Umstrittenes Raumfahrtprogramm Iran meldet erfolgreichen Satellitenstart
Die iranische Revolutionsgarde hat angeblich einen Satelliten zur Erdbeobachtung ins All geschossen. Bis Ende März sollen weitere Starts geplant sein. Die USA befürchten eine militärische Motivation.
Der Iran hat nach eigenen Angaben einen Satelliten zur Erdbeobachtung ins All geschossen. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete unter Berufung auf Kommunikationsminister Isa Sarepur, der "Nur-3"-Satellit sei auf eine Umlaufbahn in 450 Kilometern Höhe gebracht worden. Von westlicher Seite gab es keine Bestätigung des Starts oder der Aussetzung des Satelliten in die Umlaufbahn.
Sarepur sagte, die Raumfahrtabteilung der paramilitärischen iranischen Revolutionsgarde habe den Satellitenträger gestartet, der mit seinem bisher geheimen Startprogramm bereits erfolgreich Satelliten ins All beförderte. Der Kommandeur der Luft- und Raumfahrtstreitkräfte der Revolutionsgarde teilte laut Nachrichtenagentur ISNA zudem mit, man plane bis Ende März den Start von zwei weiteren Satelliten.
Revolutionsgarde mit eigenem Raumfahrtprogramm
Die Behörden veröffentlichten Aufnahmen einer Rakete, die von einer mobilen Abschussvorrichtung abgefeuert wurde, ohne zu sagen, wo der Abschuss erfolgte. Die Angaben in dem Video passte zu einem Stützpunkt der Revolutionsgarde in der Nähe von Schahrud, etwa 330 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Teheran. Der Stützpunkt liegt in der Provinz Semnan, in der sich das Weltraumzentrum "Imam Khomeini" befindet, von dem aus das zivile iranische Raumfahrtprogramm betrieben wird.
Die Revolutionsgarde betreibt ein eigenes Raumfahrtprogramm und eine militärische Infrastruktur parallel zu den regulären iranischen Streitkräften und untersteht nur dem Obersten Führer Ajatollah Ali Chamenei. Sie brachte im April 2020 ihren ersten Satelliten ins All.
USA befürchten militärische Zwecke
Erklärte Absicht des Iran ist, mit Satelliten Daten zu Wetter, Naturkatastrophen und Landwirtschaft zu gewinnen. Entgegen der Darstellung Teherans befürchten etwa die USA und Israel, dass es einen militärischen Hintergrund für das Raumfahrtprogramm gibt.
Die iranischen Satellitenstarts verstoßen zudem nach Einschätzung der USA gegen eine Resolution des UN-Sicherheitsrats. Sie haben Teheran aufgefordert, keine Aktivitäten im Zusammenhang mit ballistischen Raketen zu unternehmen, die Atomwaffen transportieren können. In einer Bedrohungsanalyse der US-Geheimdienste aus dem Jahr 2022 hieß es, solche Starts könnten den Weg zu einer ballistischen Interkontinentalrakete für den Iran verkürzen, weil die dabei eingesetzte Technologie ähnlich sei.
In den vergangenen zehn Jahren schickte der Iran mehrere kurzlebige Satelliten in die Umlaufbahn und brachte 2013 einen Affen ins All. In letzter Zeit gab es jedoch Probleme mit der "Simorgh"-Rakete: Fünf Starts in Folge scheiterten.
Spannungen mit dem Westen
Der angebliche Satellitenstart wird in einer angespannten Lage gemeldet. Seit mehr als einem Jahr kommen Bemühungen zur Wiederbelebung des Atomabkommens von 2015, das den Bau einer iranischen Atombombe verhindern sollte, nicht signifikant voran.
Vergangene Woche vollzogen die USA und der Iran einen seit Monaten vorbereiteten Gefangenentausch, der Beobachtern zufolge auch den Weg für neue Gesprächsrunden bereiten könnte.