Opioid-Krise in den USA Pharmafirmen zahlen Millionenbetrag an Indigene
In den USA sind Indigene die Gruppe, die am stärksten von Schmerzmittelabhängigkeit betroffen ist. Nun sollen der Pharmahersteller Johnson & Johnson und drei Pharmagroßhändler insgesamt 590 Millionen US-Dollar zahlen.
Mehr als 400 indigene Stämme und stammesübergreifende Organisationen hatten wegen der Opioid-Krise in den USA geklagt. Jetzt haben sie sich mit dem Pharmakonzern Johnson & Johnson und den drei größten Arzneimittelhändlern auf einen Vergleich in Höhe von 590 Millionen US-Dollar geeinigt, wie aus einer Eingabe beim US-Bezirksgericht von Cleveland hervorgeht. Das sind etwa 527 Millionen Euro.
Die Unternehmen tragen damit ihrem Anteil am jahrelangen, massenhaften Handel und Missbrauch mit verschreibungspflichtigen Medikamenten in den Reservaten Rechnung. Der Pharmariese Johnson & Johnson erklärte aber, der Vergleich sei kein Schuldeingeständnis.
Indigene sind besonders stark von der Opioid-Krise betroffen
Ein Teil der knapp 600 indigenen Gruppen und Stämme in den USA haben dem Vergleich bereits zugestimmt. An der Einigung können sich alle anerkannten Stämme beteiligen, auch wenn sie selbst nicht geklagt hatten.
Viele Indigene sind besonders stark von der Opioid-Krise betroffen. Einer Studie zufolge verzeichneten sie 2015 die meisten Fälle einer Opioid-Überdosierung aller US-Bevölkerungsgruppen. Die Zahl der Drogen-Toten war 2016 etwa bei den Ogalala Lakotas in South Dakota doppelt so hoch wie im Rest der Bevölkerung.
Das Geld soll vor allem in die Suchtprävention fließen
Zu den Opioiden gehören verschreibungspflichtige Schmerzmittel wie Oxycontin, aber auch Heroin und illegal hergestelltes Fentanyl. Mehr als 500.000 Todesfälle in den vergangenen zwei Jahrzehnten werden in den USA mit Opioiden in Verbindung gebracht.
Das Geld aus der Einigung soll vor allem in die Suchtprävention und -behandlung fließen. Der Vergleich werde zwar die Krise nicht lösen, aber wenigstens dringend nötige Hilfe für bei der Bekämpfung liefern, so ein Anwalt der Stämme.
Indigene Stämme sind erstmals gleichberechtigte Teilnehmer
Bereits im vergangenen Jahr hatte die Cherokee-Nation eine Vergleich über 75 Millionen US-Dollar ausgehandelt. Die Verhandlungen über diese Vergleiche sind die ersten, bei denen die indigenen Stämme wie Kommunen und Bundesstaaten als gleichberechtigte Teilnehmer vertreten sind.
Mit Informationen von Julia Kastein, ARD-Studio Washington