Zahlen der Böckler-Stiftung Fast vier von zehn Neuanstellungen sind befristet
Der Anteil der Befristungen bei Neueinstellungen ist laut einer Studie zwar leicht gesunken, trotzdem sind fast 40 Prozent der neuen Arbeitsverträge befristet. Bei jungen Menschen liegt der Anteil etwa bei der Hälfte.
Der Anteil der Befristungen bei Neuanstellungen von Arbeitnehmern ist laut einer Studie leicht gesunken. Ende 2023 bekamen 37,8 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zunächst einen befristeten Arbeitsvertrag, zeigt eine aktuelle Analyse des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Zwei Jahre zuvor seien es noch 42 Prozent gewesen.
"Beschäftigte unverbindlich ausprobieren"
Bei jungen Menschen unter 25 Jahren sei der Anteil Ende 2023 mit am höchsten gewesen und habe bei etwa der Hälfte (48,4 Prozent) gelegen. In der Gruppe zwischen 25 und 54 Jahren traf dies lediglich auf rund 35 Prozent zu. Bei Personen zwischen 55 und 65 Jahren liegt der Anteil nur bei knapp einem Drittel (32,3 Prozent).
"Nach wie vor sind viele Arbeitgeber der Meinung, Beschäftigte einfach mal unverbindlich ausprobieren zu können. Insbesondere junge Menschen beim Einstieg ins Berufsleben erleben so problematische Phasen der Unsicherheit, die den Blick auf die Arbeitswelt auch über längere Zeiträume prägen können", sagt die wissenschaftliche Direktorin des WSI, Bettina Kohlrausch.
Viele Befristungen in Kultur und Wissenschaft
Besonders häufig trifft es der Studie zufolge Beschäftigte in darstellenden und unterhaltenden sowie in wissenschaftlichen Berufen. In diesen Bereichen wurden zuletzt neun von zehn Personen befristet eingestellt.
Sehr niedrige und zudem seit einigen Jahren fallende Anteile verzeichneten die Forscher in den Hoch- und Tiefbauberufen sowie den Ausbauberufen mit nur 12,7 Prozent. Auch bei den oft gering entlohnten Arzt- und Praxishilfen werde nur noch in geringem Umfang (11,6 Prozent) befristet eingestellt, hieß es.
Große regionale Unterschiede
Bei den Werten gibt es der Studie zufolge auch enorme regionale Unterschiede. Bundesweit den höchsten Anteil befristet begonnener Arbeitsverhältnisse weise mit 62,5 Prozent die Universitätsstadt Heidelberg mit ihrem großen Uni-Klinikum auf. Dicht darauf folgt Köln (62,2 Prozent), wo die Medien- und die Werbewirtschaft erhebliches Gewicht haben.
An dritter Stelle liegt mit 59 Prozent Potsdam, was nicht zuletzt auf die dortige Filmindustrie zurückzuführen sei. Am Ende der Statistik finden sich mit unter 20 Prozent Landkreise wie Tirschenreuth, Neustadt an der Weinstraße und Coburg.