Beiträge zur Krankenversicherung Privatversicherte sollen 18 Prozent mehr zahlen
Die privaten Krankenversicherer haben empfindliche Preiserhöhungen im neuen Jahr angekündigt. Im Schnitt könnten die Prämien um fast ein Fünftel steigen. Auch die gesetzlichen Krankenkassen haben vor höheren Beiträgen gewarnt.
Privat Krankenversicherte müssen im kommenden Jahr mit erheblich höheren Beiträgen rechnen. Die Mehrheit der privaten Krankenversicherer (PKV) plane, zum 1. Januar 2025 die Prämien anzuheben - im Schnitt um satte 18 Prozent, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" gestern. Rund zwei Drittel aller 8,7 Millionen Vollversicherten seien betroffen. Viele von ihnen könne es auch noch härter treffen. "Preiserhöhungen von mehr als 30 Prozent werden keine Seltenheit sein", so die Zeitung.
"Wir können den Artikel der SZ grundsätzlich bestätigen. Dass Preiserhöhungen über 30 Prozent keine Seltenheit sind, sagen wir als Verband allerdings nicht", heißt es vom Verband der Privaten Krankenversicherung auf Anfrage von tagesschau.de. Dass es bei einer durchschnittlichen Erhöhung von 18 Prozent Abweichungen nach oben und unten gebe, liege aber in der Natur der Sache.
Gestiegene Krankenhaus-Kosten
"Die PKV-Unternehmen überprüfen ihre Beiträge zu unterschiedlichen Stichtagen im Kalenderjahr und passen diese gegebenenfalls an", erklärt der Verband. Deshalb sei die Nennung eines einheitlichen Prozentsatzes "immer eine Momentaufnahme". Laut "SZ" passen die meisten Anbieter die Prämien zum 1. Januar an, einzelne wie die DKV zum 1. April. Die Versicherten erhalten demnach in den nächsten Wochen Briefe mit den neuen Preisen.
Die Ursachen der Beitragserhöhung seien starke Anstiege bei den medizinischen Leistungen. "Größter Kostentreiber sind die Behandlungen im Krankenhaus", hieß es weiter. Hier seien die Leistungsausgaben der PKV allein im Jahr 2023 um 13,5 Prozent gestiegen - und diese starke Zunahme setze sich 2024 fort. Ein Grund: Während der Corona-Pandemie wurden einige Operationen seltener durchgeführt und in den Folgejahren nachgeholt.
Zudem spüren die Unternehmen die gestiegenen Preise in der Pflege und bei den allgemeinen Krankenhausleistungen, die für privat und gesetzlich Versicherte identisch seien. Zwischen 2021 und 2023 seien die Kosten je durchschnittlichen Pflegetag im Krankenhaus um 37,5 Prozent angestiegen. So sei zum Beispiel die Betreuung eines Neugeborenen im Schnitt um 18 Prozent teurer geworden. Nach Angaben des Verbands wirkten sich dabei die stark gestiegenen Tarifgehälter sowie die höheren gesetzlichen Mindestvorgaben zum Pflegepersonal aus.
Fachleute raten zum Wechsel innerhalb der Versicherung
Die Mehrheit der Privatversicherten sind Beamtinnen und Beamte sowie ihre Familien. Dazu kommen Selbständige und gut verdienende Angestellte. Der Durchschnittsbeitrag für privat versicherte Erwachsene beträgt laut Berechnungen des Verbands im kommenden Jahr 623 Euro pro Monat. Der Durchschnittsbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) liege für einen Durchschnittsverdiener bei 711 Euro.
Expertinnen und Experten empfehlen, die unterschiedlichen Tarife beim bisherigen Versicherer zu prüfen, da vor allem neue häufig günstiger seien. Ein Wechsel des Anbieters lohne sich dagegen häufig nicht - auch wegen der aufgebauten Altersrückstellungen. Auch die Verbraucherzentralen sehen den Wechsel bei der eigenen Versicherung oft als die beste Lösung. Mit ihrem kostenlosen Musterbrief können sich Versicherte Angebote zur Umstellung des Tarifs einholen.
Die gesetzlichen Versicherer hatten im Juni angesichts weiter steigender Ausgaben ebenfalls vor wachsendem Druck auf die Kassenbeiträge im kommenden Jahr gewarnt. Für 2025 sei mit einem zusätzlichen Finanzbedarf von 0,5 bis 0,6 Prozentpunkten zu rechnen, sagte die Chefin des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer.
Darin seien weitere Mehrausgaben aus laufenden Gesetzesvorhaben noch nicht enthalten. Der Zusatzbeitrag, den die Kassen jeweils für ihre Mitglieder festlegen, war bereits für 2024 auf durchschnittlich 1,7 Prozent angehoben worden. Der gesamte Beitrag umfasst daneben den allgemeinen Satz von 14,6 Prozent des Bruttolohns.
Mit Informationen von Till Bücker, ARD-Finanzredaktion.