IWF-Prognose Globale Staatsschulden steigen über 100 Billionen
Die weltweite Staatsverschuldung dürfte laut dem Internationalen Währungsfonds in diesem Jahr erstmals die Marke von 100 Billionen Dollar übertreffen. Vor allem die USA und China nehmen immer mehr Kredite auf.
Die globale Verschuldung dürfte nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) bis zum Jahresende die Marke von 100 Billionen Dollar übertreffen. Mittelfristig werde die Verschuldung steigen, heißt es in einer heute veröffentlichten Analyse des IWF zur Entwicklung der öffentlichen Verbindlichkeiten.
Schuldenquote bald bei 100 Prozent?
Gemessen an der Wirtschaftsleistung dürfte die Schuldenquote Ende 2024 voraussichtlich bei 93 Prozent liegen. Bis 2030 dürfte sie sich dann 100 Prozent annähern. Während der Pandemie war der Wert auf den bisherigen Rekordstand von 99 Prozent gesprungen. Zum Vergleich: 2019 und damit vor der Pandemie waren es noch 90 Prozent gewesen.
So drastisch diese neuen Zahlen auch anmuten: Sie könnten sogar noch zu niedrig gegriffen sein. Der IWF selbst betonte, die Schätzungen zur Verschuldung hätten zuletzt oft deutlich zu niedrig gelegen. IWF und Weltbank haben für die nächste Woche zur traditionellen Herbsttagung nach Washington geladen. In den kommenden Tagen werden daher auch Projektionen für die globale Wirtschaftsleistung erwartet.
Diese Länder machen mehr Schulden
Doch welche Länder sind eigentlich die größten Schuldenmacher? Dem IWF zufolge wird die globale Staatsverschuldung vor allem durch die Kreditaufnahme in den beiden größten Volkswirtschaften USA und China getrieben. Aber auch in Brasilien, Frankreich, Italien, Südafrika und Großbritannien rechnet der IWF mit einem Anstieg der Schulden.
Angesichts des Drucks, sauberere Energie zu finanzieren, die alternde Bevölkerung zu unterstützen und die Sicherheit zu stärken, bestehe wenig politische Bereitschaft, die Ausgaben zu kürzen. Daher "sind die Risiken für die Schuldenaussichten stark nach oben gerichtet", so der IWF.
Steigende Verschuldung in den USA und China
In den USA wird in drei Wochen ein neuer Präsident gewählt. Experten rechnen unabhängig vom Ausgang mit einer stark steigenden Verschuldung der weltgrößten Volkswirtschaft.
Zuletzt hatte China Maßnahmen zur Wiederbelebung seiner angeschlagenen Wirtschaft angekündigt und dabei eine massive Ausgabe von Staatsanleihen ins Spiel gebracht. Nach Informationen der chinesischen Wirtschaftszeitung Caixin unter Berufung auf informierte Kreise will sich Peking für die geplanten Konjunkturmaßnahmen insgesamt sechs Billionen Yuan (etwa 774 Milliarden Euro) durch die Ausgaben von Staatsanleihen mit einer langen Laufzeit beschaffen.
Hohe Einsparungen sind nötig
Der Währungsfonds mahnte die globalen Regierungen derweil zu harten Entscheidungen, um die Kreditaufnahme zu stabilisieren, denn: "Abwarten ist riskant. Die Erfahrungen der Länder zeigen, dass hohe Schulden negative Marktreaktionen auslösen und den Spielraum für Haushaltsmanöver angesichts negativer Schocks einschränken können", warnen die IWF-Experten.
Um der ausufernden Verschuldung Herr zu werden, bedarf es allerdings drastischer Maßnahmen. Um die Schulden zu stabilisieren oder zu reduzieren, müssten die Staatsausgaben im Schnitt um 3,0 bis 4,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sinken, rechnet der IWF vor. Dabei sollten die Regierungen bei der Gestaltung der Kürzungen "sorgfältig" vorgehen, um zu verhindern, dass ihre Länder in eine längere Phase "blutleeren Wachstums" geraten.