Reisekonzern Oligarchen-Frau als TUI-Großaktionärin
Der Reisekonzern TUI hat eine neue Großaktionärin: Nach EU-Sanktionen gegen den russischen Milliardär Alexej Mordaschow kontrolliert dessen Ehefrau nun seine Anteile. Ob das so bleiben darf, prüft die Bundesregierung.
Ein Großteil der Stimmrechte des langjährigen russischen TUI-Hauptaktionärs und Oligarchen Alexej Mordaschow ist jetzt unter der Kontrolle von dessen Ehefrau. Dies geht aus einer heutigen Mitteilung des Reisekonzerns hervor. Das TUI-Management erklärt darin, man sei informiert worden, dass Marina Mordaschowa die Firma Ondero Ltd kontrolliere. Ondero wiederum ist mehrheitlicher Gesellschafter der Unifirm Ltd, die 29,9 Prozent der Aktien von TUI hält.
Die Eigentümerschaft von Ondero war nach einer komplizierten Umschichtung von Anteilen wochenlang selbst für TUI unbekannt. Als Datum der Transaktion wird der 28. Februar genannt.
Ende des vergangenen Monats hatte die EU wegen des Ukraine-Kriegs Strafmaßnahmen gegen zahlreiche reiche Geschäftsleute erlassen, denen eine Unterstützung des Kreml-Herrschers Wladimir Putin vorgeworfen wird. Auch Mordaschow steht auf dieser Sanktionsliste.
Nachträgliche Mitteilung
Mordaschow hatte kurz vor Inkrafttreten der Sanktionen der Europäischen Union gegen ihn, die ihm den Zugriff auf seine Vermögenswerte und damit auf den TUI-Anteil entzogen, sein Aktienpaket verschoben. Mordaschow hatte erklärt, er habe mit der Politik Russlands nichts zu tun, distanzierte sich aber nicht ausdrücklich von Putin.
Knapp 30 Prozent landeten bei der auf den britischen Jungferninseln sitzenden Firma Ondero, die übrigen 4,13 Prozent verkaufte er an die russische Severgroup, die Mordaschow leitet. Ondero habe nachträglich mitgeteilt, dass Marina Mordaschowa bereits zum Zeitpunkt der Übertragung der Aktien am 28. Februar kontrollierende Gesellschafterin von Ondero war, erklärte TUI weiter.
Stimmrechte können noch nicht ausgeübt werden
Mordaschowa kann aber bei TUI dennoch zunächst nicht mitreden, wie das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte. Die Übertragung des Firmenanteils werde nach dem Außenwirtschaftsgesetz geprüft. So lange sei das Geschäft "schwebend unwirksam" und auch die Stimmrechte könnten nicht ausgeübt werden. Der juristische Fachbegriff bedeutet, dass die Wirksamkeit des Vertrags in der Schwebe ist, bis eine endgültige Genehmigung erteilt wurde.
Mordaschow ist Haupteigentümer des russischen Stahlkonzerns Severstal und gilt mit einem Vermögen von umgerechnet etwa 27 Milliarden Euro als Russlands reichster Mann. Nach einem Bericht von "Business Standard" und anderen Online-Medien handelt es sich bei Marina Mordaschowa um die dritte Ehefrau des Oligarchen.