Nobelpreis für Nihon Hidankyo "Nie wieder Hiroshima, nie wieder Nagasaki"
Sie haben das Grauen der Atombombenabwürfe über Nagasaki und Hiroshima miterlebt und wollen künftige Generationen warnen. Die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Organisation Nihon Hidankyo gibt den Überlebenden eine Stimme.
Von diesem Moment an ist nichts mehr so wie es einmal war: Am Morgen des 6. August 1945 wirft ein US-Bomber eine Atombombe über dem Stadtzentrum von Hiroshima ab. Eine zweite Bombe trifft drei Tage später Nagasaki. Es sind die ersten Atomangriffe der Kriegsgeschichte und bis heute die einzigen. Mehr als 200.000 Menschen verlieren unmittelbar und in den Tagen nach den Abwürfen ihr Leben.
Einsatz für die Abschaffung von Atomwaffen
Weil das Schicksal der Überlebenden jahrelang vernachlässigt und verschwiegen wird, gründen elf Jahre nach Kriegsende mehrere lokale Opfer-Vereinigungen den "Rat der japanischen Opfer von Atom- und Wasserstoffbomben" - abgekürzt auf Japanisch: Nihon Hidankyo.
"Hidankyo wurde 1956 gegründet", erklärt Büroleiterin Naoko Kudo, während das Telefon nach dem Gewinn des Nobelpreises nicht mehr stillsteht. Seit der Gründung setzt sich die Organisation für eine nationale Entschädigung für die durch die Atombomben verursachten Schäden und für die Abschaffung von Atomwaffen ein.
Rede vor den Vereinten Nationen
In den Jahren nach 1956 schaffen sie es mehr und mehr, Druck auf die japanische Regierung auszuüben, damit die Opfer der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki besser unterstützt werden. Die Anti-Atom-Stimmung in der Bevölkerung hilft ihnen dabei Nihon Hidankyo hat Erfolg: 1982 sprechen sie vor den Vereinten Nationen: "Nie wieder Hiroshima, nie wieder Nagasaki, nie wieder Krieg und nie mehr Hibakusha."
Hibakusha, so werden die Überlebenden der Atombombenabwürfe genannt. Sie werden nicht müde, ihre furchtbaren Erlebnisse weiterzuerzählen, aufzuklären, zu warnen. Toshiko Tanaka ist eine von Ihnen.
Auf dem Weg nach Hause sind mir viele Leute aus der Umgebung entgegen gekommen - alle mit schlimmen Brandwunden. Es kamen immer mehr hier her, denn hier war damals ein Fluss. Sie hockten sich hin und starben. Überall lagen Leichen.
Zeitzeugen per App
Aber mit jedem Jahr wird die Zahl der Überlebenden kleiner. Deswegen sucht die Organisation Nihon Hidankyo Mittel und Wege, um das Vergessen zu verhindern. Die Geschichten der Zeitzeugen kann man inzwischen auch per App nachempfinden. "Wenn man es nüchtern betrachtet, ist meine Lebenszeit nun einmal begrenzt. Ich werde nicht für immer über meine Erlebnisse berichten können. Aber in dieser Form kann ich meine Erfahrungen weitergeben", sagt Tanaka.
Und eine bessere Werbung als den Friedensnobelpreis könnte es für die wichtige Arbeit von Nihon Hidankyo kaum geben - damit Ereignisse wie in Hiroshima und Nagasaki nie wieder passieren.