
Forschung Malaria-Wirkstoff aus Deutschland ein Durchbruch?
Deutsche Wissenschaftler haben einen vielversprechenden Wirkstoff gegen Malaria entwickelt. Doch die politischen Entwicklungen in den USA bedrohen ihre Arbeit.
In vielen tropischen Ländern kommt der Tod in der Nacht und fast geräuschlos. Denn die weibliche Anopheles-Mücke, die Überträgerin der Malaria, ist im Flug kaum zu hören. Schätzungsweise 263 Millionen Menschen sind laut dem letzten World Malaria Report der WHO im Jahr 2023 an Malaria erkrankt. Etwa 600.000 starben daran. Besonders tragisch: Rund drei Viertel aller Todesfälle waren Kinder unter fünf Jahren.
Viele Wissenschaftler auf der ganzen Welt arbeiten an ersten Impfstoffen und anderen Medikamenten, um die verheerende Plage einzudämmen. Auch ein Forschungsteam unter der Leitung von Gernot Längst von der Universität Regensburg und Markus Meißner von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) haben einen vielversprechenden Ansatz gefunden.
Die Herausforderungen sind enorm: Der Erreger ist kein Virus oder Bakterium, sondern ein Parasit, der in unserem Körper einen komplexen Lebenszyklus durchläuft und immer wieder Resistenzen gegen gängige Medikamente entwickelt.
Komplizierter Kreislauf erschwert Malaria-Behandlung
Nach der Infektion durch den Stich der Anopheles-Mücke nistet sich der Erreger zunächst in der Leber ein. Dort produziert er durch Teilung zahlreiche Tochterzellen, die dann zur weiteren Vermehrung in die roten Blutkörperchen eindringen. Diese unterschiedlichen Entwicklungsstadien erschweren die Medikation. Hinzu kommt, dass Medikamente zur Malariabehandlung oft nicht durchgängig eingenommen werden. Der Parasit wird dadurch oft nur teilweise abgetötet. Die Folge: Die besonders widerstandsfähigen Zellen überleben und bilden resistente Stämme aus.
Den bayerischen Forschern ist hier vermutlich ein entscheidender Durchbruch gelungen, wie Markus Meißner erklärt. "Wir haben tatsächlich einen zentralen Genschalter gefunden, der die Gene, die bei bestimmten Stadien im Lebenszyklus benötigt werden, entweder ein- oder ausschaltet. So werden die Stadien in der Leber vermutlich abgetötet. Wir wissen, dass die Stadien im Blut abgetötet werden und keine sogenannten sexuellen Stadien mehr gebildet werden, die dann auf den Moskito übertragen werden."
Das Team konnte einen Proteinkomplex identifizieren, der für die Regulierung von Genen in den unterschiedlichen Entwicklungsstadien des Erregers von Bedeutung ist und so einen Hemmstoff entwickeln, der nur den Parasiten tötet. Damit gäbe es erstmals einen Wirkstoff, der alle Lebensstadien des Erregers angreift und der nebenbei auch verhindert, dass sich Moskitos beim Blutsaugen wiederum infizieren. Jetzt müsse eine mögliche Anwendung als Medikament umfangreich getestet werden.
US-Kürzungen bedrohen Erforschung und Bekämpfung der Malaria
Doch ob ihre und auch die Arbeiten ihrer Forscherkollegen den Menschen wirklich helfen können, ist ungewiss. Die radikalen Kürzungen der US-Regierung bei wissenschaftlichen Projekten treffen auch die Arbeit von Markus Meißner und seinen Kollegen.
Für die Arbeit der Grundlagenforscher ist die internationale Datenbank "VEuPathDB" von entscheidender Bedeutung, in der sämtliche Gene oder Genome von Moskitos oder Zecken, aber auch die von Parasiten, die Malaria oder Schlafkrankheit verursachen, gesammelt werden. Mehr als 20 Jahre wurde dieses Projekt vom National Institute of Health finanziert, einer Behörde des US-Gesundheitsministeriums. Jetzt wurden die Mittel für dieses Projekt gestrichen.
"Die gesamte Forschungscommunity versucht, diese Datenbank am Leben zu erhalten." So ist auch Markus Meißner gezwungen, Mittel aus seinem Etat für das Weiterbestehen der unverzichtbaren Datensammlung aufzuwenden. Deren Erhalt kostet jährlich rund sechs Millionen Dollar.
Nicht nur die Forschung wird von der Trump-Administration torpediert: Auch die Streichungen der durch die amerikanische USAID - der Behörde der Vereinigten Staaten für internationale Entwicklung - finanzierten Projekte zur Malariabekämpfung werden sich nach Einschätzung der Forscher in erhöhten Fall- wie auch Todeszahlen niederschlagen.