Japan Beben und Erdrutsche erschweren Hilfseinsätze
Fünf Tage nach dem Erdbeben in Japan werden noch immer mehr als 200 Menschen vermisst. Zehntausende harren in Notunterkünften aus. Retter konnten rund 120 Stunden nach dem Beben eine alte Dame aus Trümmern befreien.
Auch Tage nach den Erdbeben in Japan sieht es an einigen Stellen an der Westküste so aus, als habe die Erde gerade erst gebebt. Trümmer und umgestürzte Bäume blockieren Straßen, die zum Teil tiefe Risse aufweisen. Die Regierung hat zwar die Zahl der Rettungs- und Hilfskräfte deutlich erhöht, aber Regenfälle, die noch das ganze Wochenende andauern sollen, behindern die Arbeiten in dem bergigen Gebiet erheblich.
126 Menschen wurden inzwischen tot geborgen, mehr als 200 werden noch vermisst. Mehr als tausend Erdrutsche und unpassierbare Straßen behindern die Einsätze, dazu kommen die Wetterbedingungen - am Sonntagnachmittag könnte es laut den Vorhersagen sogar schneien.
Alte Frau aus Trümmern gerettet
Die Wahrscheinlichkeit, fünf Tage nach den Erdbeben Überlebende zu retten ist gering. Trotzdem konnte eine gut 90 Jahre alte Frau lebend aus den Trümmern befreit werde. Retter schirmten die Seniorin vor neugierigen Blicken ab, als sie 124 Stunden nach dem Beben in Suzu (Präfektur Ishikawa) in Sicherheit gebracht wurde.
In Ishikawa gab es am Morgen indes erneut mehrere Beben - das stärkste wurde mit 5,3 gemessen. Behörden forderten Anwohner auf, sich in Alarmbereitschaft zu halten - weitere Erdstöße könnten folgen.
70.000 Menschen ohne fließendes Wasser
"Wir beten aufrichtig für die Ruhe der Seelen der Verstorbenen", erklärte der japanische Regierungschef Fumio Kishida im Onlinedienst X, früher Twitter. In einer Dringlichkeitssitzung forderte er die Minister auf, "dringend und schnell" Straßen zu reparieren, um Hunderten Menschen in abgeschnittenen Gegenden zur Hilfe zu kommen.
Weil von Landseite oft kein Durchkommen ist, versuchen die Hilfskräfte eingeschlossene Menschen nun vom Wasser her mit Hilfsgütern zu versorgen. Noch immer harren knapp 30.000 Menschen in Notunterkünften aus, in der die sanitäre Versorgung zum Teil so schlecht sein soll, dass Premierminister Kishida bereits vor Krankheiten warnte. Fast 70.000 Menschen haben immer noch kein fließendes Wasser.
Küstenlinie um 175 Meter erweitert
Unterdessen hat ein Forscherteam der Universität Hiroshima festgestellt, dass sich durch das Erdbeben am Neujahrstag der Stärke 7,6 die Küstenlinie der mit am schlimmsten betroffenen Noto-Halbinsel, um 175 Meter erweitert hat. Das Erdbeben-Forschungsinstitut an der Universität von Tokio spricht sogar von einer Verschiebung von bis zu 250 Metern.
Nach Angaben der Universität Hiroshima wurde der Boden durch das Beben angehoben, in einigen Häfen der Halbinsel sei das Meerwasser dadurch fast verschwunden. Straßen wurden unpassierbar, ein Großfeuer vernichtete ein historisches Marktviertel in der Hafenstadt Wajima.
Japan wird jedes Jahr von Hunderten Erdbeben erschüttert. Die meisten hinterlassen keine Schäden, was unter anderem auf seit Jahrzehnten geltende strenge Bauvorschriften zurückzuführen ist. In den vergangenen fünf Jahren haben Erdbeben insbesondere in der Region Noto an Stärke und Häufigkeit zugenommen.
Mit Informationen von Kathrin Erdmann, ARD-Studio Tokio