Bischofskonferenz zur AfD Ein Weckruf in die Gesellschaft
Mit der Abgrenzung von der AfD hat die Bischofskonferenz ein klares Signal gesendet. Es setzt auch andere gesellschaftliche Akteure unter Zugzwang.
Die Bischöfe sind alarmiert. Und zwar so sehr, dass sie erstmals in aller Form von der Wahl einer Partei abraten, die im Bundestag vertreten ist. Einstimmig, keiner der Bischöfe hat gesagt: "Um Himmels Willen, wir dürfen doch niemanden ausgrenzen."
Solche Stimmen waren vor ein paar Monaten noch zu hören. Heute, unter dem Eindruck der großen Kundgebungen in vielen deutschen Städten, vor mehreren Landtagswahlen und der Europawahl, sagen die Bischöfe: "Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern", sind für Christinnen und Christen "nicht wählbar".
Andere gesellschaftliche Akteure unter Zugzwang
Dieser Appell ist ein Weckruf in die Gesellschaft. Denn er kommt von einer Institution, die sich traditionell mit parteipolitischen Positionierungen schwer tut. Hirtenworte zu Wahlen sind sonst eher allgemein gehalten: immer klar gegen Extremismus, gegen Spaltung, gegen Fremdenfeindlichkeit. Man konnte ahnen, wer gemeint ist.
Nun sprechen die Bischöfe erstmals explizit einer Partei die Wählbarkeit ab. Und setzen damit auch andere gesellschaftliche Akteure unter Zugzwang: die evangelische Kirche, Sportvereine, Wirtschaftsverbände.
In der katholischen Kirche sind knapp 25 Prozent der deutschen Bevölkerung Mitglied. Sie ist ein Querschnitt dieser Gesellschaft. Auch hier engagieren sich AfD-Mitglieder, AfD-Funktionäre bemühen sich um kirchliche Ehrenämter.
Bistümer Berlin und Würzburg als Blaupause
Auch in diesem Punkt spricht die katholische Bischofskonferenz unmissverständlich: "Die Verbreitung rechtsextremer Parolen" sei mit dem "ehrenamtlichen Dienst in der Kirche unvereinbar". Nur, wie soll man im katholischen Gemeindealltag mit dieser Maßgabe umgehen? Da bleibt das Papier vage.
Es gibt zwei Bistümer, Berlin und Würzburg, die in ihren Statuten AfD-Mitgliedschaft und kirchliches Ehrenamt ausschließen. Diese Regel könnte zur Blaupause für andere Bistümer werden. Denn das Hirtenwort muss auch im Umkehrschluss funktionieren: Rechtsextreme haben in einer christlichen Kirche nichts verloren.
Klare Abgrenzung benötigt
Ein spezifisch katholisches Problem: Die AfD besetzt Themen, die auch und besonders konservativen Katholikinnen und Katholiken am Herzen liegen - der Schutz des ungeborenen Lebens, der Kampf für die "klassische Familie" (was auch immer damit gemeint ist).
An diesem Punkt ist die Versuchung besonders groß, mit den selbsternannten Verteidigern des christlichen Abendlandes gemeinsam Position zu beziehen. Zum Beispiel bei Anti-Abtreibungsmärschen. Da sah man in den vergangenen Jahren regelmäßig katholische Bischöfe.
Wenn es die katholische Kirche mit der Abgrenzung ernst meint, muss klar sein: Wo AfD-Parteigänger marschieren, haben katholische Bischöfe, Pfarrer, alle Katholikinnen und Katholiken nichts zu suchen.