Neue Forschungsergebnisse Warum die "Melanie Schulte" 1952 sank
Der Untergang der MS "Melanie Schulte" 1952 gilt als eines der schlimmsten Unglücke der deutschen Handelsschifffahrt. Forschende des Helmholtz-Zentrums Hereon haben das Unglück rekonstruiert.
Im Jahr 1952, drei Tage vor Weihnachten, sank der deutsche Frachter MS "Melanie Schulte" im Atlantik. Alle 35 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Bis heute konnte die Ursache für das Unglück nicht abschließend geklärt werden. Wrackteile, die einen Monat später an die schottische Küste gespült wurden, ließen darauf schließen, dass das Schiff auseinandergebrochen war.
Einen Monat nach dem Untergang wurden Wrackteile und ein Rettungsring an die schottische Küste gespült.
Vorderer Laderaum blieb leer
Doch warum zerbrach das 136 Meter lange und 18 Meter breite Schiff? Lag es an der ungleich verteilten Ladung, an falscher Navigation oder doch am Wetter? Die "Melanie Schulte" sollte eine Ladung Eisenerz von Norwegen in die USA bringen. Da schlechtes Wetter vorhergesagt war, ließ der Kapitän die Fracht vor allem in der Mitte und im Heck laden, damit die Schiffsschrauben bei hohem Seegang nicht in der Luft hängen. Der vordere Laderaum blieb leer.
Seegang nicht ungewöhnlich stark
Ein Forschungsteam des Helmholtz-Zentrums Hereon hat die Bedingungen im Nordatlantik am Tag des Untergangs rekonstruiert. Mit einer Seegangssimulation konnten Ina Teutsch und Nikolaus Groll vom Institut für Küstensysteme - Analyse und Modellierung herausfinden: Der Seegang war nicht ungewöhnlich stark.
Die rund 10 Meter hohen Wellen haben allein wohl nicht zum Untergang geführt. Die Länge der Wellen und die Richtung, aus der sie gekommen sind, haben eine wichtigere Rolle gespielt. Denn dadurch ist es zu einer extremen Belastung des Schiffs gekommen, wodurch es schließlich auseinandergebrochen ist.
Die Wellen waren etwa so lang wie das Schiff, wodurch der Frachter hin und her gebogen wurde und extremen Biegekräften ausgesetzt war. Die Simulation von Teutsch und Groll zeigt ebenfalls, dass die Wellen seitlich auf den Frachter getroffen sind, wodurch er zusätzlich hin und her geschaukelt ist. Außerdem sorgte das geladene Eisenerz für enorme Kräfte, die auf den Mittelteil des Schiffs wirkten und es so nach unten drückten.
Laderegeln kurz nach dem Unglück geändert
Das Seeamt Hamburg hatte schon damals vermutet, dass der Seegang und die falsche Beladung der MS "Melanie Schulte" zu dem Unglück geführt haben. Die Ergebnisse der Studie konnten diese Vermutungen nun, rund 70 Jahre später, bestätigen. Die Vorgaben für die Beladung von Erztransporten wurden bereits kurz nach dem Unglück geändert.
Schwerer Seegang bei Sturm ist auch heute noch eine Gefahr für Schiffe, jedoch gibt es einen Unterschied zu damals: Die Wetter- und Seegangs-Vorhersage sind heutzutage deutlich besser als im Vergleich zu damals. Dennoch zeigt die Studie, dass unter bestimmten Umständen auch ganz herkömmliches Schlechtwetter ausreichen kann, um Schiffe in Gefahr zu bringen.