Nach fast 300 Jahren Japan beendet Terminhandel mit Reis
Fast 300 Jahre lang wurden an der japanischen Derivatebörse Dojima Futures auf den Reispreis abgeschlossen. Jetzt ist das Ende des ältesten Terminhandels der Welt besiegelt - wegen zu geringer Umsätze.
Der älteste Terminhandel der Welt schließt: Die japanische Derivatebörse Dojima stellt im kommenden Jahr den Handel mit Terminkontrakten auf Reis ein - nach knapp 300 Jahren. Wie die Terminbörse mitteilte, endet das Geschäft im Juni 2022. Dann laufe der letzte der aktuellen Futures aus.
Hilfe für die Reisbauern?
Die Börse muss diesen Schritt gehen, weil sich das japanischen Agrarministerium weigert, die Lizenzen für Reis-Futures zu erneuern. Die Regierungsbehörde begründet dies ihrerseits mit geringen Umsätzen. Der Chef der Börse, Ikko Nakatsuka, missbilligte den Beschluss des Landwirtschaftsministeriums. Reis-Futures seien zwar keine wichtige Einnahmequelle für seine Börse, aber ein hilfreiches Instrument für Reisbauern, erklärte Nakatsuka. Daher sei er enttäuscht über die Entscheidung der Regierung.
Samurai beförderten Gründung
Die Wurzeln der japanischen Terminbörse gehen auf das Jahr 1730 zurück. Damals konnten Reisbauern ihre Ernte an der Börse erstmals vorab verkaufen und sich dadurch einen bestimmten Preis sichern. Der Grund: In den vorangegangenen Jahren war der Preis für dieses wichtige Nahrungsmittel ins Bodenlose gefallen. Mitglieder der Kriegerkaste Samurai, die auf die Einnahmen aus dem Reisanbau angewiesen waren, übten daraufhin Druck auf den Shogun aus der Tokugawa-Dynastie aus, den Derivatehandel zuzulassen. Dieser war bis dahin als Glücksspiel betrachtet worden und war deshalb verboten.
Vorbild für Terminbörsen in aller Welt
Wie die Börse Dojima auf ihrer Internetseite schreibt, sind Regeln und Handelspraktiken, die vor knapp 300 Jahren hier entwickelt wurden, Grundlage und Vorbild für den weltweiten Derivatehandel. Zahlreiche Terminmärkte, die seit dem 19. Jahrhundert in aller Welt eröffneten, basierten auf denselben Grundsätzen.