Nach Aus für Staatshilfe Flugtaxi-Entwickler Lilium muss Insolvenz anmelden
Der Elektro-Flugzeugpionier Lilium hat einen Insolvenzantrag angekündigt. Dem Unternehmen ist das Geld ausgegangen für den Geschäftsbetrieb - auch weil sein Wunsch nach Staatshilfe nicht erfüllt wird.
Nach dem Scheitern der Bemühungen um Staatshilfe steht der Flugtaxi-Entwickler Lilium wegen Überschuldung nach eigenen Angaben vor der Insolvenz. Das Unternehmen werde für die beiden wichtigsten operativen Töchter, die Lilium GmbH und die Lilium eAircraft GmbH, Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden, teilte die börsennotierte Holding heute in einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC mit.
Der Antrag werde in den kommenden Tagen beim Amtsgericht Weilheim gestellt, sagte ein Sprecher. Das Unternehmen könne den laufenden Betrieb nicht mehr finanzieren, damit drohe die Zahlungsunfähigkeit. Auch die börsennotierte Muttergesellschaft müsse möglicherweise Insolvenz anmelden. An der Börse brachen die Aktien um mehr als 50 Prozent ein.
Erste Flugtaxis sollten 2026 ausgeliefert werden
Bei einem Insolvenzverfahren in Selbstverwaltung behält die Geschäftsführung die Kontrolle über das Unternehmen - sie muss sie nicht an einen Insolvenzverwalter abgeben. Ob das Amtsgericht dem Antrag auf Selbstverwaltung stattgebe, sei allerdings offen, teilte Lilium den Anlegerinnen und Anlegern mit.
Die Firma aus Gauting bei München entwickelte in den vergangenen Jahren ein elektrisch betriebenes Kleinflugzeug. Nach vielen Testflügen war der erste bemannte Flug für das kommende Frühjahr, die erste Auslieferung an Kunden für 2026 geplant. Das Unternehmen unter Leitung des früheren Airbus-Managers Klaus Roewe beschäftigt gut 1.000 Mitarbeiter und hat rund 700 Fest- und Vorbestellungen aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Saudi-Arabien und anderen Ländern.
Kunden und Investoren haben in das an der US-Börse Nasdaq gelistete Unternehmen bereits 1,5 Milliarden Euro investiert. Aber das anstehende Zulassungsverfahren und der Aufbau der Produktion hätten weitere große Summen gekostet. Allein im ersten Halbjahr 2024 hat Lilium fast 200 Millionen Euro ausgegeben. Daher war eine zusätzliche Finanzierung nötig geworden.
Staatshilfe "mit wenigen Tagen Vorlaufzeit" blockiert?
Ein Antrag auf eine Kreditbürgschaft des Bundes in Höhe von 50 Millionen Euro für einen KfW-Kredit hatte die Regierungskoalition in Berlin aber abgelehnt. SPD und FDP waren zwar mehrheitlich dafür, die Grünen jedoch dagegen. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte sich daher vor einer Woche nicht zur Bürgschaft durchringen können. Daraufhin seien auch die Vereinbarungen mit dem Freistaat Bayern, der ebenfalls für 50 Millionen Euro bürgen wollte, gescheitert, erklärte Lilium nun.
Lilium-Mitgründer Daniel Wiegand sagte erst vor wenigen Tagen im Interview mit der "Frankfurter Allgemeine Zeitung", dass einzelne Abgeordnete im Haushaltsausschuss die Förderung überraschend mit wenigen Tagen Vorlaufzeit blockiert hätten. Das habe sein Unternehmen in eine schwierige Lage gebracht. "Es macht einen riesen Unterschied, ob Sie eine Finanzierung drei Tage oder drei Monate vorher absagen", sagte Wiegand.
Auch Lilium-Chef Roewe hatte gesagt: "Die Anfangsinvestitionen sind einfach zu hoch, um rein privatwirtschaftlich gestemmt zu werden." Weltweit habe es kein einziges Flugzeugprogramm ohne staatliche Förderung zum Erfolg gebracht. China und die USA unterstützten die Entwicklung elektrischer Flugzeuge. Nach Unternehmensangaben hatte Frankreich Lilium erhebliche Förderung in Aussicht gestellt, wenn es einen Standort in Südwestfrankreich eröffnet.