Industriemogul Indien würdigt verstorbenen Geschäftsmann Tata
Vor allem seine Liebe für Autos machte ihn berühmt. Nun ist der indische Geschäftsmann Ratan Tata gestorben. Ob Industriemogul oder Business-Onkel auf Instagram - Indien würdigt ihn als Visionär.
Air India, Jaguar oder Land Rover - es sind ganz große Namen, mit denen man den indischen Industriemogul Ratan Tata und das Firmenimperium Tata verbindet. Kein Wunder also, dass sogar Indiens Premierminister Narendra Modi den verstorbenen Industriellen nun als "visionären Wirtschaftsführer" würdigte.
Vor allem die Automobil-Industrie begeisterte den Unternehmer Tata, wie er es selbst 2015 bei einer Veranstaltung in Detroit beschrieb: "In der ganzen Zeit, in der ich in der Wirtschaft tätig bin, kam wohl nichts an die Aufregung und an das Hochgefühl heran, das mir die Autoindustrie bieten kann."
Tatas Visionen
International von sich Reden machte Tatas Konzern zum Beispiel mit dem Kauf von Jaguar und Land Rover im Jahr 2008. Doch es ging dem Unternehmer Tata auch darum, die indische Auto-Industrie selbst voranzubringen. Eine seiner Visionen, das sogenannte Indica, beschrieb er 2015 in seiner Rede in Detroit:
Ich beschloss, dass Indien sein eigenes Auto produzieren kann. Alle meine internationalen Freunde aus der Automobil-Industrie sagt, das sei nicht möglich, wir müssten eine Zusammenarbeit eingehen, um an Know-How und Technologie zu kommen. Aber wir haben dieses Auto produziert. Wir nannten es Indica und produzierten es in Indien, mit indischen Bestandteilen.
"Umso besser, je größer es ist"
Doch mit einer anderen visionären Idee war Tata bei Weitem nicht so erfolgreich - mit dem sogenannten Nano. Ein sehr kleines und sehr günstiges Auto, es sollte bezahlbar sein für viele Inder und Inderinnen.
Manche waren von der Idee durchaus fasziniert, wie damals Nano-Besitzer Dhiraj Singh: "Wir fühlen uns besser, seit wir ein Auto gekauft haben. Wir sind stolz, dass wir auch ein Auto haben", sagt er. "Früher dachten die Leute: 'Na, er kommt auf einem Zweirad.' Aber jetzt ist das nicht mehr so. Meine Nachbarn und Verwandten sagen auch, ich habe etwas Gutes getan."
Dennoch kam das kleine Auto bei der indischen Bevölkerung bei Weitem nicht so an wie erhofft und verkaufte sich nicht gut. Punnoose Tharyan vom Motown-Magazin fasste das Problem mit Tatas Nano im Jahr 2012 so zusammen: "In Indien ist das Auto natürlich umso besser, je größer es ist. Die Leute achten und respektieren einen mehr für die großen Autos, die man hat", so Tharyan. "Ein Nano wird also immer als Auto für Arme gehandelt. Niemand will damit erwischt werden."
Vermittlung von Hunden
Mit seinen Visionen wird Tata wohl dennoch in die indische Industriegeschichte eingehen. Das Unternehmen des verstorbenen 86-Jährigen ist heute nach eigenen Angaben in mehr als 100 Ländern aktiv - von der Autoindustrie bis hin zur Stahl- oder IT-Branche.
Und sogar die jüngere indische Generation wusste Tata noch mitzunehmen. 2019 trat er der Social-Media-Plattform Instagram bei und wurde dort schnell zur Sensation, als beliebter "Business-Onkel" mit heute 10,6 Millionen Followern. Sein Erfolgsrezept: Kinder- und Jugendfotos von früher und immer wieder auch die Vermittlung von entlaufenen Hunden. Seinen letzten Post gab es noch kurz vor seinem Tod. Darin hieß es, es gebe keinen Grund zur Sorge um ihn.