Weltsynode in Rom Kontroverse Themen, keine Beschlüsse
Einen Monat lang saßen Bischöfe, katholische Laien und Frauen zusammen, um die Weichen für kommende Reformen zu stellen. Dabei kamen die kontroversen Themen auf den Tisch - die gemeinsame Schlusserklärung blieb aber vage.
Noch einmal hängt sich Helena Jeppesen-Spuhler aus der Schweiz das bunte Stück Papier um den Hals, das sie als Synodenteilnehmerin ausweist. Noch einmal stellt sie sich in die Sicherheitskontrolle - die letzte Messe im Petersdom steht an. Sie arbeitet bei einem katholischen Hilfswerk und ist eine von rund 50 Frauen, die bei dieser Bischofssynode mit dabei waren.
"Ja ich bin ein Stück weit überwältigt und auch sehr müde", sagt sie. Sie habe vor Aufregung kaum schlafen können. Es sei doch ein historisches Ereignis gewesen, was ihr am Schluss der Synode noch einmal stark bewusst geworden sei. "Es war das erste Mal in der Kirchengeschichte, dass Frauen und nicht geweihte Männer mitgeredet und mitbestimmt haben an einer Bischofssynode." Das Gremium sei das höchste Organ unter dem Papst in der katholischen Kirche.
Schlusswort kam mit Verspätung
Etwa einen Monat lang saßen Bischöfe, männliche katholische Laien und Frauen aus aller Welt zusammen. Sie diskutierten an runden Tischen. Auch das war eine Neuerung, die für mehr Austausch sorgen sollte, die Menschen dazu bringen sollte, sich gegenseitig besser zuzuhören.
Am Ende erarbeiteten sie zusammen das Synodendokument. Alle Beteiligten hatten Stimmrecht. Trotz allen Austauschs prallten dabei Welten aufeinander. Das wurde schon dadurch klar, dass Papst Franziskus wegen der langen Diskussionen um das Dokument erst mit mehr als einer Stunde Verspätung seine Schlussworte sprechen konnte. "Ich möchte daran erinnern, dass der Protagonist dieser Synode der Heilige Geist ist. Ich möchte mich für die Arbeit von jedem einzelnen bedanken."
Seit Anfang Oktober tagte die Weltsynode im Vatikan. Zentrales Element waren dabei die runden Tisch an denen sich kirchliche Würdenträger wie Papst Franziskus mit Laien austauschten.
Generalsekretär Grech ist trotzdem zufrieden
In den gut 40 Seiten des Dokuments finden sich keine konkreten Beschlüsse, immer wieder halten die Teilnehmenden fest: Bei diesem Thema gibt es unterschiedliche Positionen - zum Beispiel bei Homosexualität oder dem Zölibat.
Besonders umstritten ist die Frage nach dem Frauen-Diakonat. Frauen dürfen in der katholischen Kirche nicht Priester werden. Es wird darüber diskutiert, ob sie zum Diakonat zugelassen werden können - das ist eine Art Vorstufe zur Priesterweihe.
Der Generalsekretär der Bischofssynode, Mario Grech, ist trotzdem sehr zufrieden mit dem Verlauf der Synode. "Ich bestätige, dass es da noch offene Punkte gibt. Dass die Diskussion, die Reflexion, die Vertiefung noch im Gang sind", sagt er. Die Synode sei noch nicht jetzt zu Ende gegangen. "Das hier war nur der erste Teil."
Bätzing mahnt zu mehr Mut
Denn in einem Jahr treffen sich die Teilnehmenden wieder in Rom: zum zweiten Teil der Synode. Grundsätzlich ging es dieses Mal darum, darüber abzustimmen, bei welchen Themen man eine Veränderung prüft - echte Reformen könnte es dann in weiteren Schritten geben.
Dazu brauche es aber Mut, meint der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing: "Die Synode war sehr ehrlich, und dafür bin ich sehr dankbar und gehe auch zufrieden nach Hause zurück."
Mutig sei sie noch nicht gewesen, betont er. "Und das gehört auch zu den Gaben des Heiligen Geistes: Mut, die Angst zu überwinden, die auch immer wieder zu spüren war. Angst vor Veränderung in dieser Kirche."
"Das kann man nicht mehr zurückdrehen"
Und Helena Jeppesen-Spuhler, die als Frau das Synoden-Dokument mit abgestimmt hat? Man habe ein, zwei Schritte vorwärts machen können, sagt sie. Zum Beispiel bei der Kontrolle der Bischöfe im Zusammenhang mit der Missbrauchskrise. Und sie sagt auch, dass sie und andere dafür gekämpft hätten, dass Frauen in der katholischen Kirche voll wahrgenommen werden.
"Mehr wäre natürlich noch besser gewesen. Aber wenn wir bedenken, dass es das erste Mal war, dass nicht geweihte Häupter in dieser Versammlung drin waren, dann sind das große Schritte", meint sie. Sie gehe nicht davon aus, dass in Zukunft die wichtigen Fragen der katholischen Kirche nur unter Bischöfen entschieden werden. "Das kann man nicht mehr zurückdrehen. Davon gehe ich aus."