Auf Berkshire-Hathaway-Treffen Warren Buffett vergleicht KI mit Atombombe
Warren Buffett hat sich in die Riege der Kritiker der Künstlichen Intelligenz eingereiht. Der legendäre Investor zieht Parallelen zur Entwicklung der Atombombe.
Die Hauptversammlung von Berkshire Hathaway hat schon längst Volksfestcharakter. Wenn der von seinen Fans wie ein Popstar verehrte Berkshire-Chef Warren Buffett seinen großen Auftritt hat, zieht es Zehntausende Aktionäre nach Omaha im Bundesstaat Nebraska zum "Woodstock des Kapitalismus".
Wenn zwei alte weise Männer Ratschläge erteilen
"Charlie Munger ist 99. Ich wollte ihn einfach persönlich sehen. Es ist auf meiner Liste von Dingen, die ich noch tun möchte", sagte ein Besucher, Sheraton Wu aus Vancouver. Schon vor vielen Jahren hatte Buffett gescherzt, dass er die Hauptversammlungen deshalb mit seinem Kompagnon Munger gemeinsam mache, weil der eine noch halbwegs gut sehe und der andere noch etwas höre.
Auch an diesem Wochenende hatte die Chance, die beiden großen alten Männer der Finanzwelt zu erleben, wieder einmal Menschen aus aller Welt gelockt. Doch Buffett war diesmal - trotzt seiner gewohnt launigen Art - eher weniger zum Scherzen aufgelegt.
Buffett sieht bei KI Analogien zur Atombombe
Der 93-Jährige reihte sich auf dem Aktionärstreffen sogleich in die Riege der Wirtschaftspersönlichkeiten ein, die sich besorgt über die jüngsten rasanten Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) zeigen. Das "Orakel von Omaha" verglich KI dabei sogar mit der Entwicklung der Atombombe. "Wenn etwas alle möglichen Dinge tun kann, beunruhigt mich das ein bisschen", erklärte Buffett.
"Denn ich weiß, wir werden nicht in der Lage sein, diese Erfindung rückgängig zu machen, und Sie wissen, dass wir aus sehr, sehr guten Gründen im Zweiten Weltkrieg die Atombombe entwickelt haben." Dies sei extrem wichtig gewesen. "Aber ist es auch für die nächsten zweihundert Jahre der Welt gut, dass wir diese Fähigkeit entfesselt haben?"
Munger ist Fan von "altmodischer Intelligenz"
Vor dem Hintergrund, dass Buffett bereits seit Jahren schon zu den Gegnern von Atomwaffen gehört, erhält sein Vergleich zusätzliche Schärfe. Künstliche Intelligenz könne alles auf der Welt ändern - "außer der Art und Weise, wie Menschen denken und sich verhalten", resümierte Buffett. Damit paraphrasierte er ein Zitat Albert Einsteins zur Atombombe, das im Original so lautete: "Die entfesselte Macht des Atoms hat alles verändert, nur nicht unsere Denkweise."
Der legendäre Investor ist sich dabei absolut bewusst, wie viel die Technologie bereits heute leisten kann. Sie könne "unglaubliche Dinge tun", erklärte Buffett. Vor ein paar Monaten habe er mit seinem Freund und Microsoft-Gründer Bill Gates den KI-Chatbot ChatGPT ausprobiert.
Auch Buffetts Kompagnon Munger zeigte sich "skeptisch" angesichts des Hypes um Künstliche Intelligenz - und versuchte es dann doch mit einem Witz: Die "altmodische Intelligenz" arbeite doch ziemlich gut, meinte der 99-Jährige mit einem Augenzwinkern.
Buffett kritisiert Kommunikation in der Bankenkrise
Doch nicht nur die KI-Entwicklungen, sondern auch die Kommunikation in der US-Regionalbankenkrise fand nicht das Wohlgefallen von Buffett: Politiker, Aufsichtsbehörden und Medien bekamen ihr Fett weg. Der Milliardär kritisierte, die Beteiligten hätten nach den Zusammenbrüchen von Silicon Valley Bank, Signature Bank und First Republic Bank schlecht kommuniziert und damit Anleger verängstigt.
Seine Investmentfirma Berkshire Hathaway hatte im ersten Quartal einen Gewinn von 35,5 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Buffett führte dies in erster Linie auf Kursgewinne von Aktien wie Apple, höhere andere Anlageerträge und eine Erholung beim Autoversicherer Geico zurück.
Mit der Value-Anlagestrategie zum Erfolg
Der 92-Jährige Buffett leitet Berkshire bereits seit 1965. Unter seiner Ägide verwandelte sich das Unternehmen von einer angeschlagenen Textilfirma in eine mächtige Beteiligungsholding. Buffetts Erfolg beruht dabei auf einer Anlagestrategie, die als Value-, also als Wert-Strategie bezeichnet wird. Dahinter steckt die Idee, dass an der Börse Unternehmen zu finden sind, deren "wahre Werte" gegenwärtig noch im Verborgenen schlummern.
Buffett zeigt sich dabei stark beeinflusst vom legendären Begründer der Aktienanalyse, Benjamin Graham, dessen Vorlesungen an der Columbia Business School er als Student besucht hatte. Grahams Werk "The Intelligent Investor" ist laut Buffett "das mit Abstand beste Buch, das je über das Investieren geschrieben wurde".
Die teuerste Aktie der Welt
Wie erfolgreich Buffetts Anlagestrategie wirklich ist, zeigt ein Blick auf den Wert der Berkshire-Hathaway-Aktie, der über die Jahre immer weiter gestiegen ist; allein für die vergangenen zehn Jahre steht ein Plus von über 600 Prozent zu Buche. Da Buffett Aktiensplits ablehnt, ist das Papier seit langem schon nominal die teuerste Aktie der Welt. Aktuell müssen Anleger für eine A-Aktie von Berkshire Hathaway rund 492.000 Dollar zahlen, das Rekordhoch datiert von Anfang 2022 und liegt bei 544.389 Dollar.