Gewerkschaft beschuldigt Wirtschaftsministerium "Verhandlungen mit Magna torpediert"
Im Bieterkampf um Opel fahren die Arbeitnehmervertreter schwere Geschütze auf: Die IG Metall warf Wirtschaftsminister zu Guttenberg vor, die Verhandlungen mit Magna zu torpedieren. Der Opel-Betriebsrat beschuldigte den Finanzinvestor RHJ, einzig im Interesse von GM zu handeln.
Im Übernahmepoker um den Autobauer Opel hat die IG Metall Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg scharf angegriffen. "Es ist unerträglich, dass die Heckenschützen, die aus durchsichtigen Eigeninteressen den Verhandlungsprozess mit Magna torpedieren, durch das Bundeswirtschaftsministerium täglich mit Munition versorgt werden", sagte der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter und Opel-Aufsichtsrat Armin Schild der "Berliner Zeitung". Die Störfeuer, die täglich kämen und die Gerüchteküche aufheizten, sorgten für Irritationen, sagte der Gewerkschafter.
Wunschpartner der Belegschaft bleibt Magna
Er betonte erneut, dass für die Belegschaftsvertreter der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna der Wunschpartner sei. Einzig und allein Magna habe bisher Sondierungsgespräche mit den Arbeitnehmervertretungen geführt, sagte Schild. Immerhin gehe es um die Jobs von 28.000 Opel-Beschäftigten allein in Deutschland.
Dem Magna-Konkurrenten im Bieterstreit, dem Finanzinvestor RHJ, warf Opel-Betriebsratschef Klaus Franz vor, einzig im Interesse der Opel-Mutter GM zu handeln. Gewinne die in Brüssel ansässige Ripplewood-Tochter RHJ International den Bieterwettkampf um Opel, "könnte GM das Ziel realisieren, alles beim Alten zu lassen", warnte Gesamtbetriebsratschef Franz laut "Handelsblatt" in einem internen Schreiben an die Mitarbeiter. Ripplewood wolle Opel so schnell wie möglich wieder an den US-Mutterkonzern verkaufen. "Zunächst könnte man sich über die Kredite, für die die Steuerzahler bürgen, etwas Zeit erkaufen, aber mit diesem 'Weiter so' wird das Unternehmen endgültig scheitern", schrieb Franz demnach.
Flugblatt gegen Finanzinvestor
Die Arbeitnehmervertreter verbreiteten ihre Vorwürfe an den Finanzinvestor auch auf einem Flugblatt an die Mitarbeiter des Standortes Rüsselsheim. Mit einem Einstieg von RHJ bleibe letztlich GM am Drücker, argumentierte der Betriebsrat auch hier. Für Opel würde dies das endgültige Scheitern bedeuten, denn GM wolle Opel keine Möglichkeit geben, eigenständig Fahrzeuge zu entwickeln
Werde Magna abgelehnt und einige sich kein anderer Bieter mit General Motors, stehe Opel in wenigen Monaten wieder vor der Insolvenz. Der Betriebsrat warnte vor einem "heißen Herbst" bei Opel.
RHJ und BAIC lassen nicht locker
RHJ hatte am Montag erstmals Verhandlungen mit der Opel-Mutter GM über eine Übernahme des angeschlagenen Autobauers bestätigt und von einem "fortgeschrittenen Stadium" gesprochen. Das Konzept sieht den Erwerb von über 50 Prozent der Opel-Anteile vor. Außerdem wird der Erhalt aller vier deutschen Opel-Werke versprochen.
Einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge wollen auch RHJ und der chinesische Bieter BAIC demnächst auf den Opel-Betriebsrat zugehen und Gespräche führen.