Vor der Weltsynode Deutsche Bischöfe zum Zuhören verdonnert?
Die deutschen Bischöfe reisen kommende Woche zur Weltsynode mit Vorschlägen im Gepäck, die bei der Herbsttagung erarbeitet wurden. Das Problem: Der Vatikan hat bereits deutlich seine Meinung gesagt.
Vielleicht ist es ja Absicht. Bei der Weltsynode in Rom gibt es anders als bisher keine eigene deutsche Sprachgruppe. Will der Papst die deutschen Teilnehmer erstmal zum Zuhören verdonnern?
"Wir sind aufgefordert, aufeinander zu hören", berichtet Georg Bätzing, der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz. Er findet es bedauerlich, dass Deutsch keine eigene Sprachgruppe mehr ist, hat aber auch kein Problem damit, Vorschläge aus Deutschland in einer Fremdsprache vor die Synode zu bringen.
Natürlich komme er auch als Vorsitzender der Bischofskonferenz und deutscher Bischof nach Rom "mit dem Druck all der drängenden Fragen und Bewegungen, die überall auf der Welt ähnlich geäußert werden, und die suchen nach einer Antwort", so Bätzing.
Deutsche Kirche will "Impulsgeberin" werden
Die "drängenden Fragen": Drei Jahre hatte die katholische Kirche in Deutschland über Reformen diskutiert - auf dem Synodalen Weg. Die Weltsynode, zu der Papst Franziskus nun ab Mittwoch nach Rom eingeladen hat, ist keine bloße Fortsetzung des Synodalen Wegs auf universeller Ebene. In Form und Inhalt sind das zwei ziemlich unterschiedliche Veranstaltungen.
Der Papst will über Synodalität sprechen, also ein neues Miteinander in der Kirche. Der Synodale Weg will konkrete Reformen: Segensfeiern für homosexuelle Paare oder die Weihe von Frauen zu Diakoninnen.
Für Teilnehmer aus Deutschland wie den Augsburger Bischof Bertram Meier ist das ein echter Spagat. Er habe die ganz große Hoffnung, "dass wir mit unseren deutschen Positionierungen auch in der Weltkirche zu einer Bereicherung und Impulsgeberin werden können. Und gleichzeitig können wir das, was auf der Weltsynode besprochen wird, wieder in Deutschland einbringen. Da bin ich echt gespannt, was daraus wird. Fantasie des Heiligen Geistes."
Oster: Synodaler Weg vergrößerte Polarisierung
Oder wie im Labor, sagt Meier: Entweder, das Experiment gelinge, oder es gebe eine Explosion. Viele Vorschläge aus Deutschland klingen in vatikanischen Ohren wie "Reformation 2.0", zum Beispiel die geforderte Mitsprache des Kirchenvolks bei der Bischofswahl. Papst Franziskus wird mit dem Satz zitiert: "In Deutschland gibt es eine sehr gute evangelische Kirche. Wir brauchen nicht zwei davon."
Der Passauer Bischof Stefan Oster will die Kritik des Papstes ernst nehmen. Für ihn ist das Experiment "Synodaler Weg" in Deutschland nicht geglückt. "Ich habe am Anfang gesagt: Ich mache den Synodalen Weg mit", so Oster. "Und dann habe ich insgesamt den Eindruck gehabt, dass die Polarisierungstendenzen durch den Synodalen Weg nicht geringer geworden sind, sondern größer. Polarisierung zwischen Rom und Deutschland. Polarisierung unter den Bischöfen. Und Polarisierung im Volk Gottes."
Vier Bischöfe gegen Fortsetzung des Synodalen Wegs
Oster zählt zu jenen vier Bischöfen um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, die gegen eine Fortsetzung des Synodalen Wegs sind und deshalb dafür auch keine Finanzmittel über die Bischofskonferenz bereitstellen wollen.
Er mache nun eine Zäsur, so Oster. "Wir bringen die Sachen in den Synodalen Weg der Weltkirche ein und schauen, was da am Ende rumkommt. Und das legen wir zusammen und schauen dann, wie wir in Deutschland synodal Kirche sein können."
Katholiken in Köln geht die Geduld aus
So viel Geduld wollten Katholikinnen und Katholiken in Köln in der vergangenen Woche nicht aufbringen und haben vor dem Dom einen Segnungsgottesdienst für queere Paare gefeiert. Der Vatikan lehnt solche Feiern ausdrücklich ab. Genauso wie die Weihe von Frauen.
Es könne keine geschlossenen Fragen geben, wenn sie auf dem Tisch lägen, so Georg Bätzing. "Dann muss sich die Kirche - und dann eben auch das Lehramt - damit befassen." Er will die deutschen Reformvorschläge in Rom offen zur Sprache bringen. Dann eben auf Englisch, Italienisch oder Französisch.