Kampf um Opel Politik will Magna als Opel-Retter
2200 Jobs sollen in Bochum wegfallen, 280 in Kaiserslautern: So sieht laut dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Beck das Magna-Konzept zur Opel-Rettung aus - und es sei das beste. Mehrere Politiker pflichten ihm bei, NRW-Regierungschef Rüttgers sieht das anders.
Die Bundesregierung bevorzugt den östereichisch-kanadischen Zulieferer Magna bei der Übernahme des angeschlagenen Autobauers Opel. Die Verhandlungen mit allen drei Interessenten gingen weiter, "aber mit dem Schwerpunkt auf Magna", sagte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) nach einem Spitzentreffen im Kanzleramt.
Magna wolle rund 2200 Stellen in Bochum abbauen, 280 weitere in Kaiserslautern. Das Opel-Stammwerk in Rüsselsheim und das Werk im thüringischen Eisenach seien von den Magna-Plänen kaum betroffen. In Europa wolle Magna insgesamt 10.000 Arbeitsplätze bei einer Opel-Übernahme abbauen. Beck sagte, das Fiat-Konzept sehe europaweit einen Abbau von 12.000 Arbeitsplätzen vor, davon in Deutschland deutlich mehr als im Magna-Angebot. Für den Magna-Plan spreche neben dem geringeren Stellenabbau in Deutschland auch die bessere Zukunftsperspektive, sagte Beck.
Drei Länderchefs für Magna - einer dagegen
Auch die Ministerpräsidenten Roland Koch (Hessen) und Dieter Althaus (Thüringen) waren sich einig. In den nächsten Tagen komme es darauf an, dass man sich "auf das im Augenblick interessanteste Angebot, das aus der Magna-Gruppe kommt, konzentriert", sagte Koch. Das Land Nordrhein-Westfalen will nach Aussage seines Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) dem Konzept des kanadisch-österreichischen Autozulieferers jedoch nicht zustimmen. Der Arbeitsplatzabbau sei "nicht akzeptabel".
SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier zeigte sich zuversichtlich. Man sei ein gutes Stück vorangekommen. Unter den drei Interessenten gebe es auch ein "sehr tragfähiges Konzept" sagte der SPD-Vize mit Blick auf die Offerte von Magna. Nach den Worten von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat sich die Bundesregierung aber noch nicht auf den Konzern als favorisierten Käufer festgelegt. "Es wäre verwegen, jemanden abzuschreiben", sagte Guttenberg. Konzepte könnten sich auch noch verändern. Auch "das Verfahren einer geordneten Insolvenz" sei "weiterhin Gegenstand der Gespräche." Grundsatzentscheidungen müssten bis nächste Woche getroffen worden sein.
Alle Interessenten setzen auf Staatshilfen
Auch das Konzept des US-Finanzinvestors Ripplewood sieht nach bisgerigen Informationen Stellenabbau vor. Alle drei Interessenten setzen zudem auf hohe Staatsbürgschaften. Die Entscheidung, wer zum Zuge kommt, liegt allerdings in den Händen des Opel-Mutterkonzerns GM. Um Übernahmeverhandlungen zu ermöglichen, die sich bis zum Herbst hinziehen dürften, will der Bund mit einem Treuhand-Modell eine Brückenfinanzierung über 1,5 Milliarden Euro bereitstellen.
Betriebsrat betont Vorzüge des Ripplewood-Konzepts
Falls sich kein Bieterkonzept als tragfähig erweist und GM sich nicht auf das deutsche Treuhand-Modell einlässt, droht Opel die Insolvenz. Betriebsratschef Franz kündigte deshalb in der "FAZ" einen Notfallplan an: Die Beschäftigten könnten mit den Opel-Händlern den Autobauer selbst übernehmen. In einem Interview der "Welt" betonte er allerdings die Vorzüge des Ripplewood-Gebots. "Das Konzept von Ripplewood ist absolut logisch und nachvollziehbar", sagte Franz. Das Angebot muss ernsthaft geprüft werden."
Mitarbeiter verzichten auf Lohn
Franz bestätigte Medienberichte über einen geplanten Lohnverzicht von Opel-Mitarbeitern. Die Belegschaft im Stammwerk Rüsselsheim und im Testzentrum im hessischen Rodgau-Dudenhofen werde im Mai und Juni jeweils 1,5 Tage arbeiten, ohne dafür Geld zu erhalten, so Franz. In der Belegschaft gebe es dafür eine breite Zustimmung. Allerdings werde niemand gezwungen, mitzumachen. Im Gegenzug sollen die Mitarbeiter zwischen Weihnachten und Neujahr sechs Tage bezahlten Sonderurlaub nehmen dürfen.
Gerüchte über viertes Übernahme-Angebot
Unterdessen gibt es Medienberichte, nach denen es ein mit Verspätung eingereichtes viertes Übernahme-Angebot für den Autobauer Opel geben könnte. Ein chinesischer Hersteller habe GM schriftlich sein Interesse signalisiert, berichtete die US-Wirtschaftsagentur Bloomberg unter Berufung auf zwei informierte Personen. Ob es aber tatsächlich noch zu einem detaillierten Angebot komme, sei offen.