
Umstrittener Daten-Gigant Trump und Thiels Palantir - gefährliche Allianz?
Mangelnde Transparenz, Machtmissbrauch, Demokratiefeindlichkeit: Peter Thiels Palantir ist eines der umstrittensten Tech-Unternehmen der Welt. Unter Trump könnte Palantir mächtiger denn je werden.
Palantir: ein Name, der Fantasy-Fans an die "Sehenden Steine" aus "Herr der Ringe" erinnert - und Datenschützern Schweißperlen auf die Stirn treibt. Der Datenspezialist aus Denver, Colorado, ist so geheimnisvoll wie umstritten. Unter der neuen US-Administration erlebt das Unternehmen einen rasanten Aufstieg, gilt es doch als großer Profiteur der Politik Donald Trumps.
Palantir an der Börse mehr wert als McDonald's
Ablesbar ist das auch an der Kursentwicklung: Im Februar markierte die Palantir-Aktie an der US-Technologiebörse Nasdaq ein Allzeithoch. Trotz der jüngsten Gewinnmitnahmen nach Vorlage der Quartalszahlen steht bei dem Papier seit Trumps erneuter Wahl zum US-Präsidenten am 6. November vergangenen Jahres ein Kursplus von rund 100 Prozent zu Buche. Damit ist Palantir die unangefochtene "Trump-Aktie Nummer 1": Kein anderes Unternehmen im marktbreiten US-Index S&P 500 performte unter Trump so stark wie Palantir.
Die Marktkapitalisierung des Technologiekonzerns beläuft sich mittlerweile auf rund 240 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Der Börsenwert von McDonald's liegt aktuell bei knapp 230 Milliarden Dollar.
Datenanalyse mit Hilfe von KI
Anleger spekulieren auf eine steigende Nachfrage nach Palantir-Produkten unter der neuen US-Regierung. Doch was macht Palantir eigentlich genau? Gegründet nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, entwickelt Palantir Software zur Analyse riesiger Datenmengen aus einer Vielzahl von Quellen wie Textdokumenten, Social-Media-Inhalten, Datenbanken, Bildern oder Sensoren.
Dabei nutzt Palantir Verfahren der Künstlichen Intelligenz (KI), um Beziehungen zwischen den verschiedenen Daten herzustellen, diese visuell darzustellen und Handlungsempfehlungen daraus abzuleiten.
Bei Polizei und Militär beliebt
Diese Fähigkeit, komplexe Datensätze zu entwirren, hat Palantir bei Strafverfolgungsbehörden und Militär weltweit enorm beliebt gemacht. So hilft die Software "Gotham", verdächtige Muster zu erkennen - etwa bei der Terrorabwehr, Finanzkriminalität oder Grenzsicherung.
Zu Palantirs Kunden zählen die israelischen Streitkräfte, das US-Verteidigungsministerium - und die deutsche Polizei. Bislang kommt "Gotham" bei der Polizei in Hessen, Bayern und Nordrhein-Westfalen zum Einsatz.
Mangelnde Transparenz und Machtmissbrauch?
Zahlreiche Kriminologen und Datenschützer stehen dem skeptisch gegenüber. Sie warnen vor einem "gläsernem Bürger" sowie mangelnder Transparenz bei der Datenverarbeitung und den Entscheidungsprozessen.
Denn Palantir stellt nicht nur die Software, sondern auch das Personal, das mit den Sicherheitsbehörden oft über Jahre hinweg zusammenarbeitet. Damit greift der US-Konzern oft tief in behördliche, polizeiliche oder militärische Entscheidungsprozesse ein - ohne jegliche demokratische Kontrolle.
Peter Thiel - kein Freund der Demokratie
Dabei ist Peter Thiel, Großaktionär und Mitbegründer von Palantir, ohnehin kein Freund der Demokratie. Der Tech-Oligarch kokettierte in der Vergangenheit häufig mit autoritären Ideen und fiel mit Zitaten wie diesem auf: "Ich glaube nicht mehr länger, dass Demokratie und Freiheit kompatibel sind." Der Milliardär ist bekennender Fan von Carl Schmitt, dem prägenden Staatsrechtler des Nationalsozialismus und Vordenker der Neuen Rechten.
Thiel ist zugleich einer der lautstärksten Unterstützer von Trump und seinem Vize JD Vance im Silicon Valley. Der PayPal-Mitgründer dürfte nun - wie schon in der ersten Amtszeit Trumps - erneut von seinem guten Draht zur US-Administration profitieren. Tatsächlich arbeitet das von Trump neu geschaffene "Department of Government Efficiency" (DOGE) laut US-Medienberichten eng mit Palantir zusammen.

Schon während seiner ersten Amtszeit pflegte US-Präsident Trump (links) enge Kontakte zu Palantir-Chef Peter Thiel (Archivbild vom 14.12.2016).
Palantir hilft Trump, Einwanderer zu tracken
Erst kürzlich geriet Palantir wegen eines neuen Auftrages mit der US-Behörde für Immigration und Zollvollzug (ICE) in die Schlagzeilen. Das ICE bestellte bei Palantir neue Überwachungstools im Wert von 30 Millionen Dollar. Diese erlauben der Behörde, die Migrationsbewegungen in den USA nahezu in Echtzeit zu tracken. Trump hatte das Ziel ausgerufen, in diesem Jahr eine Million Migranten abzuschieben.
Selbst ehemalige Mitarbeiter Palantirs sehen diesen Deal kritisch. In einem Brief, der dem NPR - einem nicht-kommerziellen Hörfunk-Netzwerk in den USA - vorliegt, verurteilten 13 ehemalige Mitarbeiter des einflussreichen Datenspezialisten die enge Zusammenarbeit mit der Trump-Administration. Big Tech, einschließlich Palantir, normalisiere den unter Trump zunehmenden Autoritarismus unter dem Deckmantel einer von Oligarchen angeführten "Revolution", heißt es darin.
Keine digitale Souveränität bei sensiblen Daten?
Fakt ist: Palantir hat sich von seinem eigenen Verhaltenskodex mittlerweile weit entfernt. So heißt es im Abschnitt "Protect the Vulnerable" (Schütze die Schwachen):
Wir werden keine Produkte entwickeln oder einsetzen, die zur unfairen Behandlung oder Stigmatisierung von Einzelpersonen oder Gruppen führen, insbesondere wenn solche Maßnahmen auf gesetzlich geschützten Merkmalen beruhen.
Hinzu kommt für Regierungen, Behörden und Unternehmen außerhalb der USA der geostrategische Aspekt: Palantir ist ein US-Unternehmen, kontrolliert von einem Feind der Demokratie mit engen Verbindungen zur Trump-Administration, zu US-Geheimdiensten und dem US-Militär.
Das wirft Fragen nach der digitalen Souveränität auf. Zumal nach wie vor nicht geklärt ist, inwiefern der Hersteller selbst auf sensible Daten zugreifen kann. "Ein Palantir ist ein gefährliches Werkzeug", wusste schon der Zauberer Gandalf in "Herr der Ringe". Denn: "Wir wissen nicht, wer sonst noch zuschaut."