US-Wahl 2024
US-Wahl 2024 Was Harris und Trump für die Wirtschaft planen
Viele US-Bürger machen ihre Wahlentscheidung von den Wirtschaftsprogrammen von Harris und Trump abhängig. Die zeichnen sich durch deutliche Unterschiede aus - mit möglicherweise auch international erheblichen Folgen.
In einer Sache sind sich beide Präsidentschaftskandidaten einig: Keine Steuern auf Trinkgeld! Donald Trump hatte die Idee zuerst. Wenig später zog Kamala Harris nach. Beide wollen damit Angestellte im Gastrobereich entlasten und gleichzeitig die Personalkrise im Dienstleistungssektor lösen.
Das war es aber auch schon an Gemeinsamkeiten. Ansonsten liegen die wirtschaftspolitischen Strategien beider Kandidaten weit auseinander.
Harris fokussiert sich auf die Mittelschicht
Harris will die Mittelschicht stärken und Familien entlasten, zuerst einmal durch Steuererleichterungen. So plant sie zum Beispiel Freibeträge von 6.000 Dollar für jedes neugeborene Kind und 25.000 Dollar für Erstkäufer von Eigenheimen.
Dadurch bekämen junge Leute einen Fuß in die Tür, sagt die Demokratin, so könnten sie ihren Traum leben, hart zu arbeiten und ein Zuhause zu schaffen. So baue man Wohlstand auf.
Finanzieren will sie dies, indem Unternehmen und Besserverdienende stärker besteuert werden sollen. Experten bezweifeln jedoch, dass dies reichen wird, um die geplanten Subventionen zu decken.
Eine weitere Priorität von Harris sind kleine Betriebe. Startups will sie Steuervergünstigungen von 50.000 Dollar gewähren. Schließlich seien sie "das Rückgrat von Amerikas Wirtschaft".
Trumps Akzent: Unternehmen und Superreiche
Trumps Strategie ist das komplette Gegenteil. Er will die Steuern für Unternehmen und Superreiche senken. Außerdem setzt er auf eine kräftige Erhöhung der Einfuhrzölle. Am liebsten würde er die Einkommenssteuer komplett abschaffen und die Ausfälle durch seine Importzölle kompensieren.
Getreu seinem Grundsatz "America First" plant Trump, eine Abgabe von zehn bis 20 Prozent auf alle Warenimporte zu erheben, auf Güter aus China sogar in Höhe von 60 Prozent, um die heimische Wirtschaft zu schützen.
"Wir wollen die Hunderte Milliarden Dollar aus den Zöllen zum Nutzen unserer Bürger einsetzen und damit unsere Staatsschulden abzahlen", sagte Trump neulich auf dem Detroit Economic Forum. In kurzer Zeit würde dann das Staatsdefizit von 1,8 Trillionen US-Dollar auf praktisch 0 sinken.
Dieser Behauptung widersprechen Ökonomen vehement - sie rechnen vielmehr mit einem starken Anstieg des Staatsdefizits unter Trump. Allerdings würde das Minus auch unter Harris wachsen - aber laut Berechnungen deutlich geringer als unter Trump.
Was US-Ökonomen vorhersagen
Nach einer neuen Umfrage des Wall Street Journal sieht die Mehrheit der US-Ökonomen Trumps Wirtschaftspläne äußerst kritisch, auch wegen seiner Überlegungen, stärkeren Einfluss auf die US-Notenbank auszuüben und Migranten rigoros abzuschieben.
Sie warnen auch davor, dass Handelspartner - etwa die EU - durch höhere Einfuhrzölle zu "Vergeltungszöllen" gezwungen wären. Das wiederum würde zu massiven Preisanstiegen und zu höheren Zinsen in den USA führen.
Trump und seine Wirtschaftsberater weisen diese Kritik jedoch vehement zurück und zeigen sich überzeugt, dass ihr Konzept aufgeht. Sie verweisen auch darauf, dass Trump schon in seiner ersten Amtszeit höhere Zölle verhängt habe und diese von der Biden-Administration nie abgeschafft wurden.
Tatsächlich hat die Biden-Regierung viele Zölle aus Trumps Amtszeit beibehalten und sogar eine hundertprozentige Abgabe auf chinesische E-Autos und Solarmodule eingeführt.
In Deutschland, sagen Forscher der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stifung voraus, könnte die Wirtschaftsleistung durchs Trumps Importzölle in den nächsten zwei Jahren geschwächt werden.
Unterschiede auch in der Energiepolitik
In der Energiepolitik würde Harris den Biden-Kurs fortsetzen: weg von Öl und Gas hin zu neuen klimafreundlichen Technologien, wie zum Beispiel E-Autos.
Trump hingegen meint, Elektroautos schadeten der US-Autoindustrie und verspricht Fahrern von Benzinern, die Emissionsstandards für Fahrzeuge zurückzunehmen.
Der 78-Jährige kündigte an, dass er die Energiepreise senken werde - und er will so viel Öl wie möglich fördern, auch um die USA gänzlich energieunabhängig vom Rest der Welt zu machen.