Einfuhrzölle EU und Kenia einig bei Freihandelsabkommen
Die EU und Kenia haben sich auf ein Freihandelsabkommen geeinigt. Künftig sollen so Einfuhrzölle entfallen. Kenia sieht das als große Chance - es gibt aber auch skeptische Stimmen.
Bei Pentaflowers, einem Betrieb etwas außerhalb der kenianischen Hauptstadt Nairobi, werden Blumen für den Export fertig gemacht. Hunderte Rosen in allen Farben - viele von ihnen werden in Deutschland verkauft.
Firmenchefin Sabine Kontos erklärt, dass jeden Tag bis zu 300.000 Blumen rausgeschickt werden. "Bei uns geht das wirklich so, dass wir morgens die Blumen ernten und verarbeiten, nachmittags sind sie dann schon auf dem Weg zum Flughafen und am Abend fliegen sie schon raus."
EU ist Kenias wichtigster Exportmarkt
Für Kenia sind Rosen neben Kaffee und Tee ein wichtiges Exportgut. Künftig werden die Blumen dauerhaft zollfrei auf den europäischen Markt eingeführt werden können. Die EU und Kenia haben dazu ein Handelsabkommen ausgearbeitet.
“Wir fangen nicht bei Null an”, sagte der für Außenhandel zuständige EU-Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis in Nairobi. "Die EU ist bereits einer der wichtigsten Handelspartner für Kenia. Die Blumenindustrie exportiert 70 Prozent ihrer Waren nach Europa. Dadurch werden schätzungsweise zweieinhalb Millionen direkte und indirekte Arbeitsplätze in diesem Land geschaffen."
Förderung von Nachhaltigkeit
Zum Abkommen gehört auch, dass die Europäische Union nachhaltige Anbau- und Transportmethoden in Kenia fördern will. So sollen Rosen künftig beispielsweise mehr auf Schiffen statt mit Frachtflugzeugen ausgeführt werden, um weniger CO2-Emissionen zu verursachen.
Kenias Präsident William Ruto sieht das Abkommen als Chance, die Wirtschaft des ostafrikanischen Landes weiter voranzubringen. "Die Europäische Union ist der zweitwichtigste Entwicklungspartner für Kenia nach der Weltbank. Das zeigt die große Partnerschaft zwischen unserem Land und der EU."
Zollfreie Importe aus der EU
Kenia wird seinen Mark nur schrittweise für zollfreie Einfuhren aus europäischen Ländern öffnen. Für die Landwirtschaft soll es Schutzmaßnahmen geben, damit Produkte aus Europa nicht den heimischen Markt kaputt machen.
Der kenianische Wirtschaftsexperte James Shikwati sieht das Abkommen trotzdem mit Skepsis. "Das Ungleichgewicht ist groß. Nach meiner Ansicht gibt es mehr Vorteile für die Europäische Union. Sie wird die Regeln und Standards festlegen. Zum Beispiel hat Deutschland zuletzt ein Lieferkettengesetz in Kraft gesetzt und die Handelspartner müssen sich danach richten. Auch hier legt Kenia nicht selbst die Regeln fest."
Afrika wichtig für die EU
Bevor das Abkommen in Kraft treten kann, müssen noch das EU-Parlament und die Mitgliedsstaaten zustimmen. Die Europäische Union hofft, dass Kenia der Türöffner für ähnliche Vereinbarungen mit anderen Ländern in Ostafrika sein kann.
Das Engagement auf dem Kontinent ist für die EU wichtig, weil durch die wachsende Bevölkerung ein immer wichtigerer Absatzmarkt entsteht. Außerdem soll das Handelsabkommen mit Kenia helfen, dem wachsenden Einfluss Chinas in der Region entgegenzutreten.
Mehr Sicherheit für Unternehmen
Für die Pentaflowers-Chefin Sabine Kontos bedeutet das Abkommen, dass nach den Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg wieder mehr Planungssicherheit für ihre Blumenfarm besteht. Sie ist froh, dass die Handelsbeziehungen mit den europäischen Ländern bald auf noch sicherere Beine gestellt werden. "Wir freuen uns drauf natürlich. Und blicken optimistischer in die Zukunft."