Studie der Uni Tübingen Frauen im Aufsichtsrat machen Unternehmen profitabler
Frauen verändern die Dynamik in Aufsichtsräten und haben auch positive Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Studie der Uni Tübingen.
Unternehmen profitieren auf unterschiedliche Weise davon, wenn Frauen in Aufsichtsräten sitzen. Das hat eine Studie der Universität Tübingen herausgefunden. Gehört dem Aufsichtsrat eines Unternehmens mindestens eine Frau an, dann sei die Teilnahmequote an den Sitzungen höher, als wenn nur Männer im Gremium sitzen. Gehörten zwei oder mehr Frauen dem Aufsichtsrat an, werde darüber hinaus ein Unternehmen auch profitabler.
Die Wissenschaftlerinnen begründen das Ergebnis mit größerer Diversität: "Unterschiedliche Perspektiven im Aufsichtsrat führen dazu, dass mehr Alternativen abgewogen und bessere Entscheidungen getroffen werden können", sagt Kerstin Pull vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, eine der Autorinnen der Studie.
Die Studie zeige, dass Unternehmen Chancen verpassten, wenn sie nur ausnahmsweise mal eine Frau in ihre Leitungs- und Kontrollgremien berufen würden, statt Frauen systematisch in solche Positionen hinein zu entwickeln.
Blick von außen besonders wertvoll
Gehörten mehrere Frauen zum Aufsichtsrat, würden diese in ihren unterschiedlichen Sichtweisen und Expertisen besser wahrgenommen, und das Gremium könne besser fundierte Entscheidungen treffen. "Es muss also erst eine 'kritische Masse' von Frauen im Aufsichtsrat erreicht werden, bevor ein positiver Effekt auf die Profitabilität von Firmen gemessen werden kann", erläutert Pull.
Der positive Effekt komme dabei nur zum Teil durch die höhere Teilnahmequote an den Aufsichtsratssitzungen zustande. Ein anderer Grund könne darin liegen, dass Frauen häufiger von extern in einen Aufsichtsrat rekrutiert werden und zuvor nicht dem Vorstand dieses Unternehmens angehörten. Aufsichtsräte sollen den Vorstand kontrollieren. Mit einem Blick von außen lässt sich diese Funktion leichter erfüllen", so Pull.
Frauenanteil deutlich gestiegen
Die Autorinnen untersuchten den Angaben zufolge börsennotierte Unternehmen in Deutschland, die über Teilnahmequoten an den Aufsichtsratssitzungen berichten. Die Daten glichen die Forscherinnen mit dem Anteil der Frauen in den Aufsichtsratsgremien und mit der Profitabilität der Unternehmen ab. Zudem führten die Autorinnen Interviews mit 17 Aufsichtsratsmitgliedern.
Seit Einführung der Frauenquote in mitbestimmten, börsennotierten deutschen Unternehmen zum Jahresbeginn 2016 ist der Anteil von Frauen in DAX-Aufsichtsräten von 30,2 Prozent auf 37,3 Prozent bis Ende 2022 gestiegen. Im Jahr 2023 wurden sogar zum ersten Mal mehr Frauen neu in DAX-Aufsichtsräte berufen als Männer. Auch der Anteil von Frauen in den Vorständen von DAX-Unternehmen ist stark gewachsen, von nur 2,2 Prozent im Jahr 2010 auf 21,8 Prozent in 2022.