Mit fast 100 Jahren Buffett-Vertrauter Charlie Munger gestorben
Der Weggefährte von US-Investorenlegende Warren Buffett ist tot: Charlie Munger starb kurz vor seinem 100. Geburtstag. Er hatte die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway mit Buffett aufgebaut und geführt.
Der langjährige Wegbegleiter des US-Investors Warren Buffet, Charlie Munger, ist tot. Er starb nach einer Mitteilung Buffetts am Dienstagmorgen in einem Krankenhaus im US-Bundesstaat Kalifornien. Der engste Vertraute und Weggefährte der Investoren-Legende wäre am 1. Januar 100 Jahre alt geworden.
Ohne Mungers "Inspiration und Weisheit" wäre die gemeinsame Investment-Holding Berkshire Hathaway nie so groß geworden, betonte Buffett, der selbst inzwischen 93 Jahre alt ist, in der Mitteilung. Munger war Jahrzehnte zusammen mit Buffett bei Berkshire Hathaway aktiv. Er war Vize-Verwaltungschef und einer der größten Aktionäre. Das machte ihn ebenfalls zu einem Milliardär.
Versicherungen, Eisenbahnen, High-Tech
Die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway ist weltweit an vielen Konzernen beteiligt, unter anderen gehören der Versicherer Geico, die Eisenbahngesellschaft BNSF und der Batteriehersteller Duracell zum Unternehmens-Portfolio. Berkshire hält auch große Beteiligungen an Apple, dem Kreditkartenkonzern American Express, Coca-Cola und dem Ölmulti Chevron.
Die Aktie von Berkshire Hathaway an der US-Börse ist eine der gewinnträchtigsten der Börsengeschichte. Im Jahr 1962 hatten Buffett und Munger die Anteile der einstigen Textilfirma in Neuengland für sieben bis acht Dollar gekauft, bevor sie sie dann komplett übernahmen und zu ihrem Investment-Vehikel umbauten. Heute ist eine einzige Berkshire Hathaway A-Aktie an der New York Stock Exchange (NYSE) rund 546.000 Dollar wert. Eine Investition von 1.000 Dollar in Berkshire Hathaway Mitte der 60er-Jahre ist heute mehr als zehn Millionen Dollar wert.
Mit Value-Investing zum Erfolg
Die beiden späteren Star-Investoren hatten sich 1959 bei einer Party in Omaha im US-Staat Nebraska getroffen, wo noch heute der Hauptsitz von Berkshire Hathaway ist. Wie aus dem Buch "Poor Charlie's Almanack: The Wit and Wisdom of Charles T. Munger" hervorgeht, verstanden sich beide sehr gut bei dem Treffen und blieben in Kontakt. Sie tauschten sich über Ideen für Investitionen aus und kauften manchmal Aktien des gleichen Unternehmens. Beide Investoren teilten die Investment-Philosophie des Ökonomen Benjamin Graham, die als "Value Investing" zusammengefasst wird. Dabei wird vor allem nach gut geführten Unternehmen gesucht, deren Aktien unterbewertet sind.
Das Gespür für gute Geschäfte sorgte dafür, dass Berkshires Investments in verschiedene Unternehmen sich über die Jahre deutlich besser entwickelten als der Aktienmarkt im Durchschnitt. Charlie Munger spielte dabei eine maßgebliche Rolle: "Charlie hat mir viel über das Bewerten von Unternehmen und über die menschliche Natur beigebracht", so Buffett etwa im Jahr 2008. Buffett sagte auch, er habe Munger angerufen, um ihn vor jeder großen Entscheidung zurate zu ziehen.
Milliarden-Geschäft mit Pralinen
Einer der ersten großen Deals nach der neuen Philosophie von Buffett und Munger war der Kauf der amerikanischen Pralinen-Kette See's Candies Anfang der 70er-Jahre. Berkshire zahlte drei Mal mehr als die Firma wert war - aber See's warf über die Jahre mehr als zwei Milliarden Dollar Gewinn ab und war damit eine lukrative Investition.
Bis kurz vor seinem Tod war Munger auch an den letzten großen Investments von Berkshire beteiligt. Er gilt als treibende Kraft hinter frühzeitigen Investitionen in Technologie-Unternehmen wie den chinesischen Elektroauto- und Batterie-Spezialisten BYD. Berkshire deckte sich auch groß mit Apple-Aktien ein - während der Preis vielen Anlegern bereits zu hoch erschien. Doch beflügelt vom Erfolg des iPhones stieg der Kurs noch deutlich höher.
Hauptversammlungen in Omaha als Pilgertreffen
Auf den legendären Hauptversammlungen in Omaha am Hauptsitz des Konzerns in Nebraska sorgten Buffett und Munger stets auf dem Podium für eine Show für Aktionäre, die aus aller Welt zum Aktionärstreffen wie Pilger anreisen. Während Buffett dabei oft bedeutungsschwer als das "Orakel von Omaha" fungierte, sorgte Munger oft für humorvolle Einlagen. Während im Jahr 2000 die Internet-Blase platzte, lieferte Buffett bei der Aktionärsversammlung 2000 auf die Frage nach den Folgen von Spekulationen eine lange ernste Antwort über Schneeball-Systeme. Munger bemerkte knapp und trocken: "Wenn man Rosinen mit Kot vermischt, bleibt es Kot." Ähnlich schätzte Munger auch Kryptowährungen ein, für deren Verbot er sich noch in diesem Jahr einsetzte, weil sie wie Glückspiel seien.
Munger veranstaltete bis kurz vor seinem Tod seine Freitags-Mittagessen, zu denen regelmäßig junge Start-up-Unternehmer eingeladen wurden. Gegenüber dem "Wall Street Journal" sagte er einst, seine Lieblingsbeschäftigung sei, "herauszufinden, was funktioniert und was nicht - und warum das so ist".