Laut Nachwahlumfragen Tunesiens Präsident Saied wiedergewählt
Eine große Mehrheit stimmte bei der Präsidentenwahl in Tunesien für Amtsinhaber Saied. Das zeigen Nachwahlumfragen. Echte Konkurrenz hatte er nicht: Oppositionelle wurden inhaftiert oder nicht zur Wahl zugelassen.
Bei der Präsidentschaftswahl in Tunesien zeichnet sich einer Wahlumfrage zufolge ein klarer Sieg des umstrittenen Amtsinhabers Kais Saied ab. Nach einer Nachwahlbefragung des Meinungsforschungsinstituts Sigma kommt Saied auf 89,2 Prozent der Stimmen, wie das staatliche Fernsehen nach Schließung der Wahllokale berichtete. "Das ist die Fortsetzung der Revolution. Wir werden das Land von den Korrupten, Verrätern und Verschwörern säubern und aufbauen", sagte Saied dem Sender in einer ersten Stellungnahme.
Nach der Veröffentlichung der Nachwahlbefragungen feierten rund 400 Anhänger des Präsidenten im Zentrum der Hauptstadt Tunis seinen Sieg. Sie riefen: "Das Volk will Kais nochmal haben." Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben der Wahlkommission bei 27,7 Prozent und damit nur halb so hoch wie bei der Stichwahl um das Präsidentenamt 2019. Das offizielle Wahlergebnis wird für Montagabend erwartet.
Gegenkandidaten hatten es schwer
Die Opposition hat die Ergebnisse der Nachwahlbefragung bereits angezweifelt. Der seit Jahren zunehmend autoritär herrschende Saied hatte im Grunde keine echte Konkurrenz. Die Wiederwahl galt von vorneherein als sicher. Laut den Nachwahlbefragungen erreichten Saieds einzige Gegenkandidaten bei der Wahl nur einstellige Ergebnisse: Der liberale Industrielle Ayachi Zammel kam demnach auf 6,9 Prozent der Stimmen, der frühere Abgeordnete Zouhair Maghzaoui holte 3,9 Prozent.
Zammel kandidierte vom Gefängnis aus. Er sitzt seit September in Haft. Zammel wird vorgeworfen, Unterstützerstimmen gefälscht zu haben, um bei der Wahl antreten zu können. Auch zahlreiche andere Oppositionelle sitzen im Gefängnis. Eine von Saied eingesetzte Wahlkommission hatte zudem drei weitere Präsidentschaftskandidaten von der Wahl ausgeschlossen.
Saied baute Machtbefugnisse immer mehr aus
Die politische Lage in dem nordafrikanischen Staat ist angespannt. Tunesien, einst als einzige Demokratie aus dem Arabischen Frühling 2011 hervorgegangen, erlebt seit 2019 unter Saied einen politischen Wandel. Der Präsident hat seine Machtbefugnisse kontinuierlich ausgebaut. 2021 löste er das Parlament auf - ein Schritt, den die Opposition als Staatsstreich bezeichnete. Anschließend ließ er die Verfassung zu seinen Gunsten ändern. Saied weist Kritik an seinem Kurs zurück, er kämpfe gegen eine korrupte Elite im Land.