Marine Le Pen

Demo in Paris Le Pen prangert ihre Verurteilung an

Stand: 06.04.2025 21:48 Uhr

Wegen der Veruntreuung von EU-Geldern wurde die Rechtsradikale Le Pen verurteilt. Jahrelang darf sie nicht bei französischen Wahlen antreten. Vor ihren Anhängern in Paris machte sie nun Druck auf das Berufungsgericht.

"Marine - Präsidentin", skandierten die Anhänger von Marine Le Pen und lieferten ihrer politischen Leitfigur die Fernsehbilder, die sie haben wollte: fahnenschwenkende Menschen, die ihr mutmachend zujubeln. Es waren die Treuesten der Treuen, die aus ganz Frankreich in Bussen herangekarrt worden waren. Der eher kleine Place Vauban hinter dem Invalidendom wurde nicht voll und es blieben deutlich weniger als Zehntausend Mitstreiter, die eine wenig überraschende und etwas längliche Rede von Le Pen geboten bekamen. 

Erneut begab sie sich in die Rolle des Opfers. Es müsse aufhören, dass dem Rassemblement National vorgeworfen werde, dass eine Justizentscheidung kritisiert werde. "Das ist keine Entscheidung der Justiz. Das ist eine politische Entscheidung", so Le Pen, ohne zu präzisieren, wem genau sie diesen Vorwurf macht. Die rechtsnationale Politikerin sieht eine Hexenjagd gegen ihre Partei und sie selbst.  

Anhänger von Marine Le Pen schwenken französische Fahnen in Paris.

Anhänger von Marine Le Pen schwenken französische Fahnen in Paris.

Le Pen will nicht aufgeben

Le Pen zeigte sich gerührt von den Parteianhängern, die den Weg nach Paris gefunden hatten, auch wenn dabei alles andere als eine Massenkundgebung herausgekommen war: "Eure Unterstützung, eure Botschaften und eure Versammlung erwärmen mir das Herz. Das ist für mich ein Grund mehr, nicht nachzulassen. Und jedem versichere ich: Ich werde nicht aufgeben."

Demonstrative Unterstützung erhielt Le Pen in Paris auch von ihrem politischen Ziehsohn Jordan Bardella. Für viele Parteianhänger wäre der erst 29-Jährige Parteichef eine mindestens ebenso gute Besetzung für die Präsidentschaftswahl 2027, falls Le Pen auch nach der Revision des Urteils weiter unwählbar bleiben würde.

Denis, der aus dem Jura im Osten Frankreichs die Reise nach Paris angetreten hat, sagte: "Nein, das wäre keine schlechte Wahl. Das ist sicher. Vielleicht gibt es auch noch andere. Aber Le Pen und Bardella, die verstehen sich bestens."

Rassemblement National in Umfragen klar vorne

Letzte Umfragen sehen den Rassemblement National sowohl mit Le Pen als auch mit Bardella für die Präsidentschaftswahl in zwei Jahren mit deutlich über 30 Prozent auch weit vor dem Regierungslager von Präsident Emmanuel Macron, der nicht wieder antreten darf, und vor den Kandidaten des linken politischen Lagers.

Aber auch die Konkurrenz hatte an diesem Sonntag ihre Anhänger mobilisiert. Zur Gegendemo von Grünen und der extremen Linken auf dem Place de la République kamen ebenfalls nur einige Tausend Anhänger, um gegen den Rassemblement National und gegen Rechtsextremismus zu protestieren. 

Das Regierungslager von Präsident Macron traf sich im Norden der französischen Hauptstadt zu einem schon länger geplanten Meeting. Der Parteichef der Macron-Partei "Renaissance" und frühere Premierminister, Gabriel Attal, wartete, bis Le Pen ihre Rede in der Pariser Innenstadt beendet hatte, um sich dann aus Ferne direkt anzugreifen: "Wenn du etwas stiehlst, dann musst du auch dafür gerade stehen", so Attal und spielte damit nicht nur auf die Veruntreuung der EU-Gelder an, für die Le Pen verurteilt worden war, sondern auch darauf, dass es eben Le Pen war, die vor einigen Jahren ihrerseits für andere Politiker in ähnlicher Lage eine harte Bestrafung mit lebenslanger Unwählbarkeit gefordert hatte.

Vorgeschmack auf den Wahlkampf im Jahr 2027

Insgesamt blieb es trotz der politischen Mobilisierungen ruhig in Paris. Die Kundgebungen der verschiedenen politischen Lager gaben einen Vorgeschmack auf den kommenden Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich in zwei Jahren.  

Auch die Le-Pen-Anhänger stiegen friedlich wieder in ihre Busse und traten die teilweise stundenlangen Rückfahrten in den französischen Südwesten oder nach Ostfrankreich an - dort wo der Rassemblement National zuletzt besonders viele Stimmen bekommen hatte. Hier und da war auch eine enttäuschte Stimme zu hören, dass es nicht mehr Parteianhänger waren, die Le Pen in Paris durch ihr Kommen ihre Unterstützung aussprachen.

Cai Rienäcker, ARD Paris, tagesschau, 06.04.2025 23:03 Uhr