Arbeitskampf bei GDL und ver.di Unsichere Zeiten für Reisende
Hunderte Flüge gestrichen, Tausende Bahnen fallen aus: Streiks von zwei Gewerkschaften zwingen Passagiere, umzuplanen. Die Unsicherheit dürfte vorerst bleiben, denn auch an Ostern kann es sein, dass Reisende nicht an ihr Ziel kommen.
Wieder ist die Geduld von Millionen Passagieren gefragt: sowohl im Bahn- als auch im Flugverkehr. Die Streiks bei zwei Gewerkschaften sorgen seit dem frühen Donnerstagmorgen für Tausende Zugausfälle und abgesagte Flüge. Wer innerhalb Deutschlands reisen will, muss vermutlich auf das eigene Auto, Fernbusse, Leihwagen oder Mitfahrzentralen ausweichen.
Abgestimmt haben sich ver.di und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei ihren Ausständen nicht. Beide Gewerkschaften setzen inzwischen darauf, dass die Unternehmen durch die Streiks und Warnstreiks so wenig wie möglich planen können. Die Ungewissheit für Fahrgäste und Passagiere nimmt damit weiter zu.
Auf den inzwischen fünften Streik der Lokführergewerkschaft GDL hatten sich Bahn und Fahrgäste heute weitgehend eingestellt. Rund jeder fünfte Fernzug war im Einsatz, die Bahnhöfe blieben weitgehend leer. Doch mit dieser Planbarkeit dürfte es bald vorbei sein.
Erstmals in einem Bahntarifkonflikt will GDL-Chef Claus Weselsky künftig auf sogenannte Wellenstreiks setzen. Bahnstreiks werde die Gewerkschaft dann mit deutlich weniger Vorlauf ankündigen, sagte er vor wenigen Tagen. Ob der Bahn dann genug Zeit bleibt, um wie bisher einen provisorischen Fahrplan auf die Beine zu stellen, ist fraglich.
Streiks über Ostern nicht ausgeschlossen
Selbst über Ostern können sich Fahrgäste nicht sicher sein, ob sie dann mit der Bahn zu ihren Familien reisen können. Auf einen "Osterfrieden" im feststeckenden Bahntarifkonflikt ließ sich Weselsky bisher jedenfalls nicht ein. "Ostern ist ja durchaus noch ein paar Tage, eigentlich Wochen hin und deswegen kann ich das nicht beantworten", sagte er im RBB-Inforadio.
Der Streik bei der Bahn soll morgen um 13 Uhr offiziell enden. Doch den ganzen Tag über müssen Fahrgäste noch mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Erst am Samstag kann der Konzern eigenen Angaben zufolge wieder das volle Angebot auf die Schiene bringen. Mit Blick auf die angekündigten "Wellenstreiks" beginnt die große Unsicherheit aber ohnehin erst nach Streikende.
Eine Lösung im Tarifstreit ist derzeit nicht in Sicht. Knackpunkt der Verhandlungen ist die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter bei gleichbleibendem Lohn. Einen Vorschlag externer Vermittler, die eine Absenkung auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich ins Spiel gebracht hatten, lehnte Weselsky ab. Die letzte Gesprächsrunde wurde für gescheitert erklärt.
Unangekündigter Streik des Bodenpersonals
Gänzlich ohne Vorwarnung trat am Donnerstag am Düsseldorfer Flughafen das Sicherheitspersonal in den Warnstreik. Anders als an den Flughäfen Frankfurt und Hamburg, wo ver.di ebenfalls die Sicherheitskontrolle bestreikt, sei die Aktion in Düsseldorf von der Gewerkschaft nicht angekündigt worden, teilten der Flughafen und die Gewerkschaft mit. Dadurch solle verhindert werden, dass der Flughafen und seine Partner sich auf den Ausstand einstellen könnten.
Ursprünglich waren in Düsseldorf dem Flughafen zufolge rund 320 Starts und Landungen geplant. Passagiere mussten mit Verzögerungen und Flugausfällen rechnen. Hinzu kam der von ver.di angekündigte Warnstreik des Lufthansa-Bodenpersonals. Dieser führte vor allem in Frankfurt und München zu erheblichen Einschränkungen im Luftverkehr.
Die Lufthansa kündigte an, während des Ausstands lediglich 10 bis 20 Prozent des Flugplans fliegen zu können. Der Warnstreik des Bodenpersonals soll bis Samstagmorgen um 7.10 Uhr andauern.
Ähnlich wie bei der GDL ist auch bei der Lufthansa zunächst keine Lösung im Tarifstreit in Sicht. "Auch unsere Löhne sollen abheben", stand auf einem Plakat der Streikenden am Frankfurter Flughafen. Vor der Lufthansa-Zentrale war eine Demonstration geplant, nachdem dort die Unternehmensbilanz - mit großem Gewinn - vorgestellt wurde.
Bald auch Streiks bei Flugbegleitern
Die nächsten Tarifverhandlungen sind für den 13. und 14. März angesetzt. Die Passagiere der Lufthansa müssen bald aber mit Streiks einer weiteren Berufsgruppe rechnen. Wenige Wochen vor Beginn der Osterferien haben gestern die Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen der Lufthansa und ihrer Regionaltochter Lufthansa Cityline bei einer Urabstimmung der Gewerkschaft UFO für Streiks gestimmt. Wann in dieser Branche mit Ausständen zu rechnen ist, ist bislang unklar.