Kakaoernte, Bobia/Elfenbeinküste
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Ernteausfälle in Afrika Schokoladenkrise zu Weihnachten

Stand: 10.12.2023 14:11 Uhr

Kakao-Rohware hat sich massiv verteuert. Grund sind Ernteausfälle in der Elfenbeinküste und Ghana. Während hierzulande die Schokoladenpreise steigen, erleben Kakaoproduzenten in Afrika ein echtes Drama.

Seitdem Siaka Sylla im Kakao-Geschäft ist, hat er das Lagerhaus seiner Kooperative noch nie so leer gesehen: "Normalerweise ist es jetzt voll mit Kakao. Aber jetzt ist es leer, alle Paletten sind leer." Die Stimmung ist gedrückt, nicht nur bei Sylla in Hermankono im Süden der Elfenbeinküste.

Im ganzen Land haben überdurchschnittliche Regenmengen dafür gesorgt, dass zuerst die Blüten Schaden nahmen. Die Früchte, die am Ende noch geerntet wurden, waren oft innen verfault - als Folge der langen Feuchtigkeit. "In diesem Jahr haben wir weniger produziert - vielleicht nur ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr," sagt Farmer Ibrahim von der Kooperative.

Goldsucher verdrängen die Kakaobauern

Fast die Hälfte der deutschen Importe kamen im vergangenen Jahr aus der Elfenbeinküste, die zugleich weltweit größter Kakaoproduzent ist. Noch schlimmer: Auch dem zweitwichtigsten Kakaoland, dem angrenzenden Ghana, geht es nicht viel besser. Hier hat der Regen zu einer massiven Ausbreitung einer Pilzerkrankung geführt, der "schwarzen Schote", der zehn Prozent der Ernte zum Opfer fielen.

Und: Immer mehr illegale Goldsucher kaufen Plantagenland auf. Farmer verkaufen oft unter wirtschaftlichem Druck. Die Anbaufläche ist so inzwischen spürbar geschrumpft. Mit dem Gold-Boom geht oft die Vergiftung des Wassers und Entwaldung einher - das Land wird auf lange Zeit unbrauchbar.     

Steigende Preise für Kakao, Zucker und Schokolade

Die Folge all dieser Probleme sind drastisch steigende Preise für die Rohware. In Deutschland nahmen die Einfuhrpreise für Kakaobohnen und Kakaobohnenbruch im Oktober um fast 54 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu, bei Kakaomasse und Kakaobutter waren es mehr als 27 Prozent. Weil man für Schokolade Zucker braucht, spielt auch der bei den Erzeugerpreisen am Ende eine Rolle. Die deutschen Erzeugerpreise legten bei Zucker im gleichen Zeitraum um 26 Prozent zu, so das Statistische Bundesamt.

Alles keine guten Aussichten für Schokofreunde vor dem Weihnachtsbaum. Dennoch hat die deutsche Süßwarenindustrie fürs hohe Fest 167 Millionen Weihnachtsmänner vom Produktionsband laufen lassen. Das sind nur ein Prozent weniger als im Vorjahr, obwohl die Herstellungskosten pro Schoko-Hohlkörper im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent zulegten. Der Konsument in Deutschland - er wird sich womöglich an der Supermarktkasse die Augen reiben.

Klimakrise macht sich immer stärker bemerkbar

Wirklich leiden aber werden andere: Die Produktionsländer und vor allem ihre Anbauer. Der Klimawandel hinterlässt Spuren, deren Ausmaß noch nicht abzuschätzen ist. Hinzu kommt in der ganzen Region die hohe Inflation. Alles zusammen führt zu einer Einnahmekrise, durch die der Kauf von Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln und der Einsatz von Helfern in den Plantagen auch für die nächste Ernte schwierig werden könnte.

Den Geburtstag Jesu, auch in der Elfenbeinküste eines der wichtigsten christlichen Feste, werden viele Farmer wohl nicht unbeschwert feiern können. "Die Kinder müssen zur Schule gehen. Aber wenn die Ernte beim Kakao schlecht ausfällt, wie können wir unsere Kinder dann zur Schule schicken?", klagt Monique Koffi Amenan, Mitglied der Kakaokooperative.