RHJ präzisiert seine Pläne für Opel Investor will 10.000 Stellen streichen
Der Finanzinvestor RHJ hat sich gegen Vorwürfe gewehrt, im Rennen um Opel nur als Strohmann für den Mutterkonzern GM zu agieren. Gleichzeitig verteidigten die Belgier ihr Übernahmekonzept: Alle vier deutschen Werke blieben erhalten. Allerdings müssten europaweit 10.000 Stellen abgebaut werden.
Der belgische Finanzinvestor RHJ plant nach einem möglichen Einstieg beim angeschlagenen Autohersteller Opel drastische Einsparungen. In der "Bild"-Zeitung bezifferte Firmenchef Leonhard Fischer das jährliche Einsparvolumen auf 800 Millionen Euro. Rund jeder Fünfte der europaweit 50.000 Arbeitsplätze soll gestrichen werden. Von diesen knapp 10.000 zu streichenden Stellen entfallen Medienberichten zufolge rund 3900 auf Deutschland.
RHJ-Chef Fischer erneuerte seine Bestandsgarantie für alle vier Werke in Deutschland. "Um es deutlich zu sagen: Wir werden alle vier deutschen Opel-Werke erhalten", sagte er. Für die Kostensenkungen wolle man "die Partnerschaft mit der ehemaligen Opel-Mutter GM nutzen, zum Beispiel beim gemeinsamen Einkauf von Fahrzeugteilen", sagte Fischer.
Weiter betonte der RHJ-Chef, dass Opel "großes Potenzial" habe und im Fall einer Übernahme eigenständig bleiben solle. "Wir wollen Opel als eigenständiges Unternehmen führen, die Mitarbeiter sollen sich mit bis zu zehn Prozent an der Firma beteiligen können", sagte er.
RHJ wehrt sich gegen Vorwürfe
Fischer wies Vorwürfe zurück, bei Opel nur als Strohmann für die US-Muttergesellschaft General Motors (GM) zu fungieren. Es sei "Unsinn", dass RHJ sich im Falle einer Opel-Übernahme schon nach wenigen Jahren wieder von der Beteiligung trennen wolle. "Wir sind eine börsennotierte Industrieholding und denken in langen Zeiträumen. Das trifft auch bei Opel zu." Auch RHJ-Verhandlungsführer Gerd Häusler versicherte im "Handelsblatt": "Es gibt keinerlei Verpflichtung, dass RHJ zu irgendeinem Zeitpunkt seinen Anteil an Opel an General Motors wieder verkauft."
Gleichzeitig betonte Fischer, dass bei der Sanierung die Rückzahlung der vom Steuerzahler erhaltenen Finanzhilfen Vorrang habe. "Solange der deutsche Steuerzahler nicht jeden Euro seines Geldes zurückerhalten hat, werden wir auch keine Dividenden erhalten", sagte Fischer der Zeitung.
Entscheidung Anfang nächster Woche?
Für das Wochenende kündigte der Manager die Vorlage eines unterschriftsreifen Vertrages an. Das Dokument werde rund 500 Seiten umfassen. GM will offenbar bereits Anfang kommender Woche einen Käufer für Opel auswählen. Es sei wahrscheinlich, dass GM bereits "früh in der nächsten Woche" eine Entscheidung treffe, sagte der für das Geschäft in der Region Asien/Pazifik zuständige GM-Manager Nick Reilly der Agentur Bloomberg. Der Zulieferer Magna und der Finanzinvestor RHJ seien dabei "wahrscheinlich in einer führenden Position", sagte Reilly.
Widersprüchliches über Details
In den Medien wird teilweise widersprüchlich über Details des RHJ-Konzepts berichtet. So schreiben das "Handelsblatt" und die Nachrichtenagentur Reuters, den RHJ-Plänen zufolge solle das Werk im belgischen Antwerpen im Frühjahr 2010 geschlossen und der thüringische Standort Eisenach für zwei Jahre stillgelegt werden, bevor 2012 dort die Produktion wieder anläuft. Die Arbeitsplätze in Eisenach sollten vollständig erhalten bleiben, berichtet das "Handelsblatt". Laut Reuters plant RHJ, die Werke in Bochum, Rüsselsheim und Saragossa zu verkleinern.
Der "Frankfurter Rundschau" zufolge soll in dem Werk Eisenach zwei Jahre lang Kurzarbeit gelten, bis die Produktion des neuen Corsa beginne. Die Entwicklungsabteilung in Rüsselsheim solle "zurechtgestutzt" werden.
RHJ rechnet mit 3,8 Mrd. Euro vom Staat
RHJ hatte der Bundesregierung ein nachgebessertes Angebot präsentiert. Reuters liegt das Konzept eigenen Angaben zufolge vor. Die Agentur berichtet daraus, dass der Investor Staatshilfen über 3,8 Milliarden Euro beantragen will. Der Investor will sich mit 50,1 Prozent an Opel beteiligen, 39,9 Prozent sollen bei GM bleiben. Insgesamt will der Investor 275 Millionen Euro in Opel investieren, 175 davon bei Vertragsabschluss, den Rest Ende 2012.
Der belgische Finanzinvestor konkurriert mit dem Zulieferer Magna und dem chinesischen Hersteller BAIC um den Zuschlag für Opel.