Verdacht auf Untreue und Marktmanipulation Razzia bei Hypo Real Estate
Der angeschlagene Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate ist ins Visier der Justiz geraten. Staatsanwaltschaft, Polizei und Finanzaufsicht durchsuchten Büroräume sowie Privaträume früherer Vorstandsmitglieder. Es bestehe der Verdacht auf Marktmanipulation und Untreue.
Die Staatsanwaltschaft München hat Büroräume des angeschlagenen Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) durchsucht. Gefilzt wurden Büros der Bank sowie Privaträume und Büros von Managern, die zwischen November 2007 und September 2008 im Vorstand saßen. Auch Räume des früheren Aufsichtsratsvorsitzenden Kurt Viermetz wurden durchsucht. Laut Staatsanwaltschaft geht es um den Verdacht auf Marktmanipulation und unrichtige Darstellungen nach dem Aktiengesetz. Auch der Vorwurf der Untreue werde geprüft.
Finanzaufsicht beteiligt
An den Durchsuchungsaktionen sind 15 Staatsanwälte sowie 65 Beamte des Landeskriminalamtes und verschiedener Polizeibehörden beteiligt. Auch zwei Beamte der Finanzaufsicht BaFin wurden hinzugezogen. Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben bereits jetzt umfangreiches Material sichergestellt. Die Sicherung elektronischer Daten dauere noch an. Ein Sprecher der Hypo Real Estate erklärte, das Unternehmen werde bei der Aufklärung mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten.
Die Hypo Real Estate war im Zuge der Finanzkrise in eine existenzielle Notlage geraten und musste mit massiven staatlichen Hilfsmaßnahmen gerettet werden. Der frühere Vorstandschef Georg Funke musste auf Druck der Bundesregierung seinen Platz räumen. Auch Aufsichrsratschef Viermetz wurde ausgewechselt, ebenso die meisten anderen Mitglieder des Gremiums.
Anzeige der Aktionärsschützer
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hatte wegen des Verdachts des Betrugs und der fehlerhaften Kapitalmarktinformation eine Strafanzeige gegen Verantwortliche des DAX-Konzerns bei der Staatsanwaltschaft München gestellt. Außerdem liege möglicherweise ein Verstoß gegen das Verbot der Marktmanipulation vor, hatten die Aktionärsschützer erklärt. Sie verwiesen auf das Wertpapierhandelsgesetz.
Dieses verbietet es unter anderem, relevante Informationen über die Situation eines Unternehmens zu verschweigen, die dessen Bewertung an der Börse beeinflussen können. Laut DSW hatte die Hypo Real Estate am 25. September 2008 Investoren noch von einer stabilen Lage berichtet, obwohl tags darauf bereits die Finanzaufsicht über die massiven Probleme informiert worden sei. Erst am 29. September habe der Konzern dann mitgeteilt, dass er auf staatliche Hilfe angewiesen sei. Daraufhin brach der Aktienkurs am selben Tag um fast 75 Prozent ein.
Milliardenverlust im dritten Quartal
Im dritten Quartal hatte die Bank einen Verlust von 3,052 Milliarden Euro nach Steuern gemeldet und für das Gesamtjahr ein deutliches Minus angekündigt. Zuletzt hatte die Bank weitere Hilfen aus dem Rettungspaket des Bundes erhalten. Der Finanzmarktstabilisierungsfonds hatte den Ende November gewährten Garantierahmen von 20 auf 30 Milliarden auf. Grund dafür war, dass die Bank einen höheren finanziellen Bedarf festgestellt habe.