Benkos Verbindungen zur Politik Früher umschwärmt - nun "Persona non grata"?
Der österreichische Unternehmer René Benko war ein Meister im Netzwerken und pflegte beste Kontakte zur Politik. Nach der Pleite seiner Signa-Holding klingt es mitunter so, als habe man seinen Namen vergessen.
René Benko, das war der Vorzeige-Unternehmer der Alpenrepublik, Sonnyboy auf jedem Staatsempfang. Der Selfmade-Milliardär, der in nur 20 Jahren sein Imperium aufgebaut hatte, seine Signa-Holding: Top-Immobilien weltweit, beste Lagen. Der Tiroler Wunderknabe, der nicht mal Matura hat, das österreichische Abitur; weil er zu oft die Schule geschwänzt hat, weil er schon damals mit dem Ausbau von Dachgeschossen in seiner Heimatstadt Innsbruck beschäftigt war. Und damit seine erste Million gemacht hat, noch in Schilling.
So einen zeigten auch österreichische Bundeskanzler gerne her. Sebastian Kurz zum Beispiel, das andere Wunderkind - damals, als Österreich noch Wladimir Putin hofierte, in der Wiener Hofburg. Als "ganz großen österreichischen Unternehmer" stellte der Politiker Benko dem russischen Politiker 2018 vor. René Benko, einer der ganz Großen Österreichs - Putin nickt und sagt: "Ja". Natürlich hatte er den Namen Benko schon mal gehört.
"Kein Politikum"
Einen Insolvenzantrag und zwei Bundeskanzler später hört sich das etwas anders an. Karl Nehammer, als Bundeskanzler der Nach-Nachfolger von Sebastian Kurz, mag sich an den Namen "Benko" irgendwie nicht mehr so recht erinnern - schon eine Stunde, nachdem Benkos Signa-Holding Ende November die Insolvenz eingestanden hat. "Ich sehe darin kein Politikum, sondern das ist ein Fall des Insolvenzrechtes", sagte Nehammer da.
"Kein Politikum" will in der kleinen Republik Österreich heißen: von jetzt an "Persona non grata". Und bevor jemand fragen kann, gibt Nehammer, der Kurz-Nachfolger auch im Amt des ÖVP-Parteichefs, eine Antwort, die überrascht: "Derjenige hinter dieser Investitionsfirma" werde immer wieder "mit uns in Zusammenhang gebracht, obwohl er nicht der Volkspartei gespendet hat".
Einladungen zur Jagd und auf die Yacht
Benko, kein Parteienspender? Dabei häufen sich gerade die Geschichten, wen der Milliardär alles zur Jagd eingeladen hat - und auf seine Yacht. Die Klügeren haben sich verweigert. Der Tiroler Benko war Meister im Netzwerken und auf Parteispenden mutmaßlich gar nicht angewiesen.
Die Verbindungen gingen quer durch alle Parteien. Alfred Gusenbauer, früher mal SPÖ-Bundeskanzler, spricht von Freundschaft - und sitzt im Beirat der Signa-Holding. Susanne Riess-Hahn war mal FPÖ-Vizekanzlerin, dann im Beirat der Signa-Holding.
Vermögen in der Privatstiftung
Schon als Schüler gilt Benko als Menschenfänger - als einer mit einer Vision. Interviews gibt er bald keine mehr. Im Jahr 2007 sagte er beim Heimatsender ORF-Tirol, wenn es etwas gebe, worauf er einmal zurückblicken wolle in vielleicht 30 Jahren, dann das: dass er "eine Art Familienunternehmen geschaffen hat", das "kontinuierlich gewachsen ist, aber in privater Hand gebliebenen ist".
Familie Benko: Das war ursprünglich ein Leben auf 60 Quadratmetern Gemeindebau, der Vater arbeitete bei der Stadt, die Mutter als Erzieherin. Benko hat eine jüngere Schwester.
Das mit den Quadratmetern hat sich sehr geändert. "Familie" gilt bei Benko immer noch. Ein Teil seines Vermögens liegt bei "Laura", so heißt seine Tochter und auch eine Privatstiftung. Ein Picasso, Millionen Wert, soll da gebunkert sein - und, heißt es, jetzt verkauft werden. Ebenso wie "Roma", die Yacht. 40 Millionen wäre die Verhandlungsbasis.
Benko steht im Wort, im Insolvenzverfahren auch eigenes Geld nachzuschießen. Er kämpft noch, will noch nicht loslassen. Aber der große Traum des René Benko ist geplatzt. Dass die Luft da oben dünn ist, wusste der Tiroler schon vor 15 Jahren - aber seine Vorhersage von damals hat sich erstmal erledigt: Es gebe "einige Leute, die sich freuen würden, wenn der Unternehmer René Benko scheitert", sagte er damals. "Aber die werden sehen, dass ich ihnen die Freue nicht machen werde."