Japans Westküste Zahl der Toten nach Beben steigt
Nach den schweren Erdstößen in Japan ist die Zahl der Toten auf mindestens 48 angestiegen. Auch die Zahl der Verletzten steigt. Am schwersten betroffen ist die Hafenstadt Wajima auf der Halbinsel Noto.
Für die Retter ist es ein Kampf gegen die Zeit, doch für mindestens 48 Menschen kommt jede Hilfe zu spät: Sie konnten nach der Serie von Erdbeben in Japan offiziellen Angaben zufolge nur noch tot aus den Trümmern geborgen werden. Es ist davon auszugehen, dass die Zahl weiter steigt. Mindestens 137 Menschen erlitten infolge des ersten besonders heftigen Bebens am Neujahrstag Verletzungen, wie die Tageszeitung "Mainichi Shimbun" berichtete. Die Hälfte der Todesfälle wurde in der Hafenstadt Wajima auf der Halbinsel Noto verzeichnet. Dort hatte ein riesiger Brand zahlreiche Häuser zerstört.
Eine Maschine der japanischen Küstenwache mit Helfern an Bord kollidierte auf dem Tokioter Flughafen Haneda mutmaßlich mit einem Airbus. Dabei kamen zwei Personen ums Leben, der Pilot wurde schwer verletzt.
Tsunami-Warnung aufgehoben
Eine am Vortag für die gesamte Westküste Japans ausgegebene Warnung vor Tsunami-Flutwellen hob die meteorologische Behörde inzwischen wieder auf. Die Erschütterungen verursachten erhebliche Schäden. Das schwerste Erdbeben hatte nach Angaben der japanischen Meteorologiebehörde eine Stärke von 7,6 - insgesamt wurden mehr als 150 weitere weniger starke Beben registriert. Rund 100.000 Menschen waren an Neujahr aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.
"Kampf gegen die Zeit"
Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht absehbar. Einsatzkräfte bemühen sich, das ganze Ausmaß der Zerstörungen zu erfassen und nach Überlebenden zu suchen. "Die Suche und Rettung der vom Beben betroffenen Menschen ist ein Kampf gegen die Zeit", sagte Ministerpräsident Fumio Kishida auf einer Sitzung des Krisenstabes. "Wir müssen sie so schnell wie möglich retten, insbesondere diejenigen, die unter eingestürzten Gebäuden eingeschlossen sind". Kishida sprach von "zahlreichen Opfern" der Naturkatastrophe.
Zahlreiche Zugverbindungen und Flüge in das Erdbebengebiet wurden eingestellt. Der Flughafen der Halbinsel Noto wurde wegen zahlreicher Schäden geschlossen, rund 500 Menschen saßen in Fahrzeugen auf dem Parkplatz fest, wie der staatliche Fernsehsender NHK berichtete. In der kleinen Küstenstadt Suzu nahe des Epizentrums sind nach Angaben des Bürgermeisters Masuhiro Izumiya womöglich bis zu 1.000 der insgesamt 5.000 Häuser zerstört worden. "Die Situation ist katastrophal", sagte er.
Tausende Armeeangehörige, Feuerwehrleute und Polizeibeamte aus dem ganzen Land wurden in das am stärksten betroffene Gebiet auf der relativ abgelegenen Halbinsel Noto entsandt. Die Rettungsarbeiten wurden jedoch durch stark beschädigte und blockierte Straßen behindert. Zahlreiche Häuser sind eingestürzt oder fielen Bränden zum Opfer, Straßen sind aufgerissen, in Zehntausenden Haushalten fiel der Strom aus.
Weitere Beben möglich
Die meteorologische Behörde warnte für diese Woche vor weiteren starken Beben, vor allem in den ersten zwei, drei Tagen nach der besonders schweren Erschütterung vom Neujahrstag.
Japan ist ein extrem erdbebengefährdetes Land. Es liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring, wo tektonische Platten aufeinander stoßen. In diesem Gebiet kommt es häufig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Im März 2011 führten ein schweres Beben und ein Tsunami zu Kernschmelzen im Atomkraftwerk Fukushima. Beim aktuellen Beben wurden keine Unregelmäßigkeiten in den AKW gemeldet.