Frühjahrstagung von IWF und Weltbank Große Risiken - gerade für ärmere Länder
Der Weltwirtschaft stehen laut Weltbank-Präsident Malpass unruhige Zeiten bevor. Zwar sind die Aussichten etwas besser als zuletzt, doch ausgerechnet bei ärmeren Ländern stelle sich die Frage, woher Wachstum kommen solle.
Der Präsident der Weltbank, David Malpass, warnt angesichts trüber globaler Wirtschaftsaussichten vor massiven Folgen für ärmere Länder. "Die Schuldenlast, die Klimakosten, die höheren Lebensmittelpreise: All das summiert sich erheblich", sagte Malpass zum Auftakt der traditionellen Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Washington. "Wir stehen also vor einer Art Liquiditätskrise für die armen Länder und auch vor dem längerfristigen Problem, woher das Wachstum kommen soll."
Es brauche vor allem Produktivität in diesen Ländern, um Wachstum zu generieren. "Die Sterne stehen im Moment nicht günstig, um das zu erreichen", so Malpass. Benötigt würden dringend politische Veränderung und mehr Investitionen, vorrangig in kleinere und neue Unternehmen, "Wenn wir in einer Welt leben, in der Menschen in andere Länder auswandern müssen, um Zugang zu Kapital zu haben, ist das eine Herausforderung."
Malpass warnte gleichzeitig vor Protektionismus, also dem bewussten Ausgrenzen von potenziellen Marktteilnehmern und Wettbewerbern. Handel sei für das Wirtschaftswachstum von entscheidender Bedeutung. Auch IWF-Chefin Kristalina Georgiewa machte deutlich, dass es Investitionen brauche. "Wen die kleinen und mittleren Unternehmen erstickt werden, gibt es einfach keine Möglichkeit, Arbeitsplätze zu schaffen."
Verhalten positive Aussichten mit einigen Risiken
Insgesamt schätzt die Weltbank die konjunkturellen Perspektiven für die globale Wirtschaft etwas besser ein als noch im Januar. Malpass erklärte, es werde nun für 2023 mit einem globalen Wachstum von zwei Prozent gerechnet. Im Januar hatte die Schätzung der Weltbank noch bei 1,7 Prozent gelegen.
Die besseren Aussichten verdankt die Weltwirtschaft vornehmlich China. Dort wurden die jahrelangen restriktiven Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie mittlerweile aufgehoben. Allein für China rechnet die Weltbank statt wie bislang mit 4,3 Prozent nun mit 5,1 Prozent Wachstum. Auch für die Industriestaaten einschließlich den USA fallen die Prognosen nun etwas positiver aus. Unklar ist laut Malpass allerdings noch, wie sich Risiken wie die jüngsten Turbulenzen in der US-amerikanischen und europäischen Bankenbranche oder der aufgrund gedrosselter Fördermengen steigende Ölpreis im Jahresverlauf auswirken werden.
Malpass nur noch bis Mitte des Jahres im Amt
Weltbank und IWF kommen turnusmäßig zu ihrer Frühjahrstagung in der US-Hauptstadt zusammen, um über zentrale weltwirtschaftliche Themen zu beraten. Dieses Jahr stehen neben Ölpreis und Bankenturbulenzen die weltweit hohen Inflationsraten, die Folgen des Klimawandels und das wachsende Schuldenrisiko ärmerer Staaten im Fokus.
Thema dürften auch die Reformpläne bei der Weltbank sein. Malpass will sein Amt Ende Juni niederlegen. Er scheidet damit rund ein Jahr vor dem regulären Ende seiner Amtszeit aus. Einziger Kandidat für die Nachfolge ist der ehemalige Chef von Mastercard, Ajay Banga. US-Präsident Joe Biden hatte ihn Ende Februar als Malpass' Nachfolger nominiert. Dass Banga auf den Weltbank-Chefposten rückt, gilt als Formsache.