer ein Kompromiss gefunden werde. Im Bundeswahlkampf müsse die Partei geschlossen auftreten.
Die jüngst bekannt gewordenen Austritte des Grünen-Nachwuchses "schmerzen", so Brantner weiter. In den nächsten Wochen wollen sie in der Partei den Impuls verbreiten, sich mehr statt weniger einzubringen.
Mit der Kandidatur der beiden wurde außerdem bekannt, dass Grünen-Vizefraktionschef Andreas Audretsch neben seinem Amt die Leitung des Bundestagswahlkampfes übernehmen. Am Mittwoch hatte der komplette Bundesvorstand der Partei mit den Co-Vorsitzenden Omid Nouripour und Ricarda Lang an der Spitze seinen Rücktritt für Mitte November angekündigt.