Flaggen von Deutschland, Schweiz und Österreich
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Wirtschaft im Alpenraum So unterschiedlich geht es Deutschlands Nachbarn

Stand: 13.01.2025 19:26 Uhr

Österreich ringt mit Unsicherheit und Stagnation, hofft auf ein Sparpaket. Deutschlands Stabilität als Handelspartner bleibt unersetzbar, während die Schweiz mit Stabilität und Dynamik Vorbild ist.

Von Melanie Böff, ARD-Finanzredaktion

Es brodelt in Österreich - politisch wie selten zuvor, und auch die Wirtschaft steckt weiter im Krisenmodus. Zwei Jahre Rezession hinterlassen Spuren. Es heißt aber auch, Österreich habe über seine Verhältnisse gelebt.

Die Ratingagentur Fitch droht bereits mit einer Herabstufung Österreichs, auch aufgrund der politischen Veränderung. Jetzt haben sich die rechtspopulistische FPÖ und die konservative ÖVP im Zuge ihrer Koalitionsverhandlungen offenbar auf ein Sparpaket geeinigt, um die EU mit ihren Schuldenregeln zu besänftigen.

Die Aussichten für Österreichs Wachstum bleiben mau

Gabriel Felbermayr vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung sagte tagesschau24, Österreichs Wachstum sei und bleibe wohl mau. "Wenn jetzt die notwendige Budgetkonsolidierung passiert, dann wird es natürlich auch weiter auf die Konjunktur treffen, die Konjunktur weiter eintrüben, sodass wir auch für das Jahr 2025 mit einem sehr niedrigen Wachstum in Österreich rechnen müssen."

Anders als in Deutschland haben sich die Aktienkurse in Österreich ebenfalls nicht so deutlich erholt. Der ATX, der Leitindex der Wiener Börse, konnte nicht ansatzweise so stark zulegen wie der DAX, der allein 2024 um 19 Prozent gestiegen ist.

Andere Struktur - ähnliche Herausforderungen

Das liege auch an der Struktur der österreichischen Wirtschaft und der Zusammensetzung des ATX, sagt Christoph Boschan von der Wiener Börse: "Es ist ein vergleichsweise kleiner Markt, insbesondere auch im Vergleich zum DAX." Die Branchenvielfalt im ATX sei nicht so breit wie im deutschen Index. "Wir haben einen deutlichen Schwerpunkt auf den klassischen Industrien Bau, Baustoffe, Versicherungen, Banken, Öl und Stahl."

Österreich hat ähnliche Standortprobleme wie Deutschland: hohe Energie- und Lohnkosten. Die unsichere politische Lage hilft ebenfalls nicht, sagt Ökonom Felbermayr. Auch das sei in Deutschland nicht ganz anders. "Für Österreich ist natürlich von entscheidender Bedeutung, dass im größten Nachbarland in Deutschland sichere Verhältnisse einkehren, dass es ein klares Wahlergebnis gibt und auch eine klare Option, dann wirtschaftspolitisch in Deutschland Reformen anzuschieben." Das sei für die österreichische Entwicklung extrem wichtig.

Uhren und Medikamente helfen der Schweiz

Deutschland ist der wichtigste Handelspartner für Österreich, vor allem geht es um die deutsche Autoindustrie. Ähnlich gilt das auch für den anderen Alpennachbarn Deutschlands - die schweizerische Wirtschaft und die deutsche sind eng miteinander verflochten. Doch wirtschaftlich gesehen schlägt sich die Schweiz gerade sehr viel besser als Deutschland, sagt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Das liege auch an zwei Branchen in der Schweiz: der Pharmaindustrie und der Uhrenindustrie.

"Beide Industrien sind konjunktur-insensitiv", sagt Gitzel. "Medikamente brauche ich immer, auch wenn die Konjunktur schlecht läuft. Und die Uhrenindustrie ist im Luxussegment aktiv. Klassischerweise ist Luxus weniger konjunktursensitiv. Das hilft im Moment der Schweiz."

Ein starker Franken stützt

Dazu kommt der Schweizer Franken, der während der Corona-Pandemie aufgewertet hat. Durch die stärker gewordene Währung hat die Schweiz nicht so einen Inflationsschock erlitten wie etwa Deutschland. "Der starke Schweizer Franken hat Importe vergünstigt, und damit hatten die Schweizer Bürger weniger Kaufkraftentzug wie beispielsweise ein deutscher Konsument."

In der Schweiz ist der Arbeitsmarkt dynamischer

Laut Gitzel spielt der Arbeitsmarkt in der Schweiz eine Schlüsselrolle. Denn beim Nachbarn wird deutlich mehr gearbeitet als hier in Deutschland - weniger Urlaub und eine höhere Wochenarbeitszeit. Der Arbeitsmarkt in der Schweiz ist viel dynamischer, auch wegen weniger strengen Kündigungsfristen als in Deutschland - in Summe führt das zu Vollbeschäftigung.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 13. Januar 2025 um 09:00 Uhr.