Misshandlung in Internaten Biden bittet Indigene um Entschuldigung
150 Jahre lang wurden indigene Kinder in den USA in staatliche Zwangsinternate gesteckt und dort misshandelt. Hunderte Kinder starben. US-Präsident Biden hat nun erstmals eine historische Entschuldigung an die Opfer gerichtet.
US-Präsident Joe Biden hat für eines der "schrecklichsten Kapitel der amerikanischen Geschichte" um Entschuldigung gebeten: Zehntausende Kinder amerikanischer Ureinwohner wurden in den USA ihren Familien entrissen und in Internate gezwungen - betrieben von der Regierung. Dort erlitten etwa 150 Jahre lang viele der Kinder physische, seelische und auch sexuelle Gewalt.
Die Kinder seien geschlagen und missbraucht worden, man habe ihnen Haare abgeschnitten, sie umbenannt und ihnen verboten, ihre eigene Sprache zu sprechen, führte Biden aus. Manche seien zur Adoption freigegeben worden, andere gestorben.
"Als Präsident der Vereinigten Staaten bitte ich in aller Form um Entschuldigung für das, was wir getan haben", sagte er bei einem Besuch einer indigenen Gemeinde in Arizona.
Hunderte Kinder starben
Ziel der vielfach von Kirchengemeinden geleiteten Einrichtungen war es, die Kultur, Sprache und Identität der Kinder auszulöschen und sie zu assimilieren. Laut US-Innenministerium existierten von 1819 bis 1969 mehr als 400 staatliche Internate.
Sie seien für den Tod Hunderter Kinder verantwortlich, stellte das Innenministerium in einem Bericht 2022 fest. Der Bericht dokumentierte Missbrauch, Krankheiten, Unterernährung, Überbelegung und mangelnde medizinische Versorgung.
In den 1970er-Jahren habe die US-Regierung das Internatssystem eingestellt - aber sich nie für die Taten entschuldigt, so Biden. Eine Entschuldigung sei deshalb längst überfällig gewesen. "Das ist eine Sünde auf unserer Seele", sagte der US-Präsident. "Offen gesagt gibt es keine Entschuldigung dafür, dass diese Entschuldigung 50 Jahre gedauert hat."
"Für unsere Nation war es beschämend, es zuzugeben"
Es sei ein düsteres Kapitel der amerikanischen Geschichte, von dem viele Amerikaner nichts wüssten, erklärte Biden. Er kritisierte auch, dass das Thema in Geschichtsbüchern nie gelehrt und in Schulen nie unterrichtet worden sei. "Für diejenigen, die diese Zeit erlebt haben, war es zu schmerzhaft, darüber zu sprechen. Für unsere Nation war es zu beschämend, es zuzugeben", sagte Biden. "Aber nur weil die Geschichte schweigt, heißt das nicht, dass sie nicht stattgefunden hat."
Innenministerin Deb Haaland, die erste indigene US-Ministerin, trat gemeinsam mit Biden auf. "Ihr habt es nicht geschafft, unsere Sprachen, unsere Traditionen und unsere Lebensweise auszulöschen", sagte sie. "Trotz allem, was geschehen ist, sind wir immer noch hier." Auch ihre eigene Familie sei von dem System betroffen gewesen.
Bidens Entschuldigung an die Ureinwohner kommt knapp zwei Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl. Arizona gehört zu den sogenannten Swing States, also den politisch am meisten umkämpften Bundesstaaten - und hat eine der größten indigenen Bevölkerungsgruppen des Landes.