Weltwirtschaftsforum in Davos Der Optimismus ist zurückgekehrt
Beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos ging es nicht mehr nur um die Konjunkturkrise, sondern um einen optimistischen Blick in die Zukunft. Den haben zumindest deutsche Unternehmer wiedergefunden. Sorge bereitete den Teilnehmern aber immer noch der angeschlagene Euro.
Von Pascal Lechler, ARD-Hörfunkstudio Genf
Der Optimismus ist in die Vortragsräume des Davoser Kongresszentrums zurückgekehrt. Nach zwei Jahren, in denen man viel über die Krise diskutiert hatte, zeigten sich die meisten der 2500 Weltwirtschaftsforums-Teilnehmer in diesem Jahr wieder positiver.
Gerade deutsche Manager strotzen vor guter Laune, wenn sie an die Geschäftsaussichten für 2011 denken. Eine Umfrage, die während des Weltwirtschaftsforums veröffentlicht wurde, hatte ergeben, dass nur die indischen Unternehmenslenker noch optimistischer sind als ihre deutschen Kollegen. Uwe Heuser, Wirtschaftschef der Wochenzeitung "Die Zeit", versucht aber, die Euphorie zu dämpfen. Es gebe weiterhin viele Risiken, meint er: "Die Krise ist in mancher Hinsicht noch nicht vorbei. Das merkt man immer dann, wenn gerade wieder ein europäisches Land zu fallen droht. Diese Phase extremen Risikos, die wir jetzt seit drei Jahren haben, wird auch noch zwei oder drei Jahre dauern", sagte er.
Euro-Krise Thema vieler Debatten
Im Mittelpunkt vieler Foren stand auch die Frage, wie es mit dem Euro weitergeht. Die Rufe nach einem flexibleren Euro-Rettungsschirm wurden in Davos wieder lauter. Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel bekundeten auf dem Weltwirtschaftsforum ihre volle Unterstützung für den Fortbestand der europäischen Gemeinschaftswährung. Scheitere der Euro, dann scheitere Europa, so die Kanzlerin.
Merkel betonte, dass es momentan keine Euro-Krise, sondern eine Schuldenkrise gebe. Die Bundeskanzlerin, aber auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble verteidigten in Davos die deutsche Politik der Haushaltskonsolidierung, um damit Wachstum zu generieren. Die Kanzlerin reagierte auch auf die Kritik, Deutschland zeige sich in Europa zu wenig solidarisch. "Solidarität ist wichtig, und die haben wir gezeigt." Solidarität müsse aber gepaart sein mit Solidität und Stabilität und besserer Wetttbewerbsfähigkeit in Europa.
USA nur mit wenigen Teilnehmern vertreten
Während die europäische Politik sehr stark in Davos vertreten war, zeigten sich beim Weltwirtschaftsforum nur wenige Mitglieder der Obama-Administration. US-Finanzminister Timothy Geithner bekräftigte in Davos die Haltung der USA, dass Ausgabensenkungen erst nach einem Wirtschaftsaufschwung sinnvoll seien.
Wichtiges Thema in den Augen von Klaus Peter Gushurst, Deutschland-Chef der Unternehmensberatung Booz und Company, war in diesem Jahr auch der Machtkampf zwischen China und den USA. Es habe Riesen-Diskussionen über das Thema Aufwertung der chinesischen Währung gegeben. Die USA lenkten jedoch damit von ihren eigenen Problemen wie Schuldenabbau, Artbeitslosigkeit und Schuldenkrise ab.
Krise in Ägypten spielte nur kleine Rolle
Die politische Krise in Ägypten war nur am Rande Thema in Davos. Einige Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums forderten den ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak zu Kompromissbereitschaft gegenüber den Demonstranten sowie zu grundlegenden Veränderungen im Land auf. Es sei offensichtlich, dass die Menschen Veränderungen und Reformen wollten. Dieser Wille lasse sich nicht aufhalten, so der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan.