Preise in europäischen Ländern Supermarkt-Einkauf anderswo noch viel teurer
Ein Preisvergleich zwischen sechs Ländern zeigt: Verbraucher in anderen europäischen Staaten müssen für Produkte des täglichen Bedarfs teilweise noch deutlich mehr zahlen als Konsumenten in Deutschland.
Die BBC hat jüngst die Preise von 23 typischen Konsumartikeln wie Butter, Klopapier oder Zahnpasta in Großbritannien vergleichen lassen - mit den Preisen in Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich und den Niederlanden. Das Ergebnis: Unter diesen Ländern ist Deutschland noch am günstigsten, wenn man auf die untersuchten Produkte blickt. Die höchsten Preise müssen demnach die Konsumenten in Frankreich bezahlen.
Gesamtkosten von 55 Euro beim Einkauf in Deutschland errechneten Experten des Marktforschungsinstituts Circana im Auftrag der BBC für den zusammengestellten Warenkorb. Ein französischer Supermarktkunde zahlt demnach für dieselben Produkte knapp 79 Euro. Großbritannien rangiert mit gut 60 Euro im Mittelfeld.
Die Marktforscher untersuchten dabei die Durchschnittspreise der jeweiligen Produkte im März, umgerechnet auf vergleichbare Verpackungsgrößen. Besonders günstig waren in Deutschland dem Vergleich zufolge Milch, Joghurt, Dosenfisch, Babynahrung, Zucker und Süßstoff, Spülmittel sowie Tierfutter. Billiger in Großbritannien waren Windeln, Fertigpizza und Reis. Relativ hoch sind im europäischen Vergleich die deutschen Nudelpreise.
Wettbewerb senkt die Preise
Wie entstehen die Preise? Experten halten die Intensität des Wettbewerbs für einen sehr wichtigen Faktor. In Deutschland haben die Discounter mit ihren günstigeren Eigenmarken-Produkten den Fachleuten einen besonders hohen Marktanteil - was große Auswirkungen auf den gesamten Einzelhandel hat.
Außerdem spiele die Politik eine Rolle, die durch Besteuerung, Subventionen und Regulierung Einfluss auf die Preise nehme. In Frankreich zum Beispiel könnte ein stärkerer Schutz für die Erzeuger zu höheren Lebensmittelpreisen in den Geschäften führen, so William Woods, Lebensmittelexperte beim Analysehaus Bernstein.
Lebensmittel-Inflation hält an
In Großbritannien hatten die Lebensmittelpreise zuletzt um 19 Prozent verglichen mit dem Vorjahr zugelegt. Auch in der Eurozone und in Deutschland ziehen die Preise immer weiter an - wenn auch mit gebremstem Tempo. Im Mai stiegen die deutschen Preise für Nahrungsmittel im Mai um immer noch stark überdurchschnittliche 14,9 Prozent. Im April hatte der Anstieg noch 17,2 Prozent zum Vorjahr betragen.
In der Eurozone sieht es ähnlich aus: Hier zeigen die Mai-Daten für verarbeitete Lebensmittel (einschließlich Tabak und Alkohol) verglichen mit dem Vorjahresmonat einen Anstieg um 13,4 Prozent. Die Preise für Lebensmittel steigen also deutlich stärker an als die allgemeine Inflationsrate.
"Weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar"
Dabei entspannen sich die globalen Lebensmittelpreise bereits seit Monaten, wie ein Blick auf den "FAO Food Price Index" zeigt. Der Nahrungsmittel-Preisindex der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen wird monatlich veröffentlicht und bildet die Entwicklung der Weltmarktpreise von 55 Agrarrohstoffen und Nahrungsmitteln in Dollar ab. Im Mai sank er auf 124,3 Punkte, was einem Minus von 2,6 Prozent verglichen mit April entspricht.
Warum steigen die Lebensmittelpreise also weiterhin überdurchschnittlich? "Etliche Faktoren spielen in den Preisanstieg hinein, darunter gestiegene Energiekosten, versteckte Preiserhöhungen sowie die schwierige internationale politische Lage und Arbeitskräftemangel", heißt es dazu von der Verbraucherzentrale. Manche Preise von Lebensmitteln seien indes weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar. Deshalb sei ein kritischer Blick der Politik und des Kartellamts auf Handel und Lebensmittelhersteller notwendig.