CO2-Abgabe steigt Für wen sich jetzt die Abkehr von Öl und Gas lohnt
Im kommenden Jahr steigt die Abgabe auf fossile Brennstoffe um gut 20 Prozent. Gerade das Heizen wird deutlich teurer. Doch nicht immer lohnt es sich, auf alternative Heizmethoden umzusteigen.
Die alte Ölheizung von Mika Hahn hat schon dreißig Jahre auf dem Buckel. Einen Winter soll sie noch durchhalten, hofft er. Heizungsinstallateur Ali Demirci kniet vor der Heizung, hat die Verkleidung abgeschraubt und prüft kritisch den Zündtrafo.
"Sieht alles gut aus, der müsste eigentlich noch halten", spricht Demirci leise vor sich hin. Er setzt das Bauteil wieder ein, startet die Heizung und feuert sie auf die höchste Betriebstemperatur. "Läuft alles ohne Probleme", erklärt er dann und nickt zufrieden.
Steigende Heizkosten
Gute Nachrichten für Mika Haas, der auch für den restlichen Winter auf ein warmes Haus setzen kann. Doch das Einfamilienhaus auf angenehme 20 Grad zu bringen, hat in den vergangenen Jahren immer mehr Geld gekostet: "Wir haben die letzten Rechnungen auch miteinander verglichen, also, man sieht ganz klar den Anstieg", sagt Haas und hält die Lieferscheine vom Heizöl nebeneinander. "Jahr für Jahr wird es mehr. Wir tanken jetzt noch einmal, um über den Winter zu kommen. Und dann müssen wir uns mit Alternativen beschäftigen."
Die Preise steigen auch wegen der CO2-Abgabe. Seit 2021 wird diese vom Staat auf fossile Brennträger erhoben und Jahr für Jahr gesteigert, 2025 von 14 auf 17 Cent pro Liter Öl. Die CO2-Abgabe kostet Mika Haas so in seinem Einfamilienhaus ungefähr 350 Euro pro Jahr. Bis 2027 sind die Preissteigerungen vom Staat vorgegeben, danach soll ein Marktmechanismus greifen.
Fossile Brennstoffe werden unattraktiv
Die Einnahmen fließen in den Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung, der den Wandel in eine klimaneutrale Wirtschaft fördern soll. Für Verbraucher heißt es jedoch, dass Öl- und Gasheizungen immer unattraktiver werden. Wäre eine Wärmepumpe eine Alternative für Mika Haas?
"Das kommt natürlich drauf an, was die Fördermöglichkeiten sind und wo das Angebot in diesem Fall liegt", erklärt er. "Und dann müssen wir eine Entscheidung treffen, ob wir den Umstieg jetzt machen oder warten, bis der Brenner defekt ist." Genug Platz für eine Anlage im Garten hätte er jedenfalls. Heizungsinstallateur Ali Demirci und sein Chef Jochen Hägele sollen ein Angebot vorbereiten.
Regenerative Alternativen nachgefragt
Damit kommen sie aktuell kaum hinterher, denn mit einem Umstieg auf eine Wärmepumpe beschäftigen sich viele. Neun von zehn Anfragen drehen sich bei dem Heizungs- und Sanitärunternehmen um regenerative Energien.
"Ein Grund sind steigende Preise, und da sind wir wieder beim Thema CO2-Abgabe", sagt Chef Jochen Hägele. "Der zweite Grund ist, dass sich das Bewusstsein der Bevölkerung ändert. Und die dritte Thematik ist die, dass wir von der Gesetzeslage mehr oder weniger verpflichtet sind, regenerative Energie weiter auszubauen und einzubauen bei der Kundschaft."
Nicht immer lohnt sich der Wechsel
Doch trotz der steigenden CO2-Kosten: Nicht immer lohnt sich eine neue Wärmepumpe. Ali Demirci ist bei einem weiteren Kunden. Der hat eine Gasheizung eingebaut, auch er ist betroffen von der CO2-Abgabe, die neben Öl auch auf Gas sowie Sprit fürs Tanken erhoben wird.
Ali Demirci prüft die erst acht Jahre alte Gasheizung, die sechs Parteien mit Wärme versorgt. "Wir planen schon mit einer Betriebsdauer von 20 Jahren", erzählt der Heizungsinstallateur. "Vorher rechnen sich die Investitionen auch kaum. Die Heizung hier läuft gut, und ich würde die frühestens in zehn Jahren austauschen."
Und auch der Hausbesitzer will noch nicht umrüsten: "Die Kosten dafür würde die CO2-Abgabe bei weitem übersteigen. Das lohnt sich auch für die Mieter gar nicht." Was hinzukommt: Das Mehrfamilienhaus steht mitten in der Esslinger Innenstadt, südlich von Stuttgart. Um die Wärmepumpe im Freien zu installieren, fehlt hier schlichtweg der Platz. Allerdings plant die Stadt, ihr Fernwärmenetz zu erweitern. Das könnte dann in ein paar Jahren die Gasheizung ersetzen.