Trotz Mehrwertsteuererhöhung Gasthäuser in Österreich - von Pleitewelle keine Spur
Die Gastro-Branche in Deutschland warnt: Wenn die Mehrwertsteuer wieder steigt, drohe eine Pleitewelle. Österreich ist schon lange wieder zur Mehrwertsteuer aus der Vor-Corona-Zeit zurückgekehrt - und hat ganz andere Erfahrungen gemacht.
Wer freitagsmittags in ein Wiener Gasthaus geht, der findet es in den meisten Fällen ziemlich gut besucht vor. Die Gastroszene in Österreichs Hauptstadt ist sehr lebendig. Die Zahl der Betriebe ist in den vergangenen Jahren sogar gewachsen. Landesweit ist die Zahl zumindest stabil. Weder die Coronakrise noch die in Österreich hohe und hartnäckige Inflation haben zu einer Pleitewelle geführt - und auch nicht die Wiedereinführung der Mehrwertsteuersätze aus der Vor-Corona-Zeit zum 1. Januar 2022.
20 Prozent werden auf Getränkeumsätze fällig, zehn Prozent auf Speisen. Für etwa anderthalb Jahre galt ein kräftig reduzierter Satz von nur fünf Prozent - vom ersten Corona-Sommer 2020 bis Ende des Jahres 2021. Die Anhebung auf die normalen Sätze ab 2022 hatte keine ersichtlichen Folgen für die Gastronomie. Im Jahr nach der Wiedereinführung gingen weniger Gastronomiebetriebe pleite als 2019, dem Jahr vor Corona.
Genauer Effekt der Senkung nicht messbar
Welche Wirkung die abgesenkte Mehrwertsteuer auf die Gewinne der Betriebe hatte, lässt sich nicht beziffern. Aufgrund zahlreicher Lockdowns hatten viele Häuser in dieser Zeit phasenweise geschlossen oder boten nur Lieferservices an. Das hat den Markt derart verzerrt, dass die Effekte der Mehrwertsteuersenkung nicht rauszurechnen waren. Eine Studie kam Mitte 2021 zu dem Ergebnis, dass die Absenkung den Unternehmen wahrscheinlich helfe, nannte aber keine Zahlen.
Den Gästen hat die Steuersenkung jedenfalls nichts gebracht. Unmittelbar nach der Absenkung der Mehrwertsteuer stiegen die Preise in der österreichischen Gastronomie sogar um vier Prozent an. Seitdem sind sie weiter gestiegen. Während die Inflationsrate in Deutschland zuletzt bei 3,8 Prozent lag, waren es in Österreich 5,4 Prozent. Die Gastronomie gilt als einer der Haupttreiber: Die Preise in Hotels und Gasthäusern lagen im Oktober im Schnitt elf Prozent über denen von vor einem Jahr.
Füllhorn von Staatsgeldern
Warum ist das Gasthaus in Wien dann trotzdem immer gut besucht? Der österreichische Staat hat in den vergangenen Jahren ein Füllhorn von Staatsgeldern über seinen Bürgerinnen und Einwohnern ausgeleert. Klimabonus, Anti-Teuerungsbonus, Strompreisbremse und so weiter und so fort. Geld, das auch der Gastro zugute gekommen sein dürfte.
Ökonomen sagen sogar, dass der Geldsegen die Nachfrage angefeuert hat - und so erst die Inflation gestiegen ist. Frei nach dem Motto: Die Leute zahlen es eben.