UN-Bericht Mehr als eine Milliarde Menschen leben in extremer Armut
Kaum Nahrung, keinen Strom, keinen Zugang zu Bildung - mehr als eine Milliarde Menschen weltweit sind extrem arm. Ein Großteil der Betroffenen sind Kinder und Jugendliche. Viele leben in Konfliktgebieten.
Weltweit leben etwa 1,1 Milliarden Menschen in extremer Armut, mehr als die Hälfte sind noch Kinder. Das sind die Erhebungen eines aktuellen UN-Berichts, der vom UN-Entwicklungsprogramm UNDP und der Armuts- und Entwicklungsinitiative der Universität Oxford (Ophi) erstellt wurde. Im Vergleich zum Jahr 2022 sei die Gesamtzahl der in extremer Armut lebenden Menschen 2023 aber unverändert geblieben.
"Konflikte haben sich in den letzten Jahren verschärft"
Etwa 40 Prozent, also 455 Millionen Menschen, der Armutsbetroffenen leben in Konfliktgebieten. "Die allgemeine Armutsquote ist in Konfliktgebieten drei Mal so hoch wie in konfliktfreien Gebieten", sagte Ophi-Direktorin Sabina Alkire. Leider gehe auch die Reduzierung von Armut in diesen Gebieten langsamer voran.
"Konflikte haben sich in den letzten Jahren verschärft und vervielfacht, haben neue Höchstwerte bei den Opferzahlen erreicht, Millionen von Menschen in Rekordhöhe vertrieben und zu weitreichenden Störungen des Lebens und der Lebensgrundlagen geführt", sagte Achim Steiner, UNDP-Administrator, in einer Pressemitteilung.
Beispielsweise hat jeder vierte Armutsbetroffene, der in einem Krisenland lebt, einen mangelnden Zugang zu Strom. Im Vergleich dazu ist es in stabileren Regionen nur einer von 20. Ähnlich verhält sich diese Ungleichheit auch im Bereich der Ernährung, da sind es etwa 20 Prozent im Vergleich zu etwa 7 Prozent. Auch die Kindersterblichkeit liegt in den Regionen bei 8 Prozent, in stabileren Ländern dagegen nur bei 1 Prozent.
Mit Blick auf die große Zahl an bewaffneten Konflikten, von denen es aktuell so viele gibt wie seit dem Zweiten Weltkriegs nicht mehr, müsse laut Alkire die internationale Gemeinschaft nicht nur Armut abschaffen, sondern auch den Frieden fördern.
Indien besonders stark betroffen
584 Millionen Menschen, also mehr als die Hälfte aller Betroffenen, sind noch nicht volljährig. Das seien knapp ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen weltweit, die in besonders schwerer Armut leben. Unter den Erwachsenen liegt die Armutsquote dagegen bei 13,5 Prozent.
Knapp 80 Prozent der Armutsbetroffenen leben in afrikanischen Ländern südlich der Sahara und in Südasien. Indien ist demnach am schlimmsten betroffen. Das südasiatische Land hat 1,4 Milliarden Einwohner, 234 Millionen Menschen davon, also fast ein Sechstel, leben in extremer Armut.
Daten aus 112 Ländern
Besonders groß sei dem Bericht zufolge auch die Armut in Pakistan, Äthiopien, Nigeria und der Demokratischen Republik Kongo. Fast die Hälfte aller Armutsbetroffenen lebt in einem dieser fünf Länder.
Der Bericht wird seit 2010 jährlich veröffentlicht. Die Autorinnen untersuchen laut eigenen Angaben Daten aus 112 Ländern, in denen 6,3 Milliarden Menschen leben. Die Studie beziffert die sogenannte Multidimensionale Armut. Dafür bezieht sie sich für die Erfassung auf Kriterien wie dem Mangel an einer angemessenen Wohnung, an sanitären Einrichtungen, an Strom sowie Nahrung und Bildung.