EY-Studie Stärkster Grundsteuer-Anstieg seit sechs Jahren
Schlechte Nachrichten für Immobilieneigentümer: Die Grundsteuer war 2022 in vielen Kommunen höher als zuvor. Ab 2025 gilt die Grundsteuerreform - dann könnte es noch teurer werden.
Im vergangenen Jahr haben viele deutsche Kommunen die Grundsteuer erhöht. In jeder achten Gemeinde in Deutschland stieg die Grundsteuer 2022 an - das hat eine von der Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) veröffentlichte Studie ergeben. Der Anstieg im letzten Jahr ist damit der stärkste seit 2016. Senkungen hingegen gab es nur in einem sehr geringen Anteil der Kommunen.
Verantwortlich für die gestiegenen Steuern war die Anhebung der Hebesätze, einem Faktor zur Ermittlung der Steuerhöhe. Gegenüber 2021 stiegen die Hebesätze in den Flächenbundesländern am deutlichsten in Nordrhein-Westfalen an, gefolgt vom Saarland und Rheinland-Pfalz. Am geringsten war der Anstieg in Thüringen und Sachsen. Im bundesweiten Schnitt lag der Grundsteuer-Hebesatz vergangenes Jahr bei 391 Prozent und damit fünf Prozentpunkte höher als 2021.
Grundsteuer als wichtige Einnahmequelle der Kommunen
Der Grund für den Erhöhungstrend liegt laut EY-Branchenexperte Heinrich Fleischer in den leeren Kassen der Gemeinden: "Die schlechte Finanzsituation vieler Kommunen erfordert häufig eine Anhebung der Hebesätze, was zu einer Mehrbelastung der Bürger führt." Wie die Bürger hätten auch die Gemeinden mit Kostensteigerungen zu kämpfen und gäben diese weiter.
Der Fünfjahresvergleich lässt die Entwicklung der Grundsteuererhöhung erkennen: Bundesweit ist der Hebesatz innerhalb von fünf Jahren in 38 Prozent der Gemeinden gestiegen, in lediglich zwei Prozent gesunken. "Wir sehen einen bundesweiten Trend zu immer höheren Grundsteuer-Hebesätze", sagt Fleischer. Ein Standortwettbewerb unter den Kommunen sei jedoch nicht zu beobachten - anders als bei der Gewerbesteuer, die ebenfalls mit einem Hebesatz als Faktor errechnet wird.
Grundsteuerreform ab 2025
Die Grundsteuer errechnet sich aus drei Faktoren: dem Einheitswert, der Steuermesszahl und dem Hebesatz. Städte und Gemeinden legen den Hebesatz selbstständig fest und bestimmen damit die Höhe der Steuer. Eigentümer bebauter und unbebauter Grundstücke müssen die sogenannte Grundsteuer B entrichten. Daneben gibt es die Grundsteuer A für land- und forstwirtschaftliche Grundstücke.
Von Januar 2025 an soll auf Betreiben des Bundesverfassungsgerichts eine neue Berechnung für die Grundsteuer greifen. Das Gericht hatte zuvor die Kalkulation des Immobilienwerts durch das Finanzamt als veraltet kritisiert. Für die Grundsteuerreform wurden Millionen Grundstücke und Immobilien in Deutschland neu bewertet. Im Zuge der Neubewertung drohen Immobilienbesitzern laut dem EY-Bericht bei steigender Grundsteuer auch höhere Kosten, sofern die Hebesätze nicht sinken.