Deutscher Außenhandel Exporte mit größtem Plus seit dreieinhalb Jahren
Der deutsche Außenhandel hat zu Beginn des Jahres überraschend stark an Fahrt aufgenommen. Die Exporte stiegen so stark wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr. Ende 2023 hatte es noch einen Dämpfer gegeben.
Die deutschen Exporteure sind mit dem stärksten Umsatzplus seit Mitte 2020 ins neue Jahr gestartet. Die Unternehmen lieferten im Januar 6,3 Prozent mehr ins Ausland als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg von 1,5 Prozent gerechnet.
Zum Jahresende 2023 hatte die Exportwirtschaft noch einen kräftigen Dämpfer verzeichnet. So waren die deutschen Ausfuhren im Dezember im Monatsvergleich um 4,5 Prozent gesunken. Auch die Importe kletterten nun aber um 3,6 Prozent und damit doppelt so stark wie erwartet.
Geschäft mit USA bleibt das Wichtigste, geht aber zurück
"Der Einstieg ins laufende Quartal ist gelungen", sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Der Export zeige eine "krasse Gegenbewegung" zum Vormonat. "Wegen der schwachen Weltwirtschaft ist ein 'Weiter so' jedoch nicht in Sicht." Zudem machten Wettbewerbsnachteile dem Export weiter zu schaffen, so Krüger.
Kalender- und saisonbereinigt wurden Waren im Wert von 135,6 Milliarden Euro aus Deutschland exportiert und Waren über 108,0 Milliarden Euro importiert. Das Exportplus geht dabei vor allem auf das gut laufende Europa-Geschäft zurück: Die Firmen verkauften in die EU-Mitgliedstaaten Waren im Wert von 75,8 Milliarden Euro - ein Anstieg von 8,9 Prozent zum Vormonat.
Wichtigster Abnehmer von Waren "Made in Germany" blieben aber die USA. Das Geschäft mit der weltgrößten Volkswirtschaft sank jedoch um 1,7 Prozent auf 12,5 Milliarden Euro. Die Ausfuhren nach China stiegen um 7,8 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro, die nach Großbritannien gingen um 8,1 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro zurück.
"Besserung ist in Sicht"
Nach einem Rückgang der Exporte von real 2,2 Prozent im vorigen Jahr gebe es nun Hoffnung auf leichtes Wachstum 2024, sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. "Dazu bedarf es einer wieder besseren wirtschaftlichen Entwicklung im Ausland." Jüngste Konjunkturdaten signalisierten dies auch etwas.
"Der gute Start der Exporte in das Jahr 2024 hat also auch symbolischen Wert", betonte Gitzel. "Die Botschaft lautet: Besserung ist in Sicht." Das zeigt auch die Stimmung in der deutschen Exportindustrie, die sich im Februar ebenfalls leicht aufhellte, wie das Münchner ifo-Institut jüngst in seiner monatlichen Unternehmensumfrage herausfand. Das Barometer dazu stieg auf minus 7,0 Punkte, von minus 8,5 Zählern im Januar.
"Die deutsche Exportwirtschaft profitiert gegenwärtig kaum von der weltwirtschaftlichen Entwicklung", sagte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Da gibt es noch deutlich Luft nach oben." Zuwächse bei den Ausfuhren erwarten weiter nur wenige Branchen - wie Nahrungsmittel-Produzenten, die Getränkehersteller sowie die Glas- und Keramikbranche. "Im Maschinenbau allerdings sanken die Erwartungen auf den niedrigsten Wert seit Juni 2020", hieß es.