Russische Landeswährung Sanktionen lassen Rubel abstürzen
Die neuen westlichen Wirtschaftssanktionen haben Russlands Währung in den freien Fall geschickt. Die Zentralbank in Moskau reagiert mit einer drastischen Erhöhung der Leitzinsen.
Neue Sanktionen gegen Russland wegen des Kriegs gegen die Ukraine haben den Rubel abstürzen lassen. Die russische Landeswährung verlor am Morgen gegenüber dem Dollar rund 30 Prozent und fiel auf ein Rekordtief. Für einen Dollar mussten zeitweise 119 Rubel bezahlt werden.
Um die Währung zu stützen, hob die russische Zentralbank den Leitzins drastisch an. Er steige auf 20 Prozent, teilte die Bank laut russischen Nachrichtenagenturen mit. Das ist ein Sprung um 10,5 Punkte. Damit wolle sie "finanzielle Stabilität und Preisstabilität gewährleisten und die Ersparnisse der Bürger vor Wertminderung schützen", erklärte die Notenbank. Weitere Anpassungen schloss sie nicht aus. Die Zentralbank verbot zudem ausländische Verkäufe russischer Wertpapiere.
Russland: Folgen der Sanktionen bereits spürbar
Das russische Präsidialamt räumte ein, dass die verschärften Sanktionen ihre Spuren hinterlassen. "Die Sanktionen sind hart, sie bereiten Probleme", räumte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow ein. "Aber Russland hat das nötige Potenzial, um den Schaden auszugleichen." Russland habe Pläne in der Schublade, um auf alle möglichen Sanktionen antworten zu können. Die gegen den russischen Präsidenten Putin selbst erhobenen Sanktionen seien laut Peskow sinnlos.
Die Aktienmärkte in Russland blieben am Morgen geschlossen - offenbar weil die Währungshüter schwere Turbulenzen befürchten. Wann der Handel wieder aufgenommen werden soll, blieb zunächst unklar.
Zuvor hatten die westlichen Staaten neue Wirtschaftssanktionen gegen Russland auf den Weg gebracht. Im vierten Sanktionspaket der EU sind auch Strafmaßnahmen gegen die russische Zentralbank enthalten. Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen werden Transaktionen mit der Zentralbank verboten. Zudem werden alle Vermögenswerte der Bank in der EU eingefroren. Damit soll Russlands Präsident Wladimir Putin gehindert werden, seinen Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren.
Devisenreserven liegen auch im Ausland
Russland verfügt über Devisenreserven in Milliardenhöhe. Die Rede ist von knapp 640 Milliarden, die Russland in Dollar, Euro, Gold, chinesische Yuan, Staatsanleihen und andere Wertpapiere angelegt hat. Allerdings liegen diese Reserven nicht ausschließlich im eigenen Land - was es Experten zufolge Russland erheblich erschwert, den Rubel-Wechselkurs weiter zu stützen. Das lässt die Landeswährung abstürzen - mit möglicherweise drastischen Folgen für die Bevölkerung in Russland. Auch ein Ansturm auf die Banken des Landes gilt als denkbar.
Nach Angaben des EU-Chefdiplomaten Josep Borrell wird in einer gemeinsamen Aktion der G7-Staaten rund die Hälfte der Finanzreserven der russischen Zentralbank eingefroren. Dass nicht alle Reserven blockiert werden können, liegt laut Borrell daran, dass nicht das gesamte russische Finanzvermögen in westlichen Staaten gehalten werde. Russland habe sein Finanzvermögen zuletzt mehr und mehr in Ländern geparkt, in denen es nicht blockiert werden könne.
Schon in den vergangenen Tagen war der Rubel wegen des Krieges eingebrochen. Am Wochenende bildeten sich noch vor Bekanntwerden der neuen Maßnahmen Schlangen vor russischen Bankautomaten. Die Menschen versuchen eilig, ihre ersparten Rubel abzuheben und sie in ausländische Devisen umzutauschen, bevor die Kurse weiter fallen. Außerdem hatten kürzlich sanktionierte Banken zu bedenken gegeben, dass die Nutzung von Visa- und Mastercard-Karten im Ausland unmöglich sei und das Abheben von Bargeld empfohlen.