Produkte der Bard Distillery bei einer Verkostung

Folgen der US-Zollpolitik in Kentucky Der Groll im Staat der Whiskeybrenner

Stand: 07.04.2025 11:46 Uhr

Kentucky ist politisch eigentlich fest in der Hand der Republikaner. Doch auf Trumps Zollpolitik sind viele dort nicht besonders gut zu sprechen. Bei Whiskeybrennern und Farmern wächst der Unmut.

Man muss am Bourbon in der Destillerie von Tom Bard gar nicht nippen: Einmal tief durchatmen, und schon stellt sich ein leichter Schwips ein. Seit 2019 werden in der Bard Distillery in Graham, im westlichen Kentucky, lustvoll die unterschiedlichsten Whiskey-Sorten produziert.

Jetzt machen die Zölle, die US-Präsident Donald Trump verhängt hat, dem Whiskeybrenner das Leben schwer. "Die treffen uns in vielerlei Hinsicht", klagt er. "Nicht nur, weil wir gerade erst angefangen haben, in andere Länder wie Kanada oder in die EU zu exportieren."

Bourbon dürfte teurer werden

Die meisten Destillerien in Kentucky beziehen den Großteil ihrer Rohmaterialien aus dem Ausland: die Flaschen, Etiketten, die Verschlüsse. Trumps Zölle könnten also nicht nur den Bourbon-Absatz erschweren, sondern auch den Einkauf verteuern. Bard versteht schon, dass die Zölle den Anreiz schaffen sollen, heimische Produkte zu verwenden.

Doch das Problem ist: Die gibt es derzeit gar nicht. Der Bourbon aus der Bard Distillery dürfte jetzt erst mal teurer werden, denn die Mehrkosten wird Bard wohl oder übel an seine Kunden weiterreichen müssen.

"Das ist eine Steuererhöhung!"

Ähnlich verärgert über Trumps Zollpolitik ist am anderen Ende von Kentucky, nahe Lexington, der Farmer Jim Coleman. "Das ist eine Steuererhöhung!", schimpft er. Er sei eigentlich durch und durch Republikaner, gerade weil er an niedrige Steuern, wenig Regulierung und Wachstum glaubt.

Trump dagegen rase mit 100 Meilen pro Stunde in die entgegengesetzte Richtung. Eigentlich wollte der Bauer seine Coleman Crest Farm, die vor allem Bio-Produkte für den heimischen Markt anbaut, in diesem Jahr erweitern. Doch aus Sorge um Dieselpreise und Personalkosten hat er diese Pläne vorerst auf Eis gelegt.

Investitionen bleiben laut Handelskammer aus

Klagen wie die von Coleman hört Ashli Watts derzeit jeden Tag. Ashli ist die Präsidentin der Kentucky Chamber of Commerce, der Handelskammer des Bundesstaates mit Sitz in der Landeshauptstadt Frankfort. Jede Menge Unsicherheit und Angst würden in Kentucky umgehen, weiß die Handelskammer-Chefin.

Trumps Handelspolitik sei sicher nicht populär in dem Bundesstaat, der auch von der Autoindustrie und anderem produzierenden Gewerbe lebt. "Weil alles in der Schwebe ist, investiert derzeit kein Betrieb mehr und stellt auch kein Personal ein", klagt Ashli.

Deshalb macht die Handelskammer jetzt unermüdlich Druck auf Kentuckys Senatoren und Abgeordnete. Und das durchaus mit Erfolg: Mitch McConnell und Rand Paul aus Kentucky sind derzeit die einzigen republikanischen Senatoren, die Trumps Zölle als schädliche Zusatzsteuer ablehnen.