Bild-Verlag Medienkonzern Axel Springer wird aufgespalten
Der Axel-Springer-Konzern spaltet sein lukratives Geschäft mit Online-Kleinanzeigen ab. Komplett unter Kontrolle der Familie ist künftig das Mediengeschäft, zu dem Europas größte Boulevardzeitung Bild gehört.
Der Medienkonzern Axel Springer plant eine Aufspaltung seiner Geschäfte. Das Mediengeschäft (Bild, Welt, Politico) bleibt künftig unter voller Kontrolle von Springer-Chef und Großaktionär Mathias Döpfner und der Springer-Familie, wie das Unternehmen heute mitteilte.
Die Mehrheit am weitaus gewinnträchtigeren Geschäft mit Kleinanzeigen wie Jobportalen (Stepstone) und Immobilien (Aviv) halten dann der US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) und der kanadische Pensionsfonds CPP Investments.
Nach Konzernangaben stehen die Pläne unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen und sollen voraussichtlich im zweiten Quartal 2025 umgesetzt werden.
Wie die neue Struktur aussehen soll
Konkret soll der Deal so aussehen: Die Mediengeschäfte und weitere Bereiche wie unter anderem das Online-Vergleichsportal Idealo verbleiben bei Axel Springer. Knapp 98 Prozent des Unternehmens kontrollieren Vorstandsvorsitzender Döpfner (61) und die Verleger-Witwe Friede Springer (82).
"Die restlichen Anteile behält Axel Sven Springer, ein Enkel des Firmengründers - ein kleinerer Teil seiner bisherigen Minderheitsbeteiligung. Damit wird Axel Springer zum ersten Mal seit dem Börsengang im Jahr 1985 ein Familienunternehmen, vollständig in privater Hand", hieß es vom Konzern.
Zum dann abgetrennten Teil gehören Unternehmen wie die Stepstone Group (Jobbörse), Aviv mit Immobilienportalen und finanzen.net. Die Rubrikengeschäfte werden damit zu einem eigenständigen Joint Venture mit neuer Aktionärsstruktur - KKR und CPP Investments werden dort Mehrheitsaktionäre.
"Optimal für zukünftiges Wachstumspotenzial"
"Die neue Struktur soll alle Geschäftsbereiche optimal für zukünftiges Wachstumspotenzial und Erfolg in ihren jeweiligen Märkten positionieren", erklärte Axel Springer. Das Medienhaus soll Co-Minderheitsaktionär bei dem abgetrennten Unternehmen werden, und es soll eine wirtschaftliche Beteiligung der Enkelkinder von Axel Springer geben. Die genaue Beteiligung steht demnach aber noch nicht fest. Auch wie der Teil künftig heißen oder ob es mehrere Einheiten geben soll, blieb offen.
"Es war die deutliche Vorstellung von Mathias Döpfner und mir, dass Axel Springer eines Tages wieder ein Familienunternehmen sein würde. Dass diese Vorstellung jetzt Wirklichkeit wird, erfüllt mich mit großer Freude", sagte die Vize-Aufsichtsratsvorsitzende und Verlegerwitwe Friede Springer laut Mitteilung.
Vom Vorstandsvorsitzenden Döpfner, der wie Springer auch einen großen Anteil am Medienhaus hält, hieß es: "Bevor wir vor fünf Jahren die Partnerschaft mit KKR begannen, hatten Friede Springer und ich eine Idee, wie das Unternehmen in einigen Jahren im Idealfall aussehen könnte. Genau das geht nun wohl in Erfüllung." Für eine gute Zukunft des Journalismus habe man in der künftigen Struktur die "allerbesten Voraussetzungen".
Kooperation mit KKR seit 2019
Dass sich die Wege von KKR und Springer trennen würden, war in der Medienbranche schon länger erwartet worden. Springer war Ende 2019 eine strategische Kooperation mit dem Finanzinvestor KKR eingegangen, um mit Investitionen beschleunigt zu wachsen. 2020 zog sich Springer nach rund 35 Jahren von der Börse zurück. Zahlen, wie viel der Konzern heute wert ist, sind offiziell nicht bekannt. Die Financial Times berichtete kürzlich von 13,5 Milliarden Euro, der größte Teil entfalle auf das Portale-Geschäft. Demnach hätte Axel Springer seinen Wert im Vergleich zur Zeit vor der Kooperation mehr als verdoppelt.
Finanzinvestoren wie KKR sind dafür bekannt, dass sie sich für einige Jahre in Unternehmen einklinken und ihre Beteiligung dann im Idealfall wieder mit Gewinn verkaufen. Anfang 2023 hatte Springer-Chef Döpfner in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa auf die Frage, wann er damit rechne, dass sich KKR wieder aus dem Konzern zurückziehe, gesagt: "Als sie eingestiegen sind, sagten sie uns, dass sie einen Zeithorizont von mindestens fünf Jahren haben, eher sieben, vielleicht auch zehn." Ende 2024 werden es fünf Jahre Kooperation sein.
US-Geschäft im Blick
In der Branche aufmerksam verfolgt werden dürfte, wie Verlagschef Döpfner - seit 2002 Vorstandsvorsitzender - das internationale Mediengeschäft nun weiterbetreiben wird. Durch die Trennung hat der Manager freiere Hand bei Entscheidungen. Ein klarer Fokus liegt auf den Vereinigten Staaten, dort will Springer wachsen und womöglich größter Verlag werden. Springer hatte im Oktober 2021 den Kauf der digitalen US-Mediengruppe Politico abgeschlossen - das war die größte Unternehmensübernahme der Firmengeschichte. Es könnten weitere Zukäufe in den USA folgen. Neben dem Hauptsitz in Berlin gibt es einen weiteren Sitz in New York.
Perspektivisch will sich Axel Springer - ohne einen genauen Zeitpunkt zu nennen - vom gedruckten Zeitungsgeschäft verabschieden und ein reines Digitalunternehmen werden. Stärkste Medienmarke in Deutschland ist nach wie vor der Boulevardtitel Bild. Weitere Marken sind Welt samt gleichnamigem Fernsehsender und die Berliner Boulevardzeitung B.Z.. Der Konzern mit seinen rund 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern setzt auf digitale Bezahlmodelle im Journalismus und auf Reichweite. Vor einiger Zeit hatte es einen Sparkurs bei den deutschen Marken gegeben.